Königshaus

Prinz Henrik hat überreizt

Prinz Henrik hat überreizt

Prinz Henrik hat überreizt

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Am 10. Juni feierten Königin und Prinz Goldene Hochzeit – allein unter sich. Foto: Scanpix

Prinz Henriks Weigerung, sich in Roskilde beisetzen zu lassen, weckt Unmut.

Prinz Henrik

 Der 83-jährige Prinz Henrik hat schon mehrfach für Aufsehen gesorgt, weil er mit seiner Rolle unzufrieden war und  ist.

* Henri Marie Jean André Graf  de Laborde de Monpezat wurde am  11. Juni 1934 in Talence, Gironde, Frankreich geboren  als Zweitältester von sieben Geschwistern.

* Am 10. Juni 1967 heiratete er in der Holmens Kirke Dänemarks Kronprinzessin Margrethe. Ihre beiden Söhne, Kronprinz Frederik und Prinz Joachim, wurden 1968 beziehungsweise 1969 geboren.

* In ihrer Neujahrsansprache 2015 teilte Königin Margrethe überraschend mit, dass ihr Mann sich pensionieren lassen wolle.

* Im April 2016 legte Henrik den Titel Prinzgemahl offiziell ab: Er wolle nur noch als Prinz tituliert werden.

* In seiner Jugend studierte Henri unter anderem Jura, Staatswissenschaften, Chinesisch und Vietnamesisch. Vor der Ehe mit Margrethe arbeitete er unter anderem in der französischen Botschaft in London.

* Er betreibt das Weinschloss Château de Caix i Cahors in Frankreich, das er zusammen mit Königin Margrethe umfassend renoviert hat. Das Schloss in der Heimat des Prinzen ist auch die private Sommerresidenz des dänischen Regentenpaares.

* Der Prinz hat mehrere Gedichtbände und Kochbücher veröffentlicht. Er macht auch Skulpturen.

* Er ist achtfacher Opa: Prinz Nikolai (wurde 1999 geboren), Prinz Felix (2002), Prinz Christian (2005), Prinzessin Isabella (2007), Prinz Henrik (2009), Prinz Vincent (2011), Prinzessin Josephine (2011) und Prinzessin Athena (2012).

*  Prinz Henrik will übrigens nicht in Frankreich, sondern  in Dänemark seine letzte Ruhestätte finden. Nur nicht in Roskilde.

Selbst die ehrwürdige BBC brachte die Nachricht – und selbst gute Freunde sind sprachlos und meinen, dass Prinz Henrik seine Karten nun endgültig überreizt hat mit seiner vom Hofe offiziell verkündeten Entscheidung, nicht neben seiner Frau, Königin Margrethe, im Roskilder Dom beigesetzt werden zu wollen.
Damit, so der Tenor, breche er nicht nur eine 600 Jahre alte Tradition, sondern stelle auch seine Frau  bloß. Das habe die Königin nicht verdient, zumal sie ihren Mann  immer vor unberechtigter und auch berechtigter Kritik in Schutz genommen hat. Erstmals war Henrik in diesem Jahr auch nicht in der royalen Sommerfrische im Schloss Gravenstein dabei. Offiziell wegen einer Operation, aber selbst nachdem er in Aarhus entlassen worden war, war der Prinz nicht angereist.

Die aktuelle Mitteilung vom dänischen Hof toppt aber alles, was der ehemalige Prinzgemahl jemals geboten hat. „Das zeugt von einer  Ehe in tiefer Krise, wenn das Königshaus vermeldet, dass Königin Margrethe und Prinz Henrik getrennt beerdigt werden sollen“, so die Königshausexpertin Trine Villemann, die mehrere Bücher über die Königlichen in Kopenhagen geschrieben hat. Das komme nicht aus heiterem Himmel, so Villemann,  denn es wurde schon vorab darüber berichtet. Es wurde viel geredet, und da habe der Hof reagieren müssen.

Die Kommunikationschefin des dänischen Hofes, Lene Balleby, stellt  klar, dass die Königin natürlich gerne ohne diese Entscheidung ausgekommen wäre. Aber sie habe sie seit längerer Zeit gekannt – und es komme also nicht als eine Überraschung, so Balleby. Aber, so die Pressesprecherin der Königin, dies sei nicht Ausdruck dessen, dass das Regentenpaar sich scheiden lässt. Starker Tobak, der natürlich auch Thema diverser Leitartikel in den dänischen Medien ist.
Boulevardblatt „Ekstra Bladet“ stellt fest, dass Prinz Henrik das Königshaus lächerlich macht, während die königstreue Berlingske von einem „persönlichen Tiefpunkt“ schreibt.

Ruf geschadet

Mit seinem Wunsch, nicht neben der Königin beigesetzt werden zu wollen, habe Henrik sowohl auf der offiziellen als auch auf der privaten Ebene dem Königshaus und dem eigenen Ruf geschadet, so Berlingske.  Das sei eine völlig unnötige und viel zu demonstrative Entscheidung: „Das muss jedem, der die dänische Monarchie unterstützt, mit Tristesse erfüllen.“ Das sei ein persönlicher Tiefpunkt für den 83-jährigen Henrik, der damit Gefahr laufe, Sympathie und jeglichen Respekt zu verlieren, den er sich in Dänemark während seiner vielen Jahre im Lande  aufgebaut habe. Sein Handeln sei auch der Königin gegenüber völlig unangemessen. Diese Entscheidung stelle die Monarchie in eine unmögliche Situation.

Dass das Königshaus so große Unterstützung in der Bevölkerung genieße, liege insbesondere daran, dass es den Mitgliedern bewusst sei, dass zu den Privilegien Pflichten gehören: Henrik setzt da aktuell die eigene Person über die Pflichten. Knallhart fällt das Urteil auch in den sozialen Medien aus. Vielfach wird gefordert, dem Prinzen  Apanage und Privilegien zu nehmen: „Schickt ihn ohne nach Frankreich zurück.“ „Ekstra Bladet“ stellt fest, dass der Prinz das dänische Königshaus weltweit zum Gespött gemacht habe. Keiner habe Verständnis für seine jahrelange Forderung, den Königstitel zu bekommen. Die Boulevardkollegen von BT bezeichnen die Entscheidung des Prinzen als  „verzogen und falsch“. Er habe immer gewusst, was sein Job beinhalte: Der Königin durch Dick und Dünn zu folgen. Er stelle die eigene Person über die Position des Prinzen von Dänemark und pfeife auf die Tradition, der er verpflichtet sei.

Neue Töne aus dem Königshaus

Der Historiker Lars Hovbakke Sørensen spricht von ganz neuen Tönen aus dem Königshaus: Dass man selbst so direkt darüber spreche, dass Prinz Henrik mit seinem Titel und seiner Rolle unzufrieden ist. Er könne sich an keinen ähnlichen Fall – weder international noch national – erinnern. Das sei ein Bruch mit der Haupttradition der letzten 600 Jahre, dass der Regent neben seinem Ehepartner beigesetzt wird.

Das sei auch Tradition in allen europäischen Monarchien.Dass das Königshaus offiziell so direkt informiere, sei einmalig, so der Historiker: „Dem liegt wohl die Erkenntnis zugrunde, dass es kein Staatsgeheimnis ist, dass der Prinz mit seiner Rolle unzufrieden gewesen ist.“ 2001 hatte Henrik gegenüber TV2 erklärt, dass er im Dom zu Roskilde beigesetzt werde: Das sei nicht zu ändern, denn das sei seine Pflicht.

Mehr lesen

Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Roulette Royal“