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Mädchen gestresster als Jungen

Mädchen gestresster als Jungen

Mädchen gestresster als Jungen

Kopenhagen/København
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Jugendliche werden nicht nur durch die Jagd nach guten Zensuren gestresst. Dies ist nur ein Teil der Perfektheitskultur. Foto: Anne Bæk, Ritzau Scanpix

Perfektionismuskultur: Der Wunsch nach guten Noten in der Schule, Beliebtheit bei den Freunden und Aufmerksamkeit auf den sozialen Plattformen erhöhen den Druck auf die Jugend von heute.

Weitere Befunde der Studie

68 Prozent der Mädchen in der 9. Klasse meinen, dass sie ihren Freunden in den sozialen Medien sofort antworten müssen, wenn sie eine Nachricht über zum Beispiel Messenger, Instagram oder Snapchat bekommen.

21 Prozent der Kinder und Jugendliche erklären, dass es in der Klasse eine Norm gebe, wie man aussehen muss, um akzeptiert zu werden.

Die Studie über den Stresszustand von Kindern und Jugendlichen ist die erste von fünf Studien über das Befinden der Schüler. TrygFonden und Børns Vilkår veröffentlichen im Herbst 2020 die nächste Studie, in der es um den Zusammenhang zwischen Stress und Schule geht.

Gute Zensuren, ein perfekter Körper, viele Likes und Herzen auf den sozialen Plattformen und eine stetige Erreichbarkeit. Das sind für viele Jugendliche Stressfaktoren. Jeder siebente 6.- bis 9.-Klässler hat sich im vergangenen Monat gestresst gefühlt.
 
Das zeigt eine Studie der Kinderschutzorganisation Børns Vilkår und des Versicherungsunternehmens Tryg.


Der Erwartungsdruck an die Jugendlichen ist groß, schreibt Børns Vilkår in einer Pressemitteilung – von einer Perfektionismuskultur ist die Rede.

Viele Stressfaktoren

Dabei geht es nicht nur um gute Noten in der Schule, sondern auch darum, auf den sozialen Plattformen für die Freunde immer erreichbar zu sein.
 

1.820 Kinder und Jugendliche aus den 6. bis 9. Klassen haben an der Studie teilgenommen. Außerdem sind 51 Kinder interviewt worden.
 

14 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben geantwortet, dass sie im vergangenen Monat oft oder die ganze Zeit gestresst waren. Vor allem Mädchen in der 9. Klasse sind davon betroffen. 30 Prozent dieser Mädchen hatten Stress – bei den Jungen waren es etwa die Hälfte.

Bei den gestressten Jugendlichen stellte sich heraus, dass der Stresszustand bereits über Monate anhält.

Børns Vilkår: „Hoher Erwartungsdruck“

„Viele der Rahmen und Relationen, in denen die Jugendlichen navigieren müssen, sind mit einem Erwartungsdruck verbunden. Viele Jugendliche haben das Gefühl, die ganze Zeit gemessen und gewogen zu werden, und viele streben gleich an mehreren Fronten nach dem Perfekten. Wenn so viele Kinder und Jugendliche sich gestresst fühlen, müssen wir das ernst nehmen“, sagt Rasmus Kjeldahl, Direktor von Børns Vilkår.


Schlafstörungen und Angstanfälle

In den Interviews berichten mehrere Kinder und Jugendliche über Herzklopfen, Wirrungen und Schlafschwierigkeiten, während andere über tägliche Kopfschmerzen, Schüttel- und Angstanfälle und Medikamentenmissbrauch erzählen.

Die Studie zeigt, dass jedes vierte Mädchen in der 9. Klasse und jedes fünfte Kind in der sechsten Klasse mit ihrem Körper unzufrieden ist.Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper entsteht durch den Vergleich untereinander und wird durch das Körperideal und dem „perfekten“ Aussehen in den sozialen Medien verstärkt.

Fotos verschönert und gelöscht

In Verbindung mit Fotos im Netz erklären 38 Prozent der Kinder in der 9. Klasse, dass sie ihre Fotos in den sozialen Netzwerken redigieren, das heißt verschönern.

Über die Hälfte der Mädchen (54 Prozent) haben Bilder ganz aus dem Netz entfernt, weil ihr Foto nicht genügend „Likes“ oder Herzen bekommen hat.

„Ich fühle mich wie eine herumwandernde Zahl", erklärt ein 15-jähriges Mädchen in der Studie. Zahlen würden die ganze Zeit belegen wie gut man in der Schule sei, wie viele Freunde man habe und wie beliebt man sei.
 

Tryg: „Kinder anerkennen so wie sie sind“

„Kinder und Jugendliche sollten gesehen und anerkannt werden so wie sie sind – egal wie sie aussehen, wie ihre Zensuren sind oder wie ihr Leben in den sozialen Netzwerken ist“, sagt Rie Odsbjerg Werner, Direktor im TrygFonden.

Alle hätten dafür eine Verantwortung zu tragen, meint sie. Es sei wichtig mit den Kindern und Jugendlichen über die Vorstellung des „perfekten Lebens“ zu reden, und auch Platz zu geben für das Normale oder Unperfekte.

 


 

 

Interesse und Finanzen

Die Studie von Børns Vilkår und Tryg zeigt ebenfalls, dass Kinder, die in einer Familie mit schlechteren finanziellen Möglichkeiten aufwachsen, sich öfter gestresst fühlen.

Das Gleiche gilt für Kinder in Familien, in denen die Eltern selbst gestresst sind.

Dagegen hilft, wenn Eltern sich für die Situation ihrer Kinder interessieren.

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