Schärfere Gesetze

Obdachlose fühlen sich „gejagt und ausgegrenzt“

Obdachlose fühlen sich „gejagt und ausgegrenzt“

Obdachlose fühlen sich „gejagt und ausgegrenzt“

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Foto: Christian Spies/Unsplash

Die dänische Polizei hat auf politischen Wunsch ihren Einsatz gegen Obdachlosenlager verschärft. Die Betroffenen berichten von verzweifelten Menschen – und davon, dass die ausländischen Obdachlosen, die die Politik bekämpfen will, sich jetzt nur noch weiter zurückziehen – und von Bettlern zu Dieben werden.

Den Sommer über hat die Polizei in Dänemark den Einsatz gegen Obdachlosenlager verschärft. Damit soll auf politischen Wunsch und als Folge entsprechender Gesetzesverschärfungen gegen Bettelei vorgegangen und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhöht werden. Beim Landesverband der Obdachlosen, Sand, spüren sie die neue Gangart. Seit dem 1. April hat alleine die Polizei von Kopenhagen 45 sogenannte „Unsicherheit schaffende Lager“ geräumt. 200 Personen wurden angezeigt, weil sie sich in solchen Lagern aufgehalten haben, lässt die Polizei wissen.

„Wir erleben nicht, dass die rumänischen Obdachlosen zurückgereist sind. Im Gegenteil erleben wir sehr viel mehr Verzweiflung. Man fühlt sich mehr gejagt und ausgegrenzt“, sagt die Sand-Vorsitzende Christina Strauss. „Sie sind abgezogen. Sie verstecken sich mehr. Aber Lager gibt es immer noch“, sagt sie.

Auch die erhöhten Strafen für „Bettelei, die für Unsicherheit sorgt“ setzten Obdachlose unter Druck, sagt Strauss. 14 Tage Haft gibt es jetzt für Bettelei an bestimmten Orten – und es droht die Ausweisung aus Dänemark.

„Wir haben keine Zahlen, aber wir nehmen wahr, dass die Leute jetzt lieber andere Kriminalität begehen. Sie stehlen zum Beispiel jetzt eher, weil die Strafe ungefähr gleich ist und es bei Diebstahl keine Sofortbestrafung gibt“, sagt Strauss. Am Dienstag ist erstmals eine Person nach den neuen Gesetzen verurteilt und aus Dänemark ausgewiesen worden.

Jacob Søndergaard von der Ausländerkontrollabteilung der Kopenhagener Polizei berichtet, dass die Beamten auf Anzeigen wegen Bettelei reagieren und selbstständig öffentliche Orte aufsuchen, um Bettler zu kontrollieren. „Bei Bettelei gehen wir tagsüber raus und beobachten an Supermärkten, Stationen, Fußgängerzonen und so weiter“, sagt er. Ob die gesteigerten Anstrengungen der Polizei dafür gesorgt haben, dass die Lager reduziert und die Bettelei eingeschränkt wurde, vermag er nicht zu sagen.

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