sankt Petri

Zwischen historischem Erbe und lebendiger Gemeinde

Zwischen historischem Erbe und lebendiger Gemeinde

Zwischen historischem Erbe und lebendiger Gemeinde

Kopenhagen
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Am 10. Januar wurde der neue Kirchenrat eingeführt. Florian Wöller steht hinten rechts. Stefan Reinel ist der Dritte von links in der hintersten Reihe, und Ettie Castenskiold ist vorne rechts zu sehen. Foto: Christen Rindorf

Anfang Januar wurde der neue Kirchenrat der Petri Gemeinde bei einem Gottesdienst eingeführt. Er will neue Ideen mit der Verwaltung einer wertvollen deutsch-dänischen Geschichte verknüpfen.

Am 10. Januar konnte die Pastorin der Petri Gemeinde, Rajah Scheepers, nach Wochen wieder zu einem Präsenzgottesdienst einladen. Der Anlass war, dass der im Dezember gewählte Kirchenrat eingeführt werden sollte.

„Ich war von dem Einführungsgottesdienst tief gerührt. Es gab mir eine Ehrfurcht vor der Aufgabe, als wir als neuer Kirchenrat die Kirchen betraten und von der Gemeinde empfangen wurden“, sagt Ettie Castenskiold, die neu im Kirchenrat ist. 

Der neue Vorsitzende, Stefan Reinel, ist dagegen schon ein alter Hase. Seit 28 Jahren ist der Nordschleswiger schon Mitglied des Kirchenrates. 

So eine Geschichte zieht mich persönlich und fachlich in den Bann.

Florian Wöller, Mitglied des Kirchenrates

„Wir haben energische neue Mitglieder im Rat, die viele gute Ideen mitbringen. Meine Aufgabe wird es, die Kontinuität zu sichern, und zu sichern, dass wir uns in die Richtung bewegen, auf die wir uns einigen“, erläutert er.

Geschichte fasziniert Theologen

Zu den neuen Mitgliedern zählt auch Florian Wöller. Der Theologe ist erst 2019 von München nach Kopenhagen gezogen, um dort eine Stelle als Universitätslektor anzutreten. 

„Für mich als Kirchenhistoriker ist die Geschichte der Petri-Gemeinde absolut faszinierend. So eine Geschichte zieht mich persönlich und fachlich in den Bann. Daher hat es mich nach den ersten Kontakten gereizt, mich weitergehend zu engagieren“, erzählt er.

Liebe zur deutschen Kultur entdeckt

Als Dänin hatte Ettie Castenskiold bis vor Kurzem keine Verbindung zur deutschen Gemeinde. Ihr Urgroßvater Vilhelm Ferdinand Baron Wedell-Wedellsborg war zwar der letzte dänische Amtmann von Flensburg, aber ihr eigenes Verhältnis zum Deutschen viele Jahre eher gering ausgeprägt.

Ich habe mit meinem Mann und unseren Kindern drei Jahre in Berlin gewohnt, und dort entdeckte ich die Liebe zur deutschen Kultur.

Ettie Castenskiold, Mitglied des Kirchenrates

„In meiner Jugend war Deutschland ein Land, durch das man auf dem Weg in den Urlaub durchgefahren ist. Doch nun sind die deutsche Kultur und auch das deutsche Bewusstsein für Kultur in Dänemark neu entdeckt worden. Es fällt leicht, sich darin zu verlieben.“

„Leckerbissen“

Dieses Liebesverhältnis entwickelte sich vor allem während eines Aufenthalts in Deutschland. 

„Ich habe mit meinem Mann und unseren Kindern drei Jahre in Berlin gewohnt, und dort entdeckte ich die Liebe zur deutschen Kultur. Nach unserer Rückkehr nach Dänemark wollte ich dies weiter pflegen. Bei einer Veranstaltung in der Petri-Kirche kam ich mit der Pastorin der deutschen Gemeinde, Rajah Scheepers, ins Gespräch. Sie forderte mich dann auf, für den Kirchenrat zu kandidieren“, erzählt sie. 

Und nach der Aufforderung zögerte sie nicht lange.

Wir haben deutlich mehr Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten als Beerdigungen.

Stefan Reinel, Vorsitzender des Kirchenrates

„Dass ich jetzt Teil des Gemeinderates bin, ist ein Leckerbissen für mich. Es ist ein Privilegium für mich, dass ich dazu beitragen kann, diese jahrhundertelange Kultur zu pflegen. Es gibt ja so viele herausragende Beispiele von deutsch-dänischen Beziehungen und Persönlichkeiten, die die Petri-Gemeinde besucht haben. Ich denke, da können wir viel lernen.“

Junge Gemeinde

Auch Florian Wöller ist sich der langen deutsch-dänischen Geschichte sehr bewusst. 

„Als Mitglied des Kirchenrates sehe ich als wichtige Aufgabe, das auf manche vielleicht angestaubt wirkende königliche Privileg von 1585 mit neuer Relevanz und neuem Leben zu erfüllen. Hier denke ich unter anderem an einen noch stärkeren Austausch mit dem dänischsprachigen Umfeld. So können wir die Vielsprachigkeit fördern: sprachlich, aber auch kulturell und liturgisch“, sagt er.

Auch Stefan Reinel sieht es als zentrale Aufgabe, das Verwalten des historischen Erbes mit der modernen Welt zu verknüpfen. 

„Wir sind eine Gemeinde mit sehr jungem Durchschnittsalter. Wir haben deutlich mehr Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten als Beerdigungen“, freut er sich.

Grundtvig auf Deutsch

Wöller hat bereits Ideen dazu, wie Geschichte und moderne Welt zusammengeführt werden können. 

„Als konkrete Beispiele kann ich nennen, dass Teile der Gottesdienste auf Dänisch abgehalten werden, oder man sogar einen Kanzeltausch mit einer dänischen Gemeinde macht. Rein inhaltlich interessiert mich vor allem ein deutsch-dänischer Dialog über die dänische Ausprägung der Theologie, die unter anderem auf den Gedanken von N. F. S. Grundtvig aufbaut“, schlägt er vor. 

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