Leitartikel

„Neue Energie für die deutsch-dänische Zusammenarbeit“

Neue Energie für die deutsch-dänische Zusammenarbeit

Neue Energie für die deutsch-dänische Zusammenarbeit

Kopenhagen/Berlin
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Lars Løkke Rasmussen und Annalena Baerbock trafen sich am 22. Dezember in Berlin. Foto: John Macdougall/AFP/Ritzau Scanpix

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Es ist erfreulich, dass der neue dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen sofort nach Amtsantritt seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock einen Besuch abgestattet hat. Beim Energieumbau muss der gemeinsame Einsatz jedoch noch deutlich beschleunigt werden, meint Walter Turnowsky.

Die neue dänische Regierung war gerade mal eine Woche alt, da eilte Außenminister Lars Løkke Rasmussen (Moderate) bereits nach Berlin.

Dies ist ein deutliches Zeichen, dass die Regierungen der deutsch-dänischen Zusammenarbeit größere Bedeutung beimessen. Es ist nicht nur bemerkenswert, dass Løkke so schnell der deutschen Regierung einen Besuch abstattet, sondern vor allem auch, dass seine deutsche Amtskollegin Annalena Baerbock (Grüne) in der Kürze einen Termin freischaufeln konnte.

Die Ursache dafür, dass man in Berlin wie Kopenhagen die gegenseitigen Beziehungen ernster denn je nimmt, ist so offensichtlich, wie sie bedrückend ist: der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch verursachte Energiekrise. Entsprechend auch die Themen der Gespräche in Berlin: Verteidigung, Sicherheit, Energie und Klima.

Dabei bestand die Dringlichkeit einer engeren Zusammenarbeit bei der Energieversorgung schon vor Putins Angriff am 24. Februar. Soll dem Klimawandel in Europa erfolgreich entgegengewirkt werden, braucht es den zügigen und massiven Ausbau der Windenergie in Nord- und Ostsee. Doch es bedarf auch des ebenso energischen Ausbaus des Leitungsnetzes in und durch Deutschland, damit der Windstrom dort ankommt, wo er gebraucht wird.

In der derzeitigen Energiekrise mutete es geradezu absurd an, dass die dänischen Windräder im Herbst zeitweise ihren Strom nicht loswurden, weil er nicht an die Abnehmerinnen und Abnehmer geliefert werden konnte.

Wichtige Schritte wurden bei einem Energiegipfel in Esbjerg unter Teilnahme der Regierungschefs Mette Frederiksen (Soz.) und Olaf Scholz (SPD) unternommen. Die Windenergie in der Nordsee soll ausgebaut, das Stromnetz verstärkt werden. Bei einem Gipfel im August vereinbarten die Anrainerstaaten den Ausbau in der Ostsee.

Aber es waren eben nur kleine Schritte. Es muss deutlich schneller gehen, die Ziele müssen ambitionierter sein, soll der doppelten Dringlichkeit beim Energieumbau Rechnung getragen werden. Nach Einschätzung des Direktors des Rates für Grünen Umbau (Rådet for Grøn omstilling), Bjarke Møller, muss fast fünfmal so viel Windenergie in der Nordsee erzeugt werden, als in der Esbjerg-Absprache vorgesehen. Und das muss deutlich vor 2050 geschehen.

Daher ist es ermunternd, dass Deutschland und Dänemark die Zusammenarbeit weiter ausbauen wollen und Løkke und Baerbock sich so kurzfristig treffen konnten. Mit freundlichen Begegnungen ist es jedoch nicht getan. Es müssen neue Taten folgen.

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