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„Was nicht geschah“

Was nicht geschah

Was nicht geschah

Kopenhagen
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Als der Verzicht auf das Johnson-&-Johnson-Vakzin bekannt gegeben wurde, gab es keine Pressekonferenz. Darüber wundert sich nicht nur Walter Turnowsky, sondern auch etliche seiner Kollegen und Kolleginnen sind erstaunt.

Meist richten wir unser Augenmerk dorthin, wo irgendetwas los ist. Doch ab und zu ist es mindestens genauso interessant, sich mit dem zu befassen, was nicht geschehen ist.

Zum Beispiel die Pressekonferenz im Zusammenhang mit dem Beschluss, auf den Impfstoff von Johnson & Johnson zu verzichten. Sie fand nicht statt.

Es ist das erste Mal während der Corona-Krise, dass ein so weitreichender Beschluss nicht bei einer Pressekonferenz (PK) mitgeteilt wurde. Die Presse wurde schon mehrmals zu deutlich inhaltsleereren PKs einberufen.

Diskussion auf Twitter

Auf Twitter wunderten sich dann auch gleich mehrere Kollegen über diese Priorisierung. Es sei am Montag leider nicht möglich gewesen, eine PK abzuhalten, antwortete die Pressechefin der Gesundheitsbehörde, Tina Guldmand Gustavsen. Auf die Frage „Warum?“ lautete die Antwort: „Sitzungen, Sitzungen und noch mehr Sitzungen“, doch habe man immerhin „DR“, „TV2“ und „Ritzau“ Interviews gegeben.

Spekulationen, dass man unbequemen Fragen aus dem Weg gehen wollte, weist Gustavsen entschieden von sich.

Ohne Politiker

Bereits als einige Wochen zuvor der Verzicht auf den Astrazeneca-Impfstoff bekannt gegeben wurde, fehlte etwas. Am 14. April fand zwar eine Pressekonferenz statt, wer jedoch nicht da war, war Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) und schon gar nicht Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.). Der Direktor der Gesundheitsbehörde, Søren Brostrøm, und die Abteilungsleiterin der Arzneimittelbehörde, Tanja Erichsen, durften den Beschluss erklären.

Dies war im Grunde auch folgerichtig, denn den weitreichenden Beschluss hatte die Regierung Brostrøm überlassen.

Und damit sind wir bei der nächsten Begebenheit, die nicht stattfand: nämlich die Intervention seitens der Regierung. Bekanntlich haben Staatsministerin Mette Frederiksen und ihre Staatssekretärin Barbara Bertelsen die Kontrolle im Umgang mit der Krise bereits zu Anfang eng an sich gezogen.

Politische Beschlüsse

Alle Beschlüsse seit dem 11. März 2020 waren politische Beschlüsse auf der Grundlage der Beratung der Behörden – ab und zu auch im Widerspruch zu den Ratschlägen. Nur eben nicht die Beschlüsse zum Verzicht auf die Impfstoffe.

Dabei kann man wohl schwerlich damit argumentieren, der Verzicht habe ausschließlich gesundheitliche Aspekte. Die Rechnung der Gesundheitsbehörde lautet: Es werden weniger ernste Corona-Fälle verhindert, als ernste Nebenwirkungen durch die Impfstoffe ausgelöst würden.

Das Rechenstück berücksichtigt jedoch nicht, dass das verlangsamte Impfprogramm auch die Dauer der Restriktionen und damit der Krise verlängert. Und auch das hat Folgen: psychologisch, wirtschaftlich, aber letztlich auch gesundheitlich.

Wir werden wohl kaum erfahren, warum die Regierung vor diesem Hintergrund die Entscheidung allein der Gesundheitsbehörde überlassen hat. Darüber nachdenken darf man schon.

 

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