Leitartikel

„Gefährliche Klimazögerer“

Gefährliche Klimazögerer

Gefährliche Klimazögerer

Kopenhagen
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Langsam das Richtige gegen den Klimawandel tun, bedeutet das Falsche tun. Denn der Zeitpunkt für „langsam“ ist nun engültig verpasst, meint Walter Turnowsky.

Der ehemalige Vorsitzende der britischen Labour-Partei, Ed Miliband, hat es auf den Punkt gebracht. Das größte Problem seien nicht mehr jene, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, sondern jene, die zögerlich handeln.

Dieser Sommer hätte eigentlich jedem verdeutlichen sollen, dass der Klimawandel nicht irgendetwas ist, das in der Zukunft auf uns zukommt, sondern wir stecken mittendrin.

Die Überschwemmungskatastrophen in Deutschland und Belgien waren in unseren Breitengraden der deutlichste Warnschuss.

Katastrophensommer

Doch auch weltweit läuten die Alarmglocken immer lauter. China hat ebenfalls Überschwemmungen erlebt. Hitzewellen und Waldbrände in den USA und Kanada haben es auch bei uns in die Schlagzeilen geschafft. Finnland hat mit 31 Tagen die bisher längste Hitzewelle erlebt. In Argentinien schlug eine Hitzewelle in eine Kältewelle um. Am 20. Juli erlebte die Türkei mit 49,1 Grad einen Wärmerekord. Brasilien erlebt die schlimmste Dürre seit 91 Jahren. Die Olympischen Spiele in Tokyo sind von warmem und feuchtem Wetter geplagt, und auch anderenorts in Ostasien jagt ein Hitzerekord den nächsten.

Ein einzelnes dieser extremen Ereignisse kann man nicht direkt dem Klimawandel zuschreiben. Die Häufung lässt jedoch keinen anderen Schluss zu.

Schmelzendes Eis und Luftströme

In Grönland ist am Dienstag vergangener Woche so viel Eis getaut, dass das Wasser Dänemark 20 Zentimeter hoch bedecken würde. Zwei Tage später passierte dasselbe wieder.

Und dort sind das schon lange keine Einzelereignisse mehr: Die Temperatur steigt in Grönland mit der doppelten Geschwindigkeit, verglichen mit dem globalen Schnitt. Die Eiskappe schmilzt immer schneller.

Es sieht bezaubernd schön aus, wenn sich im Sommer auf der grönländischen Eiskappe Seen bilden. Doch die Eiskappe taut immer schneller. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Welche Auswirkungen es haben wird, wenn die Jetstreams über den Polen sich verlangsamen, haben die Forscher bisher nur zum Teil ermittelt, aber es zeichnet sich ab, dass globale Wettersysteme zusammenbrechen könnten.

Laut „The Guardian“ gibt es erste Anzeichen, dass der Golfstrom stehen bleiben könnte. Der Umfang der Katastrophen, die das auslösen würde, ist unermesslich.

Immense Aufgabe

All dies zusammen verdeutlicht, dass die Zeit des Zögerns wahrlich vorbei ist. Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung, wie es sie wohl noch nie in der Geschichte der Menschheit gegeben hat.

Bislang scheint der Umfang der Aufgabe den meisten Regierungen nur ansatzweise klar geworden zu sein. Die gilt auch für die dänische, die sich gerne die bisher grünste des Landes nennt und in ihre Regierungsabsprache mit den Unterstützern geschrieben hat, sie wolle beim ökologischen Umbau eine „internationale Führungsposition“ einnehmen.

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