Verkehrssicherheit

Experte: Blitzer in Paaren aufstellen

Experte: Blitzer in Paaren aufstellen

Experte: Blitzer in Paaren aufstellen

Kopenhagen/Nordschleswig
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Bislang stehen nur 20 dieser Blitzer in Dänemark. Doch schon in diesem Jahr sollen es mehr werden. Foto: Torben Klint/Ritzau Scanpix

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Schon bald könnten die sogenannten Starenkästen auch in Nordschleswig aufgestellt werden. Der Verkehrsexperte des Ingenieurverbandes IDA, Svend Tøfting, empfiehlt jedoch, dass die Geschwindigkeit nicht in einzelnen Punkten, sondern über längere Strecken kontrolliert wird. 

Wer derzeit von Nordschleswig aus in den Genuss eines dänischen Blitzers, eines sogenannten Starenkastens, kommen möchte, der muss nach Esbjerg fahren – am Tjæreborgevj steht der nächste. 

Doch künftig sollten Autofahrerinnen und Autofahrer auch südlich der Königsau den Bleifuß nicht allzu schwer auf dem Gaspedal ruhen lassen. Transportminister Benny Engelbrecht (Soz.) möchte nämlich deutlich mehr stationäre Blitzer als die bislang 20 in Dänemark aufstellen lassen. 

Experte empfiehlt Streckenkontrollen

Dabei ist es jedoch nicht egal, wie sie aufgestellt werden, erläutert der Verkehrsexperte des Ingenieurverbandes IDA, Svend Tøfting. 

„Man sollte keine Punktkontrollen, sondern Streckenkontrollen durchführen“, sagt er dem „Nordschleswiger“.

Verkehrsexperte Svend Tøfting meint, man sollte die Durchschnittsgeschwindigkeit über längere Strecken messen. Foto: Mick Anderson/Ritzau Scanpix

Die 20 bisherigen Starenkästen an elf Standorten sind als ein Versuch aufgestellt worden – mit Erfolg, laut einer Evaluierung der Straßenbehörde (Vejdirektoratet). Die Geschwindigkeit ist an diesen Stellen um durchschnittlich 10 km/h gesunken. Bei den beiden Blitzern bei Esbjerg ist der Anteil der Geschwindigkeitsübertretungen von 43 beziehungsweise 46 Prozent auf 3 und 4 Prozent gesunken. 

Gas geben nach dem Blitzer

Den Geschwindigkeitsabfall konnte die Straßenbehörde jedoch nur direkt vor und nach den Starenkästen feststellen. Bereits in ein bis zwei Kilometern Abstand fahren die Menschen genauso schnell wie früher.

„Es ist ein Fehler, die Kästen einzeln aufzustellen. Das bedeutet nur, dass man kurz vorher den Fuß vom Pedal nimmt und danach wieder Gas gibt. Man muss die Durchschnittsgeschwindigkeit über eine Strecke von einigen Kilometern kontrollieren“, so Tøfting.

Er schlägt vor, dass man zwei Blitzer mit fünf bis sieben Kilometern Abstand aufstellt. Dann kann man sowohl feststellen, ob die Fahrerin oder der Fahrer bei dem ersten Kästchen zu schnell fährt, als auch, ob die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen ihnen zu hoch war. 

„Zum Beispiel in Norwegen und Großbritannien hat man sehr gute Erfahrungen mit Streckenkontrollen gemacht. Sie bewirken, dass die Geschwindigkeit über längere Strecken sinkt“, berichtet der Verkehrsexperte. 

Höhere Kapazität auf Autobahnen

Bislang sind Streckenkontrollen auf den Querungen über den Großen Belt und den Öresund vorgesehen. Auch an der Kopenhagener Autobahnumgehung Ring 3 wird das aus Lärmschutzgründen in Erwägung gezogen.

„Es ist äußerst sinnvoll, mehr stationäre Geschwindigkeitskontrollen aufzustellen, aber auf Landstraßen und Autobahnen sollten das grundsätzlich immer Streckenkontrollen sein“, meint Tøfting. 

Er macht darauf aufmerksam, dass solche Kontrollen auf Autobahnstrecken auch aus anderen Gründen als den sicherheitsmäßigen Sinn ergeben. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit fließt der Verkehr besser, es haben mehr Autos Platz auf der Straße.

„Jeder Autofahrer kennt das: Plötzlich stockt der Verkehr auf der Autobahn, ohne dass es scheinbar eine Erklärung gibt. Weil einer abbremsen muss entsteht sofort ein Rückstau.“

Strecken mit geschwindigkeitsbedingten Unfällen

Laut „Jyllands-Posten“ will Transportminister Engelbrecht die politischen Verhandlungen abwarten, bevor es sich dazu äußert, wie viele Starenkästen aufgestellt werden sollen. Er setzt jedoch darauf, die ersten bereits im Laufe von 2022 installieren zu lassen. Der Verkehrssprecher von Venstre, Kristian Pihl Lorentzen, spricht fürs Erste von „ein paar Hunderten und gerne noch mehr“.

Tøfting hat eine klare Empfehlung, wo man die ersten Kästen aufstellen sollte: „Es sollten die Strecken sein, an denen wegen überhöhter Geschwindigkeit viele Unfälle passieren. Und hier sollte man sich wiederum für längere Strecken und nicht nur einzelne Brennpunkte interessieren.“

Dänemark hinkt bei der Anzahl der Blitzer im Vergleich zu den Nachbarländern weit hinterher. Laut „Jyllands-Posten“ steht in Deutschland eine Anlage pro 17.700 Personen, in Schweden sogar eine pro 4.514. In Dänemark ist es eine pro 290.000. 

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