Am Pranger

Jeder dritte Jobcenter-Mitarbeiter wird öffentlich beleidigt

Jeder dritte Jobcenter-Mitarbeiter wird öffentlich beleidigt

Jeder dritte Jobcenter-Mitarbeiter wird öffentlich beleidigt

Kopenhagen
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Foto: dpa

Eine Untersuchung hat gezeigt, dass 37 Prozent der Jobcenter-Mitarbeiter erlebt haben, wie ihr Name oder der eines Kollegen bei Facebook oder You-Tube öffentlich gemacht wurde. Experten besorgt die Entwicklung.

Immer mehr Jobcenter-Mitarbeiter in Dänemark erleben, dass sie in sozialen Netzwerken wie Facebook oder in Leserbriefen namentlich erwähnt, beschimpft und öffentlich an den Pranger gestellt werden.

Das zeigt eine neue Untersuchung der Internetzeitung Avisen.dk und der Gewerkschaft HK, die 1.071 Sachbearbeiter befragt haben.

Demnach hat mehr als ein Drittel der Mitarbeiter – 37 Prozent – erlebt, dass sie selbst oder ein Kollege von einem Bürger öffentlich beschimpft wurde. Dies geschah unter anderem mit Kommentaren bei Facebook, dem Verfassen von Leserbriefen in Zeitungen und durch das Veröffentlichen von Video- und Tonaufnahmen bei You-Tube.

Der stellvertretende Vorsitzende von HK, Mads Samsing, spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung. Es habe Auswirkungen auf das Verhalten der Betroffenen. Manche seien so eingeschüchtert, dass sie hinter sich schauen, wenn sie im Supermarkt an der Kasse stünden, sagt Samsing zur Nachrichtenagentur Ritzau.

In der Untersuchung berichten Mitarbeiter von Hassgruppen bei Facebook, wo beleidigend über sie geschrieben wird. „Es ist traurig, dass oft Unwahrheiten verbreitet werden, ohne das wir eine Chance haben uns zu verteidigen“, sagt ein Jobcenter-Mitarbeiter in dem Bericht.

Experte: Wir können es nicht steuern

Lars Peter Andersen, Psychologe und Arbeitsmilieuforscher, bezeichnet es als „ein relativ neues Phänomen“, dass Leute in sozialen Medien an den Pranger gestellt werden. Das größte Problem sei, dass man nicht steuern können, wo es endet, sagt Andersen.

Eine der öffentlichen Gruppen bei Facebook ist „Jobcentrets ofre“. Sie hat über 8.500 Mitglieder. In ihr werden Jobcenterfälle diskutiert und kritisiert. Der Sprecher der Gruppe, Kim Madsen, gibt zu, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen Gruppenmitglieder Mitarbeiternamen öffentlich machen.

„In einigen Fällen kann ich Bürger gut verstehen, dass sie dies tun – in anderen nicht“, sagt er zu Avisen.dk. Er könne es den Leuten nicht verbieten Namen zu nennen, sondern es gut nachvollziehen, dass Leute es tun, wenn Jobcenter-Mitarbeiter einen großen Fehler machen oder illegal handeln, so Madsen.

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