Ungleichgewicht

Wie versucht wird, mehr Männer ins Museum zu ziehen

Wie versucht wird, mehr Männer ins Museum zu ziehen

Wie versucht wird, mehr Männer ins Museum zu ziehen

DT
Aarhus
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Die größte Besuchergruppe sind Frauen mittleren Alters. Warum Männer weniger vertreten sind, und wie dieses gegebenenfalls geändert werden kann, war Thema eines Seminares an der Universität in Aarhus. Foto: Arkens Museum, Kopenhagen, Hanne Fuglberg

Dänische Museen arbeiten gezielt daran, Männer und Frauen gleichmäßig anzuziehen. Dies gelingt je nach Thema des Museums mehr oder weniger gut.

Warum gehen Frauen generell mehr ins Museum als Männer? Dieser Frage wollten verschiedene Forscher oder besser gesagt Forscher und Forscherinnen im vergangenen Dezember auf einer Tagung an der Aarhuser Universität nachgehen. Zwei der Teilnehmerinnen, Ane Hejlskov Larsen, Lektorin und Leiterin des museologischen Forschungsprogramms an der Universität in Aarhus, sowie Lise Skytte Jacobsen, Leiterin des Centers für Museumsforschung, haben darüber einen Bericht geschrieben, der ein differenziertes Bild abgibt.

Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der fünfmal jährlich erscheinenden Zeitschrift „Danske Museer“ zu lesen.

Die Autorinnen werfen dabei unter anderem die Frage auf, ob es ein gesellschaftliches Problem ist, wenn sich ein großer Teil der Männer dieser Art von Bildung verschließt.

„Die Statistik kann ein Zeichen für ein deutliches Gesellschaftsproblem sein“, meinen die beiden. „Nämlich, dass es in Wahrheit keinen gleichen Zugang zu öffentlich unterstützten Museen gibt, auch nicht, wenn man so etwas Generelles wie das Geschlecht als Filter benutzt.“

Die These wird mit Zahlen untermauert: Laut Verbraucheranalyse (Den nationale brugerundersøgelse) gab es im Jahr 2017 in Dänemark 12,3 Millionen Museumsgäste, von denen 61 Prozent Frauen und 39 Prozent Männer waren.

In dem Artikel werden Vermutungen angestellt, woran es wohl liegt: „Männer ziehen es vor, ihre Freizeit etwa dafür zu verwenden, Trainer für die örtliche Bambini-Mannschaft (miniput) zu sein oder Gitarre zu spielen“, heißt es.

Im Technik-Museum sieht es umgekehrt aus

Ein klares Indiz für die verschieden gelagerten Interessen von Männern und Frauen gibt es: Wenn es sich um ein Industrie- oder Technik-Museum handelt, sieht das Bild nämlich ganz anders aus.

In Dänemarks Eisenbahn-Museum in Odense beispielsweise werde daran gearbeitet, den Frauen-Anteil von hier nur 48 Prozent zu erhöhen. Hier sehen es die Forscherinnen als Problem, dass Männer – darunter 80 Freiwillige, die das Material „am Rollen“ halten – die Ausstellung dominieren und damit das Interesse von Frauen an dem Museum verhindern.

„Die Gruppe der ,besonders interessierten Männer‘ ist nämlich nicht generell motiviert, ihr Wissen breit unter die Leute zu bringen“, so die Forscherinnen.

Während die Geschlechter-Schieflage am Aros-Kunstmuseum in Aarhus weniger gravierend ausfalle als im Schnitt – 42 Prozent Männer wurden registriert gegenüber 35 Prozent im Durchschnitt an nationalen Kunstmuseen – ist sie beim Frauenmuseum in Aarhus naturgemäß markant: Nur 20 Prozent der Besucher sind Männer.

Wie in Odense werde auch am Aros-Museum daran gearbeitet, Besucher beiden Geschlechtes gleichermaßen anzuziehen und niemanden auszuschließen.

Die Chef-Didaktikerin Marianne Grymer Bargeman wird dafür zitiert, dass bewusst verschiedene Besucher-Typen zugrunde gelegt würden, wenn die Vermittlung einer Ausstellung geplant werde.

Außerdem habe das Museum die Erfahrung gemacht, dass „bestimmte Maßnahmen bei der Programmplanung“ einen großen Einfluss auf die Geschlechter-Verteilung haben können. „Das deutlichste Beispiel ist die legendäre Rennwagen-Ausstellung ,Racing Cars – The Art Dimension‘ von 2006, die Männer in allen Altersklassen anzog“, schreiben die beiden Forscherinnen.

Es müsse aber nicht immer „Benzin“ sein, um Männer ins Museum zu ziehen. Es gäbe auch andere Themen, so die Forscherinnen. So habe die Herbstausstellung im Aros-Museum zum Thema „Das Böse“ in Verbindung mit einer Ausstellung der künstlerischen Welt der Brüder Jake und Dino Chapman einen „positiven Ausschlag am Männer-Barometer“ bewirkt.

Forschungsprojekt soll folgen

Das große Interesse an dem Seminar zeige, dass viele Museen an dem Thema interessiert sind, und das Thema geeignet dafür sei, das Publikum „besser kennenzulernen“.

Als Folge des Seminars ist jetzt geplant, ein internationales Netzwerk aufzubauen, in dem die „Forschungsfragen dazu, wie Männer Museen nutzen, weiter geschärft werden“ sollen. Zudem soll aus dem Seminar, das 50 Teilnehmer hatte, ein Forschungsprojekt entwickelt werden.

„Damit wir mehr darüber wissen, warum die Statistik im Augenblick so ist – und ob es gute Gründe gibt, sie verändern zu wolle

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