Umwelt

„Beunruhigende Lektüre"

„Beunruhigende Lektüre"

„Beunruhigende Lektüre"

Ritzau/hm
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Symbolbild Foto: DPA

Selbst wenn die Weltgemeinschaft es schaffe, das Zwei-Grad-Abkommen von Paris einzuhalten, könnte sich die Erde viel stärker als aufheizen, warnen Klimaforscher. Schuld sind ihrer Ansicht nach Rückkopplungseffekte. Der dänische Klimaminister ist besorgt.

Dänemarks Energie- und Klimaminister Lars Christian Lilleholt ( V) nennt einen neuen Klimabericht eine „beunruhigende Lektüre“. Die Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse in der Zeitschrift, „Proceednings of the National Academy of Science“ veröffentlichen, kommen zu dem Schluss, dass das Pariser Klima-Abkommen mit der Vereinbarung, die Erwärmung der Erde auf maximal zwei Grad bis 2100 zu begrenzen, nicht genug sei.

Es sei eine ernste Schlussfolgerung, aber leider nichts Neues, kommentiert Lilleholt den Bericht. „Wir wissen, eine sehr große Herausforderung liegt vor uns, die sowohl eine nationale als auch eine internationale Antwort erfordert.“ Lilleholt sieht Dänemark als Wegbereiter im Klimaschutz.

Die Klimaforscher lenken den Blick in ihrem Fachartikel auf Rückkopplungseffekte; es könnten Mechanismen in Gang gesetzt werden, die die menschengemachte Erwärmung der Erde durch Treibhausgase verstärken – schon bei einem Plus unterhalb der genannten zwei Grad. Zu diesen Mechanismen, auch Kippelemente genannt, gehören auftauende Permafrostböden, die Umwandlung fester Methanhydrate am Meeresboden in gasförmiges Methan sowie ein Rückgang großer Waldgebiete. Einmal in Gang gesetzt, könnten diese Rückkopplungseffekte die Erde auch ohne weiteres menschliches Zutun erwärmen, befürchtet das internationale Forscherteam um Will Steffen von der Australian National University und Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

„Recht unkonkret“

Wird es wärmer, schmilzt das Eis an den Polen und der Meeresspiegel steigt, was wiederum die großen Küstenstädte der Welt in ihrer Existenz bedroht. Auf längere Sicht könne sich die Erde um vier bis fünf Grad erwärmen bei einem Meeresspiegelanstieg von 10 bis 60 Meter, schätzen die Forscher.

Der Artikel fasse viele Einzelstudien zusammen und ordne sie ein, bleibe aber recht unkonkret, sagt Reto Knutti, Schweizer Klimaforscher, im Nachrichtensender ntv. Das Autorenteam könne nicht mit Bestimmtheit sagen, wo eine Schwelle liege, kritisiert Knutti.

Nach den Worten von Klimaminister Lars Christian Lilleholt (V) ist es klar, dass das Pariser Zwei-Grad-Ziel nicht genug ist. In der Vergangenheit schlug er ein schärferes Klimaziel von 1,5 Grad vor. Die Welt müsse handeln, so Lilleholt. Neue Vorschläge will er aber nicht sofort vorlegen. Er wolle erst einmal die neue Untersuchung studieren.

Für Uffe Elbæk, Parteichef der Alternativen, sieht in dem Bericht und in der enormen Trockenheit eine Warnung an die Politiker, die Klimaveränderungen als den wichtigsten Punkt der Tagesordnung anzusehen. Christiansborg solle über Parteigrenzen hinweg eine  ambitionierte Klima-, Energie- und Umweltstrategie verfolgen, so sein Aufruf.

Mehr lesen