Gymnasien

Umstrittenes Überwachungssystem wird ausgesetzt

Umstrittenes Überwachungssystem wird ausgesetzt

Umstrittenes Überwachungssystem wird ausgesetzt

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Merete Riisager
Merete Riisager Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix)

Unterrichtsministerin Riisager zieht nach technischen Problemen vorerst die Notbremse. Nur 8.000 von 50.000 Gymnasiasten wollten vergangene Woche nach heftigen Protesten gegen das System als Versuchskaninchen agieren, für das das Ministerium gegenüber Schülern und Lehrern eingestanden war.

An der schieren Masse der zu überwachenden Schüler kann es kaum gelegen haben, dass die Überwachungssoftware „Den Digitale Prøvevagt“ ihre Generalprobe nicht erfolgreich absolviert hat. Nur 8.000 der landesweit 50.000 Gymnasiasten hatten sich vergangene Woche anlässlich einer Probeklausur bereit erklärt, die Software auf ihren Laptops zu installieren.

Sie soll dafür sorgen, dass die Schüler ihre Computer bei Prüfungen nicht zum Schummeln nutzen. Doch ist heftig umstritten, ob das Programm überhaupt rechtlich einwandfrei ist, schließlich handelt es sich um eine Überwachungssoftware. Und Sicherheitsbedenken gab es seitens der Schüler auch von Anfang an.

Die könnten sich jetzt als berechtigt herausgestellt haben, und das, obwohl das Unterrichtsministerium noch am Tag vor der Prüfung mitgeteilt hatte, für die Sicherheit des Systems einzustehen. Doch es gab schwerwiegende technische Probleme, mehrere Schüler wurden von dem Programm herausgeworfen.

„Der Einschätzung nach hat das System einfach zu viele Fehler, und deshalb schaffen wir es bis zum Sommer nicht“, sagt Unterrichtsministerin Merete Riisager (Liberale Allianz) jetzt.

Gymnasiasten feiern Sieg in „größerer Schlacht“

Soll heißen: Bei den anstehenden Prüfungen im Sommer wird es keine Überwachungssoftware auf den Rechnern der Gymnasiasten in Dänemark geben. „Es ist besser, Produkte zu nutzen, die durchgeprobt sind und bereits an mehreren Gymnasien benutzt werden“, sagt die Ministerin. Es gehe hier um „rechtzeitige Fürsorge“. Es geschehe jeden Tag in öffentlichen und privaten Einrichtungen, dass Dinge ausprobiert werden, die dann nicht wie vorgesehen funktionieren und verbessert werden müssen.

Dass dem allerdings ein massiver Protest an den Gymnasien des Landes vorausgeht, organisiert von Schülerverbänden, die das neue System von vornherein ablehnten, geschieht nicht jeden Tag. Dass aus der Pflicht, die Software zu installieren, am letzten Tag vor der Probeprüfung eine Möglichkeit wird, ebensowenig.

Es sei ein „Sieg in einer größeren Schlacht für den Datenschutz der Schüler“, sagt denn auch Malte Sauerland-Paulsen, Vorsitzender des Gymnasiastenverbandes DGS. Er ärgert sich nur, dass das System nicht ganz verschrottet wird. „Es muss vorbeugende Maßnahmen gegen das Schummeln geben. Aber das Problem ist nicht so groß, dass deshalb eine Überwachung auf persönlichen Computern installiert werden muss“, sagt er.

Der Vorsitzende des Gymnasienverbandes DG, Jakob Thulesen Dahl, spricht derweil von „Kinderkrankheiten“ und hält es für „vernünftig“, mehr Zeit für die Entwicklung des Programmes aufzuwenden.

 

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