Studie

Vier von fünf Corona-Patienten leiden unter Spätfolgen

Vier von fünf Corona-Patienten leiden unter Spätfolgen

Vier von fünf Corona-Patienten leiden unter Spätfolgen

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Bei einer gewöhnlichen Lungenentzündung sieht man keine Spätfolgen in diesem Ausmaß, sagt Oberarzt Ejvind Frausing Hansen vom Krankenhaus Amager-Hvidovre. Foto: Ólafur Steinar Rye Gestsson/Ritzau Scanpix

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85 Prozent der Patientinnen und Patienten, die mit einer durch das Coronavirus verursachten Lungenentzündung ins Krankenhaus eingewiesen wurden, haben auch nach vier Monaten noch Symptome.

Die meisten Menschen, die sich mit Covid-19 infizieren, erleben einen milden Verlauf der Krankheit, der keine bleibenden Spuren hinterlässt.

Jedoch kann es für diejenigen, die mit einer durch Covid verursachten Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt wurden, schwierig sein, nach der Infektion wieder voll zu Kräften zu kommen.

Das geht aus einer neuen Studie hervor, hinter der der Oberarzt Ejvind Frausing Hansen vom Krankenhaus Amager-Hvidovre als Forschungsleiter steht.

85 Prozent haben vier Monate nach einer Einweisung Symptome

„Unsere Untersuchung zeigt, dass 85 Prozent vier Monate nach einer Einweisung mindestens ein Symptom und 50 Prozent mindestens zwei Symptome haben“, sagt er.

Die Untersuchung ist die erste ihrer Art hierzulande. Sie wurde unter 128 Personen durchgeführt, die mit einer durch das Coronavirus verursachten Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Das kann dem Umstand geschuldet sein, dass das Coronavirus das zentrale Nervensystem und das Gehirn angreift. Das passiert bei einer gewöhnlichen Lungenentzündung nicht.

Ejvind Frausing Hansen, Oberarzt am Krankenhaus Amager-Hvidovre

Das Durchschnittsalter betrug dabei 64 Jahre. Die meisten Betroffenen wurden in allgemeinmedizinischen Abteilungen behandelt. Einige hatten erhöhten Blutdruck und Diabetes, jedoch nicht mehr als der für diese Altersgruppe übliche Durchschnitt.

Extreme Müdigkeit, Atemnot sowie Erinnerungs- und Konzentrationsschwäche

Dennoch waren die Patientinnen und Patienten auch vier Monate nach ihrer Entlassung in besonderem Maße von Spätfolgen betroffen.

Die typischen Spätfolgen bestehen in extremer Müdigkeit, sodass man beispielsweise nach einem Hundespaziergang eine lange Pause benötigt. Etwa 70 Prozent der Betroffenen haben dieses Symptom. Danach kommen Atemnot, Husten und Schleim sowie Erinnerungs- und Konzentrationsschwächen, von denen 20 bis 30 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten betroffen sind.

„Das kann dem Umstand geschuldet sein, dass das Coronavirus das zentrale Nervensystem und das Gehirn angreift. Das passiert bei einer gewöhnlichen Lungenentzündung nicht“, sagt Frausing Hansen.

Symptome nicht vergleichbar mit gewöhnlicher Lungenentzündung

Auch nach einer gewöhnlichen Lungenentzündung kann es nach einer Entlassung zu Symptomen kommen. Jedoch nicht im gleichen Maße.

Wir wissen, dass mit der Zeit Besserung eintritt, aber nicht notwendigerweise eine komplette Genesung.

Ejvind Frausing Hansen, Oberarzt am Krankenhaus Amager-Hvidovre

„Wenn wir das mit Spätfolgen nach einer gewöhnlichen Lungenentzündung vergleichen, sehen wir in keiner Weise Spätfolgen in diesem Ausmaß. Die meisten, die mit einer Lungenentzündung behandelt wurden, haben nach vier Monaten keine Probleme mehr“, so der Oberarzt.

Bleibende Schäden nicht ausgeschlossen

Eine Sache ist, wie es nach vier Monaten aussieht. Eine andere, ob sich bleibende Schäden herausbilden.

„Wir wissen, dass mit der Zeit Besserung eintritt, aber nicht notwendigerweise eine komplette Genesung. Einige der Spätfolgen können durchaus permanenter Natur werden. Das können wir anhand von Narbengewebe sehen, das sich in den Lungen gebildet hat und kaum wieder verschwinden wird. Aber wie genau das alles aussieht, wissen wir erst, wenn wir die Betroffenen zwölf Monate lang nach ihrer Einweisung ins Krankenhaus untersucht haben“, sagt Ejvind Frausing Hansen.

Zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr werden deshalb die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen erwartet.

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