Leitartikel

„Dänemark entdeckt“

Dänemark entdeckt

Dänemark entdeckt

Nordschleswig/Sønderjylland
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Viele Urlauber sind in diesem Sommer im eigenen Land geblieben und haben dabei Dänemark entdeckt. Chefredakteur Gwyn Nissen glaubt daher an einen Rekord-Sommer für die Tourismusbranche 2021 – wenn es Corona will.

Tourismus-Dänemark hat unter der Corona-Krise gelitten: Hotels, Ferienhäuser, Gasthöfe und Campingplätze blieben bisher weit hinter den Zahlen des Vorjahres. 2019 gab es von Januar bis Juli 11,8 Millionen Übernachtungen – Im Corona-Jahr 2020 waren es zwei Millionen Übernachtungen weniger.

Die Zahl der ausländischen Gäste ist gar halbiert. Die geschlossenen Grenzen bis in den Sommer hinein haben der Branche den Zahn gezogen. Und dennoch ist aus den Zahlen von Danmarks Statistik über das Urlaubsland Dänemark auch Positives zu gewinnen: Dänemark hat Dänemark entdeckt.

Die Furcht vor Corona hat viele dänische Urlauber davon abgehalten, ins Ausland zu reisen. Stattdessen standen die Westküste, Nordjütland, Aarhus, Stevns Klint und Nordschleswig auf dem Reiseplan. Im Juli sind doppelt so viele wie sonst in Dänemark geblieben, und über das gesamte Jahr gesehen gab es bereits sechs Millionen Übernachtungen im eigenen Land (2019 waren es 3,5 Millionen).

In diesem Jahr schwärmten die Heimkehrer nicht von italienischer Pasta, spanischem Wein oder kroatischen Badestränden, sondern von Kro-Essen, dänischen Mikro-Brauereien und versteckten Buchten an der Ostküste. Die Entdeckung des eigenen Landes war zwar nicht ganz freiwillig, aber umso größer scheint die Begeisterung zu sein über das, was Dänemark zu bieten hat.

Gewiss, viele werden, sobald es möglich ist, wieder in den Flieger steigen oder das Navi im Auto auf die Destination Mittelmeer einstellen. Aber nicht alle.

Dänemark – darunter vor allem die Westküstenkommunen Ringkjøbing-Skjern, Varde und Tondern – hat die eigene Bevölkerung überzeugen können, dass Urlaub im eigenen Land kein Notplan, sondern eine echte Alternative ist. Das zeigen auch die Buchungen für die letzten fünf Monate des Jahres: Viele Dänen bleiben weiterhin zu Hause in den Ferienhäusern.

Für die Touristikbranche ist dies eine einmalige Chance, nämlich dann, wenn die Einwohner des eigenen Landes überzeugt werden, zu Hause zu bleiben, und die Deutschen Gäste gleichzeitig zurückgeholt werden können.

Ganz von allein wird dies allerdings nicht gelingen, denn die geschlossenen dänischen Grenzen und der schlechte Service einiger Ferienhausvermieter haben auch für Verärgerung und Unverständnis gesorgt. Das wird sicherlich einige deutscher Urlauber davon abhalten, in Zukunft nach Dänemark zu kommen.

Doch das Potenzial südlich der Grenze ist weiterhin riesig, und falls Corona es will, könnte 2021 ein Rekordsommer werden. Nach einem verkorksten 2020 wäre das ganz „hyggelig“.

 

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