Beruf & Ausbildung

Traditionelle Rollenbilder: Mädchen wollen nicht ins Handwerk

Traditionelle Rollenbilder: Mädchen wollen nicht ins Handwerk

Traditionelle Rollenbilder: Mädchen wollen nicht ins Handwerk

cvt
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Arbeit, Handwerker, Baustelle
Foto: Christopher Burns/Unsplash

Seit acht Jahren wird gezählt – nie war die Verteilung von Jungen und Mädchen, die eine Handwerkslehre beginnen, so ungleich wie heute. Das könnte zum Problem werden, sagt eine Ausbildungsforscherin.

Sidse Frich Thygesen

In Dänemark greifen Mädchen zum Buch, während Jungen mit Werkzeugen hantieren. Eine Studie der Ausbildungs-Denkfabrik DEA bestätigt diese Beobachtung aufs Neue. Statistiken aus den Jahren 2009 bis 2018 zeigen, dass doppelt so viele Jungen wie Mädchen nach dem in Dänemark „Grundschule“ genannten Abschluss nach der 9. oder 10. Klasse eine Berufsausbildung beginnen. Das schreibt das Gewerkschaftsblatt 3F.

So unausgeglichen wie 2018 war das Verhältnis  seit Beginn der Statistiken noch nie. Und das könnte zum Problem werden, sagt Sidse Frich Thygesen, Chefkonsulentin bei DEA: „Wir wissen, dass Dänemark in wenigen Jahren um die 60.000 Fachkräfte fehlen. Deshalb ist es sehr wertvolle Arbeitskraft, die wir dadurch verlieren, die Mädchen nicht anziehen zu können.“

Jungen gehen auf den Bau, Mädchen in die Pflege

Auch innerhalb der Studienrichtungen ist die Geschlechterverteilung in Dänemark sehr ungleich. Um die 70 Prozent der Jungen entscheiden sich für Fächer in den Bereichen Technologie, Bau und Transport – bei den Mädchen sind das nur 10 Prozent. Sie entscheiden sich hingegen deutlich häufiger für Berufe in den Bereichen Pflege, Gesundheit und Pädagogik. 45 Prozent der Mädchen beginnen eine solche Ausbildung – und nur fünf Prozent der Jungen.

„Das zeigt, dass wir noch immer gewisse Vorstellungen darüber haben, wer gewisse Arten von Jobs übernehmen soll“, sagt Frich Thygesen. „Aber es wird die Folge haben, dass uns weibliche Maurerinnen und männliche Pflegekräfte fehlen. Denn es braucht beide Geschlechter in allen Bereichen. Zum Beispiel werden ältere Männer in manchem Fall leichter eine Beziehung zu einem männlichen Pfleger aufbauen als zu einer Pflegerin. Außerdem entsteht so auch ein inklusiveres Arbeitsumfeld“, ergänzt sie.

Die Politik müsse die Berufs- und Gewerbeschulen anders fördern als bisher, sagt sie. „Untersuchungen zeigen, dass es die Erwachsenen sind, die den größten Einfluss auf die Wahl der Ausbildung der Jugendlichen haben“, sagt Frich Thygesen. Deshalb müssten Lehrer, Ausbildungsberater und Eltern mehr als bisher über die Chancen in der Berufsausbildung aufgeklärt werden.

 

 

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