Kinder- und Jugendpsychiatrien

Zahl der Zwangsmaßnahmen steigt weiter an

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Zahl der Zwangsmaßnahmen steigt weiter an

Kopenhagen
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Foto: Scanpix

Obwohl sich die Regierung und die dänischen Region 2014 das Ziel gesetzt hatten, Zwangsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen in Psychiatrien deutlich zu senken, zeigt die Realität ein anderes Bild. Die Organisation „Bedre Psykiatri“ ist beunruhigt und fordert die Politik zum Handeln auf.

Obwohl sich die Regierung und die dänischen Region 2014 das Ziel gesetzt hatten, Zwangsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen in Psychiatrien deutlich zu senken, zeigt die Realität ein anderes Bild. Die Organisation „Bedre Psykiatri“ ist beunruhigt und fordert die Politik zum Handeln auf.

Medikamente zur Ruhigstellung, Einschließung oder eine Fixierung mit Gurten: Viele Kinder und Jugendliche in psychiatrischen Einrichtungen in Dänemark sind Zwangsmaßnahmen ausgesetzt. Der Anteil stieg von 16,6 Prozent in 2011 auf 22,5 Prozent im vergangenen Jahr. Das zeigen neue Zahlen des Gesundheitsministeriums.

Mehr als jedes fünfte Kind hat demnach 2016 Zwangsmaßnahmen erlebt. Die Landesvorsitzende der Organisation „Bedre Psykiatri“, Birgit Elgaard, beunruhigt diese Entwicklung. „Das muss unbedingt geändert werden. Jedes Mal, wenn ein Kind einer Form von Zwang ausgesetzt ist, führt dies zu einer Traumatisierung, mit der die Kinder und Eltern am Ende leben müssen.“, so Elgaard zur Nachrichtenagentur Ritzau.

Verfehlte Zielsetzung

Die Zahl der Zwangsmaßnahmen nahm zu, obwohl das Gesundheitsministerium und die dänischen Regionen sich 2014 als Ziel gesetzt hatten, die Anwendung von Zwang bis 2020 in den Psychiatrien zu halbieren.

Dieses Ziel sei unmöglich zu erreichen, wenn die Politiker nicht endlich einen nationalen Handlungsplan ausarbeiten, sagt Birgit Elgaard.

Die höchste Zwangsrate verzeichnet derzeit die Region Seeland. Dort hat im vergangenen Jahr mit 31,6 Prozent fast jedes dritte Kind Zwang erlebt. 2011 waren es noch 14,6 Prozent.

Jesper Pedersen, leitender Oberarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrien in der Region, erkennt an, dass die Entwicklung im Widerspruch zur Zielsetzung steht. „Wir sind natürlich nicht zufrieden damit und tun alles, um so wenig Zwang wie möglich anzuwenden“, sagt Pedersen. Er erklärt den steigenden Trend mit der größeren Zahl von Akutpatienten, die in immer höherem Maße von Selbstmordgedanken oder dem Versuch sich selbst zu schaden geprägt sind. „Wir haben die Verantwortung dafür, unsere Patienten zu beschützen. Daher kann es notwendig sein, auf Zwangsmaßnahmen zurückzugreifen“, erklärt der Oberarzt.

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