Raucherpolitik

Rauchverbot: Schutz oder Übergriff?

Rauchverbot: Schutz oder Übergriff?

Rauchverbot: Schutz oder Übergriff?

Sara Wasmund / Dirk Thöming
Süddänemark
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Keine Zigaretten mehr während der Arbeitszeit: Das wollen die Arbeitsgeber Regionen ihren Mitarbeitern vorschreiben. Foto: Simon Høgsberg / Ritzau Scanpix

Ob Krankenschwester oder Verwaltungsmitarbeiter: Den Angestellten der Regionen Dänemarks soll es ab 2020 nicht mehr gestattet sein, in der Arbeitszeit zu rauchen. Darauf hat sich laut Recherche von „Jyllands-Posten“ der Aufsichtsrat der Regionen geeinigt.

Kein Rauchen mehr während der Arbeitszeit für alle Mitarbeiter der Regionen: Das geplante Verbot steht im Raum und bezieht sich sowohl auf die Grundstücke als auch auf Fußgängerwege vor den Grundstücken der Regionsgebäude. Das Verbot würde 140.000 Angestellte der Regionen betreffen.

„Wir wissen, dass Rauchen eines der größten Risiken für die Gesundheit ist und es sehr viele Leben kostet“, sagt Ulla Astman (Soz.), stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbandes „Danske Regioner“. „Wir wünschen uns, dass die Gesundheit der Bürger verbessert wird und nicht zuletzt unter unseren eigenen Mitarbeitern.“

Minderheit: Raucherpolitik aber kein Verbot

Wie hält es die deutsche Minderheit mit dem Rauchen? Im Haus Nordschleswig, dem Hauptsitz des Bundes Deutscher Nordschleswiger, habe man zwar eine Raucherpolitik aber kein generelles Verbot während der Arbeitszeit, sagt BDN-Generalsekretär Uwe Jessen.

„Unsere Rauchpolitik hängt am schwarzen Brett und umfasst sowohl normale Zigaretten wie auch E-Zigaretten. Grundsätzlich gilt: Das Rauchen ist im Haus verboten. Wer aber nach draußen gehen will, kann das tun. Es soll natürlich nicht direkt vor der Tür oder unter einem offenen Fenster geraucht werden. Es gilt: keiner soll durch das Rauchen gestört werden.“

Derzeit gebe es unter den Angestellten gar keine regelmäßigen Raucher. „Daher ist das bei uns auch kein Thema und auch kein Problem-Thema“, berichtet Jessen.

Zum 1. September soll ein neuer Geschäftsführer die Arbeit im Haus Nordschleswig aufnehmen. Foto: DN-Archiv

Und wie sieht es beim Deutschen Jugendverband für Nordschleswig (DJN) aus? Gelten hier wegen der Vorbildfunktion für Kinder andere Regeln?

„Nein“, sagt Jessen. Auch dort gelte ein Rauchverbot im Haus, aber auf dem Gelände des Knivsbergs darf durchaus geraucht werden. „Ob man das mal ändert, weil es durchaus eine Vorbildfunktion gibt, das könnte man mal diskutieren“, so Jessen. Da aber auch das Haus Nordschleswig von Kindern und Jugendlichen besucht wird, müsse man das Thema dann aber prinzipiell zur Diskussion stellen. Bislang sei dies aber nicht geplant.

FOA: Bislang keine Klagen erhalten

Jytte Østergaard, stellvertretende Sektionsvorsitzende der Gewerkschaft FOA in Sonderburg, hat bisher keine Klagen über Rauchverbote erhalten.

„Ich habe nicht davon gehört, dass es Probleme geben soll“, sagt sie mit Verweis darauf, dass bei Arbeitsplätzen der Region Süddänemark bereits jetzt das Rauchen auf dem gesamten Grundstück untersagt sei.

„Mitarbeitern, die Probleme mit der Regelung haben, muss eine Hilfestellung angeboten werden. Etwa in Form von Rauchentwöhnungs-Kursen“, sagt sie.



 

Mitarbeitern, die Probleme mit der Regelung haben, muss eine Hilfestellung angeboten werden.

Jytte Østergaard, Gewerkschaft FOA
In den Krankenhäusern Süddänemarks ist den Mitarbeitern das Rauchen bereits untersagt. Foto: Morten Rasmussen / Ritzau Scanpix

Der Beschluss der Regionen soll in Zusammenarbeit mit den sogenannten Zusammenarbeitsausschüssen (MED-udvalg) in die Tat umgesetzt werden. Gemeinsam soll beschlossen werden, welche Sanktionen jenen Mitarbeitern drohen, die sich dem Verbot widersetzen.

Laut der Zeitung dürfte prinzipiell auch nicht zu Hause geraucht werden, sollte der oder die Angestellte von dort aus arbeiten und auch nicht im eigenen Auto, falls dies für dienstliche Zwecke genutzt wird. Rigide Kontrollen schließt Astman in den eigenen vier Wänden beziehungsweise auf den eigenen vier Rädern jedoch vorerst aus.

Vier Kommunen sind Verbots-Vorreiter

Die Kommunen Lemvig, Struer, Dragør und Fredensborg haben bereits eine „rauchfreie Arbeitszeit“ eingeführt.

Die Region Süddänemark will bereits ab Spätsommer 2019 ein Rauchverbot für alle 25.000 Angestellten einführen. An den vier Krankenhäusern der Region gilt bereits ein Rauchverbot während der Arbeitszeit, sowohl im Haus als auch auf dem Gelände.

In Zukunft soll es allen Mitarbeitern verboten werden, zu rauchen, auch wenn man sich auf einer Fortbildung oder einer Dienstreise befindet. Eine Arbeitsgruppe der Region soll Regeln und den Umgang mit Regelverstößen erarbeiten.

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