Megafon-Umfrage

Medien haben aus Sicht dänischer Bürger zu viel Macht

Medien haben aus Sicht dänischer Bürger zu viel Macht

Medien haben aus Sicht dänischer Bürger zu viel Macht

Kopenhagen
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Foto: dpa

Die Medien haben zu viel Macht, meint mehr als die Hälfte der Befragten einer Megafon-Umfrage. Dies ist nur ein Missverständnis, meinen Medienforscher.

Die Medien haben zu viel Macht, meint mehr als die Hälfte der Befragten einer Umfrage. Dies ist nur ein Missverständnis, meinen Medienforscher.

Die Macht der Medien ist nicht nur groß – sie ist sogar zu groß. Das sagt eine Mehrheit dänischer Bürger, die an einer neuen Megafon-Umfrage teilgenommen haben.

In ihr gaben 56 Prozent der Befragten an, dass die Medien, sprich Zeitungen, Fernsehmedien und Onlinedienste, die in der Umfrage eine gemeinsame Gruppe darstellten, zu großen Einfluss auf die dänische Gesellschaft hätten. Deutlich mehr als andere Umfragegruppen wie zum Beispiel Politiker oder EU-Institutionen

An der repräsentativen Stichproben-Umfrage wurden 1.051 dänische Bürger gefragt, welche Gruppe ihrer Meinung nach zu viel Macht in der dänischen Gesellschaft habe.

Medien vor EU-Institutionen

Während 56 Prozent der Ansicht waren, dass dies die Medien seien, sagten 40 Prozent, dass dies auf die EU-Institutionen zutreffe. 25 Prozent waren der Meinung, dass Politiker zu viel Macht hätten.

Laut Medienforscher und Professor Erik Albæk ist die Sichtbarkeit und dauerhafte Präsenz der Medien schuld daran, dass viele diese als zu mächtig einschätzen. Doch aus seiner Sicht ist dies ein Missverständnis, denn es seien nicht die Medien, die den größten Einfluss hätten: „Es sind insbesondere die Politiker und danach die Interessenorganisationen und andere. Doch vielen Bürgern kommt es so vor, dass die Medien die Tagesordnung festlegen“, so Albæk zur Zeitung Politiken.

Große Bedeutung

Mark Blach-Ørsten, Professor für Journalismus an der Universität Roskilde, erklärt, dass Nachrichtenmedien heute für viele dänischen Bürger eine unglaublich große Bedeutung haben. Er weist auf eine Untersuchung hin, wonach die Dänen mehrmals täglich drei bis fünf verschiedene Nachrichtenmedien konsumieren, um sich über die gesellschaftlichen Themen zu informieren.

„Weil Medien allgegenwärtig sind und wir so oft mit ihnen in Kontakt kommen, sind wir oft der Meinung, dass sie eine besonders große Bedeutung für die Gesellschaft haben“, so Blach-Ørsten zu TV2.

Die Sichtbarkeit ist entscheidend

Er ist genau wie Erik Albæk der Meinung, dass die mediale Macht nicht so groß ist, wie von vielen Bürgern angenommen.

„Alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen wirken auf uns alle ein und versuchen über die Medien etwas bestimmtes ganz oben in den Schlagzeilen zu platzieren. Doch nur, weil dies über die Medien geschieht, bedeutet dies nicht, dass diese auch bestimmen, was auf der Tagesordnung ganz oben steht“, so der Journalismus-Professor. Seiner Meinung nach werde die Macht von beispielsweise Politikern oder Banken geringer eingeschätzt, weil diese nicht immer öffentlich präsent seien.

„Feindliche Medienwirkung“

Er weist auf den Begriff „feindliche Medienwirkung“ hin. Dieser beschreibt die Tendenz, dass wir uns hauptsächlich an die Dinge erinnern können, in denen die Medien unserer Meinung nach einen Fehler gemacht haben. „Einige sind der Meinung, dass die Medien die Wirklichkeit nicht richtig widerspiegeln, weil sie sich nur an die Nachrichten erinnern, die sie für falsch gehalten haben. Doch schauen wir einmmal wirklich genauer auf alle Nachrichten, die wir konsumieren, können wir sehen, dass die Nachrichtenmedien gar nicht sonderlich viele Fehler machen“, sagt Mark Blach-Ørsten.

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