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Facebook: Dänische Medien bremsen Politiker aus

Facebook: Dänische Medien bremsen Politiker aus

Facebook: Dänische Medien bremsen Politiker aus

cvt/Ritzau
Kopenhagen/Apenrade
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Zahlreiche Politiker nutzen Zeitungsartikel auf Facebook, um auf die eigene Agenda aufmerksam zu machen. (Symbolfoto) Foto: Johanna Geron/Reuters

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Sie wollen nicht mehr Spielball politischer Agenden sein. Eine Reihe von landesweiten Publikationen schaltet den Relevanz-Algorithmus aus.

Der öffentlich-rechtliche TV- und Radiosender „Danmarks Radio“ und die landesweiten Medien „Jyllands-Posten“, „B. T.“ und „Ekstra Bladet“ haben die Kommentarfunktion unter auf Facebook  publizierten Artikeln verändert. Anstatt die Kommentare mithilfe von Facebook-Algorithmen nach der Popularität der Kommentierenden und der Zahl der Reaktionen zu sortieren, sollen künftig schlicht die neuesten Kommentare zuoberst angezeigt werden. Das schreibt das Gewerkschaftsblatt „Journalisten“.

Zuletzt wurde Kritik daran laut, dass eine Reihe von Politikerinnen und Politikern die Kommentarfunktion unter Artikeln dazu nutzen, auf die eigene Agenda aufmerksam zu machen und auf diese Weise auf Facebook  Kommentare und sogenannte Likes zu generieren.

„B. T.“: Nicht zur Litfaßsäule der Parteien werden

„B. T.“-Chefredakteur Jonas Kuld Rathje sagt, dass das Boulevardblatt die Praxis geändert habe, weil man es als problematisch betrachte, dass Politiker darauf spekulieren können, die Facebook-Algorithmen für sich zu nutzen.

„Teils, weil das dafür sorgt, dass besonders abstoßende Kommentare, die viele Likes bekommen, weit oben liegen können, und teils, weil die Politiker – typischerweise, weil sie verifizierte Profile haben – hoch priorisiert werden“, so Rathje.

Die Politiker dürften sich gerne in die Debatte einschalten, aber „wir haben kein Interesse daran, in unserem Feed zu einer Reklamesäule für sie zu werden“, sagt er. „Wir können ganz eindeutig sehen, dass das etwas ist, worauf die Politiker seit etwa einem halben Jahr spekulieren“, so der Chefredakteur zu „Journalisten“.

Bei „Berlingske“ wurden die Facebook-Einstellungen nicht geändert, doch der Redaktionschef für Digitales, Kevin Walsh, bestätigt die Herausforderungen und kann sich vorstellen, die Einstellungen ebenfalls zu ändern. Doch er sagt, es schaffe nicht notwendigerweise eine bessere Debatte, wenn immer der neueste Kommentar oben liegt.

„Nordschleswiger“: Weiter auf Facebook – aber bald nicht mehr im eigenen Angebot

„Der Nordschleswiger“ ändert die Einstellungen auf Facebook vorerst nicht. Allerdings verzichtet das deutsche Medienhaus in Dänemark in seiner neuen App bereits komplett auf Facebook-Kommentare und stellt die Funktion auch bald auf der Internetseite ab.

Dies geschehe auch, um Datenschutz-Bedenken aus der Leserschaft weiter entgegenzukommen, so „Nordschleswiger“-Projektmanager Carsten Werth. Er kündigt zugleich für die absehbare Zukunft eine Alternative an.

Dies bedeutet nicht, dass „Nordschleswiger“-Artikel nicht mehr auf Facebook geteilt und kommentiert werden können. Auch wird „Der Nordschleswiger“ weiter in den sozialen Netzwerken aktiv sein.

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