Coronavirus

Das Rätsel der Spätfolgen soll mit neuen Daten gelöst werden

Das Rätsel der Spätfolgen soll mit neuen Daten gelöst werden

Das Rätsel der Spätfolgen soll mit neuen Daten gelöst werden

Ritzau/kj
Kopenhagen
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Jeder, der mit dem Coronavirus infiziert wurde, kann auch an Spätfolgen leiden. Woran das liegt und wie diese am besten behandelt werden können, darüber gibt es bisher kaum Erkenntnisse. Foto: Ólafur Steinar Gestsson/Ritzau Scanpix

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Den Ärztinnen und Ärzten fehlt das Wissen darüber, warum manche Menschen an Corona-Spätfolgen leiden. In sogenannten Spätfolgekliniken sollen neue Informationen gesammelt werden.

Für die meisten Menschen ist ein Ende der Corona-Krise in Sicht. Aber unter denjenigen, die das Pech hatten oder immer noch haben, infiziert zu sein, ist es wahrscheinlich schwieriger, sich darüber zu freuen, dass die Pandemie bald vorbei ist.

Manche sind von Spätfolgen wie Atemnot, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten so stark betroffen, dass sie in einer der Spätfolgekliniken (senfølgeklinikker) des Landes behandelt werden müssen.

Spätfolgekliniken in der Region Süddänemark

  • Odense Universitetshospital
  • Kolding Sygehus

Die neue Datenbank, die vom Programm zur Entwicklung der klinischen Qualität in den Regionen (Regionernes Kliniske Kvalitetsudviklingsprogram) eingerichtet wurde, soll dabei helfen eine bessere und einheitliche Behandlung zu gewährleisten.

Neue Erkenntnisse sammeln

Die Datenbank soll das Wissen über die Ursachen von Spätfolgen bündeln und die Erfahrungen mit Behandlungen koordinieren, damit die besten Vorgehensweisen im ganzen Land verbreitet werden können.

„Zunächst geht es darum, einen Überblick über die in den Kliniken angebotenen Behandlungen zu bekommen“, sagt Anne Øvrehus, Oberärztin in der Abteilung für Infektionskrankheiten am Universitätskrankenhaus Odense und Leiterin der dortigen Spätfolgeklinik.

„Das Coronavirus ist neu und daher fehlen uns Daten. Wir müssen wissen, wie die Behandlungsmethoden im ganzen Land sind. Dann müssen wir wissen, welche Behandlung den Patientinnen und Patienten am besten hilft, wieder in den Alltag zurückzufinden“, sagt Anne Øvrehus.

Corona: neue Krankheit, wenig Wissen

  • Etwa einer von zehn Corona-Erkrankten hat länger als vier Wochen Symptome.
  • Wenn die Symptome länger als drei Monate angehalten haben, werden sie als Spätfolgen betrachtet.
  • Es gibt keine genaue Zahl, wie viele Menschen in Dänemark Spätfolgen haben.
  • Spätfolgen können alle Altersgruppen betreffen. Sowohl nach leichten als auch nach schwereren Krankheitsverläufen.
  • Da Covid-19 noch eine neue Krankheit ist, ist das Wissen über Spätfolgen noch begrenzt.
  • Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob Spätfolgen chronisch werden können, aber die Einschätzung ist, dass sie bei der großen Mehrheit allmählich abklingen.
  • Spätfolgen werden von Hausarztpraxen, in der Kommune, im Krankenhaus oder in einer Spätfolgeklinik behandelt.
  • In allen fünf Regionen wurden Spätfolgekliniken eingerichtet.

„Obwohl es immer noch keine Antworten darauf gibt, warum manche Menschen schwere Folgeerkrankungen erleiden, wird eine Erklärung immer greifbarer“, sagt Lars Østergaard, Oberarzt am Universitätskrankenhaus Aarhus und Professor an der Universität Aarhus.

Das Coronavirus ist neu und daher fehlen uns Daten.

Anne Øvrehus, Oberärztin

Studien mit Erkrankten deuten darauf hin, dass das Coronavirus die Fähigkeit des Körpers, den Sauerstoff im Blut in Energie umzuwandeln, beschädigt.

Behandlung gegen Müdigkeit gesucht

„Dies kann die starke Müdigkeit erklären, unter der viele leiden. Einige spüren es immer noch, obwohl es schon mehr als ein Jahr her ist, dass sie infiziert wurden“, so Lars Østergaard.

Er führt weiter aus: „Es kann sich um eine Ermüdung des Gehirns handeln, was bedeutet, dass es nicht mehr in der gleichen Weise arbeiten kann wie zuvor. Sie können sich nicht mehr konzentrieren und erinnern sich nicht mehr so gut wie früher. Müdigkeit kann auch die Muskeln und wahrscheinlich das Herz betreffen. Aber wir brauchen noch Antworten darauf, welche Behandlung hilft. Das bleibt abzuwarten.“

Energiestoffwechsel steigern

Es gilt zu prüfen, ob der Energiestoffwechsel der Patientinnen und Patienten mit dem Enzym Q10 gesteigert werden kann.

Wenn es funktioniert, könnten die Ergebnisse in die neue Datenbank einfließen und auf andere Erkrankte ausgeweitet werden.

Wir haben nicht viele Informationen, deshalb ist die Forschung im Moment sehr wichtig.

Lars Østergaard, Oberarzt

Laut Lars Østergaard ist es sinnvoll, Wissen zu sammeln und es zu standardisieren. Aber im Moment besteht die Herausforderung darin, dass es an Wissen mangelt.

„Wir haben nicht viele Informationen, deshalb ist die Forschung im Moment sehr wichtig“, sagt er.

Zahl der Patienten mit Spätfolgen unklar

Es gibt keine genaue Zahl, wie viele Menschen in Dänemark Spätfolgen haben. Aber im Moment gibt es für den meisten Kliniken eine Wartezeit. In Odense etwa zwei Monate, so Anne Øvrehus.

Während ältere und gefährdete Menschen geimpft werden, steigt der Anteil der jüngeren Patienten. Jeder fünfte Patient in der Klinik des Universitätsklinikums Aarhus ist unter 30 Jahre alt.

Und es werden noch mehr folgen, denn trotz der Impfstoffe wird die Infektion weiter voranschreiten, und damit auch die Spätfolgen.

„Das Coronavirus kann noch viele Jahre in Umlauf sein, weil sich nicht jeder impfen lässt und weil bei manchen Menschen der Impfstoff nicht wirkt“, sagt Lars Østergaard.

 

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