Ernährung

Trotz Bio-Boom: Ungesunde Lebensmittel auf dem Vormarsch

Trotz Bio-Boom: Ungesunde Lebensmittel auf dem Vormarsch

Trotz Bio-Boom: Ungesunde Lebensmittel auf dem Vormarsch

Kopenhagen
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Zwiespältig: In Dänemark wird mehr Bio gekauft – und mehr ungesundes Essen. Foto: Ryan McGuire

In Dänemark wird Bio-Gemüse in Rekordmengen verkauft. Doch das heißt noch längst nicht, dass die Menschen in Dänemark sich gesünder ernähren als früher. Im Gegenteil. Es wird mehr Limonade getrunken, Chips, Eis und Fertig-Kuchen finden reißenden Absatz. Die Supermärkte wollen gerne zur Volksgesundheit beitragen – doch Umsatz ist ihnen wichtiger.

„Wir Menschen haben eine Kalorienbremse, wenn du dich also mit ungesunden Nahrungsmitteln vollstopfst, ist natürlich weniger Platz für die gesunde Wahl“, sagt Sisse Fagt, Beraterin beim Nahrungsmittelinstitut der Technischen Universität in Kopenhagen, DTU, zur Tageszeitung Politiken.

Ein Dilemma, das die Jubelrufe über die steigende Beliebtheit von Bio-Produkten in Dänemark übertönt. Ja, Dänemark ist weltweiter Vorreiter auf der Öko-Welle. Doch scheint diese nur die Heckwelle dessen zu sein, was wirklich massenhaft in den Einkaufskörben zwischen Skagen und Pattburg, Helsingør und Ringkøbing landet: fettige Snacks, überzuckerte Getränke und Nachspeisen, Fertigprodukte aus dem Tiefkühlfach.

Von 2015 auf 2016 ist der Absatz an Limonaden in Dänemark um 6,3 Prozent angestiegen. Auch Chips, Eis und Fertig-Kuchen werden deutlich mehr gekauft als früher. „Wenn die Kunden sich den Laden nach der billigsten Cola aussuchen, müssen wir bei den Preisen wettbewerbsfähig sein“, sagt Coop-Pressesprecher Jens Juul Nielsen zu Politiken. Ja, der Absatz an ungesunden Lebensmitteln nehme zu, sagt er – aber der an gesunden Lebensmitteln doch auch. Allerdings sei letzteres besonders in den Großstädten zu beobachten – auf dem Lande wird im Umkehrschluss kaum auf gesunde Ernährung geachtet.

Unter den nordischen Ländern schneidet Dänemark laut Politiken in Sachen Ernährung am schlechtesten ab. Der Verbraucherrat Tænk fordert deshalb, dass sich die Supermärkte etwas mehr bemühen, Gesundes an den Kunden zu bringen. Statt überall an neuralgischen Stellen in den Geschäften Süßigkeiten und Snacks anzubieten, sollte Obst aufgestellt werden, wo es besonders verlockend ist, sagt Tænk-Beraterin Camilla Udsen. Süßigkeiten an den Kassen, mitten im Blickfeld von Kindern – das sollte ihrer Meinung nach der Vergangenheit angehören.

 

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