Chronik

Deutschland und Dänemark ernennen 2020 zum kulturellen Freundschaftsjahr

Deutschland und Dänemark ernennen 2020 zum Freundschaftsjahr

Deutschland und Dänemark: 2020 das Freundschaftsjahr

Jeppe Kofod, Rasmus Prehn
Kopenhagen
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Rasmus Prehn und Jeppe Kofod
Rasmus Prehn (links) und Jeppe Kofod Foto: Claus Bech, Udenrigsministeriet

Jeppe Kofod, dänischer Außenminister und Rasmus Prehn, Minister für Kultur und Entwicklungszusammenarbeit Dänemarks, beleuchten in ihrem Gastbreitrag im „Nordschleswiger“ das „kulturelle Freundschaftsjahr“ 2020.

Deutschland und Dänemark. Zwei Länder mit ihrer eigenen besonderen Kultur, Geschichte und nationalen Identität, die zugleich untrennbar miteinander verbunden sind. Unsere Nachbarschaft ist begründet auf dem jahrhundertewährenden Austausch von Kunst, Kultur, Sprache, Ideen und Gedanken. Friedliche und inspirierende Koexistenz, aber auch Zeiten des Krieges, diese gemeinsame Geschichte bildet das Fundament unserer guten Beziehungen.


Das Band zwischen Dänemark und Deutschland war vielleicht nie stärker als heute. Vor diesem Hintergrund machen wir 2020 zu einem kulturellen Freundschaftsjahr zwischen Deutschland und Dänemark. Ein Freundschaftsjahr, in dem Kunst, Kultur und bürgernaher Dialog auf beiden Seiten der Grenze das Wissen über dänische Kultur in Deutschland und deutsche Kultur in Dänemark erweitern sollen.

Zu Kultur gehört auch der Gesellschaftsgedanke, und schon jetzt freuen wir uns darüber, dass in den Zivilgesellschaften beider Länder bereits eine lange Reihe an Feierlichkeiten und Projekten aufkeimt – unter anderem in der Grenzregion.

Freundschaftsjahr als offizieller Rahmen für historische Begebenheiten

2020 ist auch das 100-jährige Jubiläum der demokratischen Abstimmung im Jahre 1920, mit der eine neue Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark beschlossen wurde. Eine historische Abstimmung, weil die Grenze mit- hilfe von Demokratie und Vertrauen gezogen wurde – nicht durch Krieg und Gewalt.

Das Jahr 2020 markiert außerdem das 75. Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und das 65. Jahr nach den Bonn-Kopenhagener Erklärungen. Die Bonn-Kopenhagener Erklärungen wurden 1955 von den damaligen Regierungen unserer beiden Länder unterzeichnet, um die Rechte der deutschen Minderheit in Dänemark und der dänischen Minderheit in Deutschland zu sichern.


Die Abstimmung 1920 und die nachfolgende Entwicklung in der Grenzregion spiegeln viele der Grundwerte wider, die unser heutiges Verhältnis kennzeichnen. Das Freundschaftsjahr 2020 ist aus diesen Gründen ein guter Anlass, um die freundschaftliche Beziehung zu Deutschland weiter zu vertiefen.


Deutschland und Dänemark in Europa und der Welt


Es gibt immer weniger Deutsche und Dänen, die Krieg und Feindschaft in Europa erlebt haben. Deswegen ist es wichtig, dass wir die Geschichte am Leben halten. Durch Kunst und Kultur erhalten wir sie lebendig, gleichzeitig entstehen neue Perspektiven durch die Augen der jungen Generationen. Sie wachsen in einer Welt auf, die sich markant von der ihrer Eltern und Großeltern unterscheidet. Geschichte muss lebendig bleiben, nicht nur für jene, die sie erlebt haben, auch die jüngeren Generationen müssen Gelegenheit bekommen, die Geschichte als Teil ihres Lebens zu verstehen.


Gerade in einer Zeit wie dieser, in der manche Länder nur noch nach Antworten innerhalb ihrer eigenen Grenzen suchen, anstatt zu schauen, was die Welt zu bieten hat. In der manche Länder sich mehr und mehr abgrenzen gegenüber der internationalen Gemeinschaft, stattdessen nationale Lösungsansätze suchen und damit die Welt mehr und mehr ausschließen, ist es wichtig, sich Kunst und Kultur zu öffnen.

Kunst und Kultur können inspirieren zu einer offenen Denkweise und informieren über gemeinschaftliche europäische Werte und Ideen, die Länder wie Deutschland und Dänemark vereinen und die Ansätze bieten für Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart wie der Zukunft.


Aber es ist noch mehr als das. Mit dem kulturellen Freundschaftsjahr wollen wir die Wichtigkeit einer guten und vertrauensvollen Nachbarschaft kenntlich machen und betonen, gerade in einer Welt, die sich für viele nach einer unsicheren Zukunft anfühlt.

Gute Nachbarschaften und gegenseitiges Verständnis sind die Grundlage für den Zusammenhalt in internationalen Gemeinschaften wie der EU, die in diesen Jahren von der immer schneller werdenden globalen Entwicklung herausgefordert wird. Entwicklungen, die unsere auf Regeln basierende Gemeinschaft auf den Prüfstand stellen.


Perspektiven für  kulturelle Zusammenarbeit


Unsere Welt steht vor großen Herausforderungen. Klimawandel, wachsende Ungleichheit, Flüchtlingsströme, Populismus, der Brexit. Ist das nicht alles wichtiger als Kulturarbeit? Ist Kultur nicht nur Luxus, wenn die Welt brennt? Ganz im Gegenteil. Kultur als Grundlage für grenzübergreifenden Dialog und gute Beispiele für solidarisches und zukunftsorientiertes Zusammenleben brauchen wir mehr denn je. Im Dialog mit anderen lernen wir erst uns selbst kennen, und nur im Dialog entstehen neue Perspektiven und Ideen.


Es ist Aufgabe der Politik, unsere Zukunft zu gestalten. Dafür brauchen wir gemeinsame Erzählungen und Vorstellungen von einer Welt, in der wir gerne leben wollen.

Nicht bloß auf politischem Niveau, sondern auch unter den Bürgerinnen und Bürgern jeden Alters. Darum ist es für uns ein großer Anlass zur Freude, zu sehen wie all die Kunst- und Kulturprojekte, mehr als 100 Veranstaltungen und Bürgerinitiativen des Freundschaftsjahres, realisiert werden. Wir sind gespannt darauf zu sehen, wie durch Kunst, Kultur und Diskussionen Dialoge entstehen und Brücken gebaut werden zwischen den deutschen und dänischen Nachbarn.

 

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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