Pychiatrie

115: Nummer für psychische Notfälle im Gespräch

115: Nummer für psychische Notfälle im Gespräch

115: Nummer für psychische Notfälle im Gespräch

Dirk Thöming/Ritzau
Apenrade/Kopenhagen
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Eine Frau telefoniert
Eigene Nummer für Anrufe in seelischer Not: Auch der Sozialdienst Nordschleswig würde das begrüßen. (Symbolbild) Foto: Taylor Grote/Unsplash

Experten im Gesundheitswesen schlagen für akute psychische Leiden eine neue, zentrale Notruf-Nummer vor. Gösta Toft, Vorsitzender des Sozialdienstes Nordschleswig, freut sich über den Vorschlag.

Die Zeitung „Politiken“ hat anhand von Aussagen von sieben Experten im Gesundheitswesen eine Initiative für eine neue zentrale Notruf-Nummer in Dänemark ins Leben gerufen. Neben den beiden zentralen Nummern 112 (Notruf) und 114 (Polizeistationen) soll es unter der Nummer „115“ Hilfe für akut psychisch belastete Menschen geben.

„Heute ist es schwierig, einen Überblick darüber zu bekommen, wen man anrufen kann, wenn ein Angehöriger in eine psychisch schwierige Lage geraten ist. Dies soll die Nummer 115 lösen“, sagt Simon Gartner, psychiatrischer Notarzt in der Region Kopenhagen gegenüber „Politiken“.

Von der Zentralnummer 115 aus sollen die hilfebedürftigen Bürger unter anderem an eine psychiatrische Notaufnahme weitervermittelt werden, und es soll der Initiative zufolge auch möglich sein, einen Psychiatrie-Krankenwagen zu entsenden.

Gesundheitsministerin Ellen Trane Nørby (Venstre) steht der Initiative positiv gegenüber und will sie nach den Wahlen weiter verfolgen.

„Es ist ein neu gedachter und interessanter Vorschlag, der dazu beitragen kann, einen zentralen Zugang für Menschen mit psychischen Leiden zu finden“, sagt die Gesundheitsministerin gegenüber „Politiken“.

Auch Trine Torp, Sozialistische Volkspartei (SF), findet die Idee hilfreich.

„Die Betroffenen haben nämlich Probleme damit, herauszufinden, an wen sie sich wenden können“, sagt sie.

Sozialdemokraten skeptisch

Die Sozialdemokraten und die Dänische Volkspartei (DF) dagegen stehen dem Vorschlag eher skeptisch gegenüber.

„Ich würde lieber darauf hinweisen, dass man bei einer akuten psychischen Erkrankung die Nummer 112 anrufen kann. Am anderen Ende der Leitung sitzt eine Fachperson, die den Anrufer bei Bedarf weiterleiten kann“, sagt die sozialdemokratische gesundheitspolitische Sprecherin und frühere Gesundheitsministerin, Astrid Krag (Soz.).

Peder Hvelplund, Einheitsliste, nennt den Vorschlag dagegen „eine richtig gute Idee“.

„Als Folge jahrelanger Unterfinanzierung der Psychiatrie kann es für Bürger schwer sein, die Psychiatrie zu erreichen, wenn es dringend ist, und darum kann ein Nottelefon ein sehr guter Anfang sein“, sagt er.

Von Seiten des Landesverbandes der Kommunen, Kommernes Landsforening, wird der Vorschlag mit der Begründung, dass die Notrufnummer „112“ zur Verfügung steht, abgelehnt.

Der Verband dänischer Regionen, Danske Regioner, dagegen unterstützt den Vorschlag, schreibt die Nachrichtenagentur Ritzau.

„Ich finde, dass Menschen, die ein psychisches Leiden haben, auf die gleiche Weise unterstützt werden sollten wie Menschen, die körperlich erkrankt sind. Daher ist es meine Meinung, mit dem Vorschlag weiterzuarbeiten“, so Sophie Hæstorp Anders (Soz), Vorsitzende des Psychiatrie- und Sozialausschusses der Regionen.

Sozialdienst Nordschleswig: „Notrufnummer 115 ist ein guter Vorschlag“

Gösta Toft, Vorsitzender des Sozialdienstes Nordschleswig, freut sich über den Vorschlag der sieben Experten.
„Ich finde, es ist eine richtige Idee. Es muss für psychisch erkrankte Menschen leichter werden, Hilfe zu finden“, sagt er gegenüber dem „Nordschleswiger“.

Wer die 112 anrufe, gelange in die normale Notruf-Annahmestelle.
„Ich würde es gutheißen, wenn es eine andere Telefonleitung dafür gibt. Es ist eine ganz andere Herausforderung, Menschen mit psychischen Leiden zu betreuen. Es müssten auch spezielle Ärzte entsandt werden“, so Toft.

Die Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung müssten eine spezielle Ausbildung für den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen haben, denn die Anrufer seien oft verunsichert.

„Die Mitarbeiter in der Notruf-Zentrale haben keine Erfahrung damit. Es müssen Fachleute da sitzen, um psychisch Erkrankten richtig weiterhelfen zu können“, sagt Gösta Toft.

„Bei psychischen Notlagen sind es auch ganz oft die Angehörigen, die anrufen. Die sind oft noch viel verunsicherter über den Zustand ihrer Angehörigen und dürfen nicht in der 112-Leitung stranden“, so der Vorsitzende des Sozialdienstes.

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