Kunstmarkt

Handel mit digitaler Kunst erreicht neue Höhen

Handel mit digitaler Kunst erreicht neue Höhen

Handel mit digitaler Kunst erreicht neue Höhen

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Das Werk „Everydays: The First 5000 Days“ ist das drittteuerste je verkaufte Werk eines noch lebenden Künstlers. Foto: Christie's/Beeple/Reuters

Der Handel mit besonderen digitalen Kunstwerken befindet sich derzeit in einem rasanten Wachstum. Die Entwicklung ruft Kritiker hervor. Sie warnen vor einer neuen Blase am Kunstmarkt, aber auch vor Klimaschäden.

Möglicherweise wird dieser Tage ein neues Kapitel in der Kunstgeschichte geschrieben.

Am Donnerstag wurde nämlich erstmals ein rein digitales Kunstwerk für stolze 69,3 Millionen Dollar verkauft. Dies entspricht 432 Millionen Kronen und ist aus mehreren Gründen bemerkenswert.

Digitales Kunstwerk „Everydays: The First 5000 Days“

Zunächst ist das Werk „Everydays: The First 5000 Days“ das drittteuerste je verkaufte Werk eines noch lebenden Künstlers.

Am teuersten sind die Werke eines meterhohen Kaninchens aus Stahl von Jeff Koons und ein Ölgemälde von David Hockney.

Physische versus rein digitale Kunstwerke

Ihre Werke sind jedoch physischer Natur, Gegenstände, die man anfassen kann und gegebenenfalls in einem Wertschrank aufgebwahrt. Doch mit dem Kunstwerk „Everydays: The First 5000 Days“ ist das nicht möglich.

Dabei handelt es sich nämlich um ein rein digitales Kunstwerk, etwas, was noch nie zuvor bei dem anerkannten Auktionshaus Christie’s versteigert wurde. Der Käufer ist übrigens unbekannt.

Unbekannter Grafiker wird zum neuen Darling der Kunstszene

„Everydays“ ist eine Collage aus 5.000 kleinen Werken, die der Amerikaner Mike Winkelmann geschaffen hat, indem er seit dem 1. Mai 2007 jeden Tag ein Werk geschaffen und es online gestellt hat.

Mike Winkelmann war seinerzeit ein unbekannter grafischer Designer, der seine zeichnerischen Fähigkeiten verbessern wollte. Deswegen stellte er sich selber der Herausforderung, jeden Tag etwas zu schaffen, sei es eine Skizze seines Onkels oder ein Fabelwesen, popkulturelle Ikonen oder abstrakte Landschaften.

Inzwischen nennt er sich „Beeple“ und ist derzeit der größte Künstler im Bereich sogenannter NFT-Kunst oder Kryptokunst.

Kryptokunst als neues Kunstgenre

Dabei handelt es sich um ein Genre, dass sich momentan mit hoher Geschwindigkeit weiterentwickelt. Im November vergangenen Jahres wurden NFT-Werke für insgesamt 2,6 Millionen Dollar verkauft. Im Dezember wuchs dieser Anteil auf 8,2 Millionen Dollar. Und nun wurde ein einzelnes Werk für mehr als achtmal so viel versteigert.

Digitale Signatur als Schlüssel für Wertzuwachs

NFT ist eine Verkürzung im Englischen und bedeutet „non-fungible token“, zu deutsch ein Beweis oder Symbol, der/das nicht ausgetauscht werden kann.

NFT’s sind digitale Dateien, die eine individuelle Signatur enthalten, die dazu verwendet werden kann, um zu verifizieren wer hinter einem Bild, einem Video oder anderem Online-Inhalt steht oder es besitzt.

Kopien ja, doch nur ein Original

Dieser Umstand verhindert nicht, dass die digitalen Werke leicht kopiert werden können. Der Unterschied liegt in der NFT-Technologie, anhand derer der Besitzer beweisen kann, dass er das Original besitzt.

NFT basiert auf der sogenannten Blockchain-Technologie, die auch die Basis für Kryptowährungen wie beispielsweise Bitcoin ist. Diese Technik macht es schwer, sie zu auszutricksen und ist somit recht sicher gegenüber Betrugsversuchen, da alle Vorgänge über eine offene Datenbank abgewickelt werden.

Daraus ist ein Kryptokunstmarkt entstanden, der sich momentan mit hoher Geschwindigkeit weiterentwickelt.

„Künstler haben in den vergangenen 20 Jahren Hard- und Software genutzt, um Kunst zu erschaffen und diese über das Internet zu distribuieren. Aber es gab noch nie die Möglichkeit, diese Kunstwerke auch zu besitzen und zu sammeln. Mit NFT’s hat sich das geändert“, sagt Mike Winkelmann alias Beeple gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Warnung vor Blase und Klimaschäden

Die neue Kunst- und Handelsform hat jedoch auf Kritiker.

Neue Käufer riskieren, auf dem Höhepunkt einer nicht vorhersagbaren Blase zu kaufen, schreibt Reuters.

Auch Beeple meint, dass viele NFT’s mit der Zeit wertlos werden können.

Hinzu kommt der Bedarf an enormer Rechenleistung und somit ein sehr hoher Stromverbrauch, um NFT’s über die Blockchain-Technologie buchführen zu können.

Durchschnittlich wird dabei soviel Strom benötigt, wie ein einzelner EU-Bürger in einem Monat verbraucht, wie der Aktivist Memo Akten berechnet hat.

Damit kann die Rechnung für Kryptokunst gleich mehrfach hoch ausfallen – für den Sammler genauso wie für die Umwelt.

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