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Afghanistan: Parteien fordern Untersuchung

Afghanistan: Parteien fordern Untersuchung

Afghanistan: Parteien fordern Untersuchung

Ritzau/dpa/hm
Kopenhagen/Berlin
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Eine afghanische Familie nach ihrer Ankunft am Flughafen Frankfurt am Main, Deutschland Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters/Ritzau Scanpix

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Nach dem Schock, den der schnelle Vormarsch der Taliban in Afghanistan auslöste, mehren sich die Vorwürfe gegenüber den Regierungen und Behörden in Deutschland und Dänemark, was die späte Evakuierung angeht.

Mehrere Parteien im Folketing fordern eine Untersuchung des dänischen Evakuierungseinsatzes in Afghanistan. In der Kritik steht das Tempo der Evakuierung.

Nach dem Rückzug der alliierten Truppen rückten die Taliban schnell vor und haben mittlerweile die Macht im Land übernommen.

Der außenpolitische Sprecher der Sozialistischen Volkspartei, Karsten Hønge, spricht in Sender „Danmarks Radio“ von möglichen Konsequenzen für die zuständigen Minister. Gemeint sind Verteidigungsministerin Trine Bramsen und Außenminister Jeppe Kofod (beide Soz.). Präziser wurde er nicht.

Späte Evakuierung ein „Skandal"

Die Einheitsliste und die Partei Venstre meinen, die Evakuierung hätte bereits im Juni beginnen müssen. Venstres außenpolitischer Sprecher, Michael Aastrup Jensen, bezeichnet den jetzigen Verlauf als „Skandal“.

Jensen verweist auf das Medium „Olfi“, das unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, das Spezialkommando des Heeres (Jægerkorpset) habe das Außenministerium um einen Evakuierungsplan gebeten. Das Ministerium habe dies aber abgelehnt.

Jensen sagte im Sender „Danmarks Radio“ jeder Stein müsse umgedreht werden, um herauszufinden, warum alles so lange gedauert habe.

Deutschland: Regierung unter Druck

Auch in Deutschland steht die Bundesregierung unter Druck. Wie die Nachrichtenagentur „dpa“ berichtet, gibt es auch dort am Tempo der Evakuierungsaktion heftige Kritik aus der Opposition. Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff sagte der Zeitung „Die Welt“, Außenminister Maas (SPD), Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) hätten „auf ganzer Linie versagt“. FDP-Parteikollege Wolfgang Kubicki wird im Deutschlandfunk mit den Worten zitiert, Außenminister Maas habe das größte außenpolitische Desaster seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland zu verantworten.

Der Fraktionsgeschäftsführer der Linken im Bundestag, Jan Korte, nannte das Agieren vor allem von Heiko Maas „skandalös“. Er warf dem Außenminister vor, damit Menschenleben zu gefährden. AfD-Fraktionschef Alexander Gauland kritisierte in der „Welt“, die Bundesregierung habe den richtigen Zeitpunkt für die Evakuierung „verschlafen“.

„Nicht vorhersehbar"

Der Außenexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte am Sonntagabend im „Heute Journal“ im „ZDF“ er glaube, die Entwicklung sei so nicht vorhersehbar gewesen. Seinem Kenntnisstand nach haben die amerikanischen Geheimdienste am Dienstag noch verkündet, dass Kabul noch 30 bis 90 Tage gehalten werden könne. Dann erst würde die Stadt  fallen.

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