Armutszahlen

Doppelt so viele arme Dänen seit 2002

Doppelt so viele arme Dänen seit 2002

Doppelt so viele arme Dänen seit 2002

Kopenhagen
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Foto: dpa

Mehr als 44.000 Dänen lebten 2015 unter der Armutsgrenze. Experten machen Sozialhilfe- und Integrationskürzungen früherer Regierungen dafür verantwortlich. Die Politik setzt auf die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.

Armutsgrenze:

Die Armutsgrenze bezeichnet ein Einkommen, unterhalb dessen der Erwerb aller lebensnotwendigen Ressourcen nicht mehr möglich ist, also Armut vorliegt. Der Zahlenwert für die Armutsgrenze variiert durch unterschiedliche Lebenserhaltungskosten von Ort zu Ort. In Dänemark wurde er 2012 von der damaligen sozialdemokratischen Regierung unter Staatsministerin Helle Thorning-Schmidt auf Empfehlung eines Expertenausschusses festgesetzt. Demnach gilt als arm, dessen Vermögen weniger als 100.000 Kronen beträgt und wer in drei aufeinander folgenden Jahren ein jährliches Einkommen von unter 103.000 Kronen hat. Nach dem Regierungswechsel im Juni 2015 entschied sich die damalige Venstre-Sozialministerin Karen Ellemann dafür, die offizielle Armutsgrenze abzuschaffen.

Mehr als 44.000 Dänen lebten 2015 unter der Armutsgrenze. Experten machen Sozialhilfe- und Integrationskürzungen früherer Regierungen dafür verantwortlich. Die Politik setzt auf die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.

44.141. So viele Dänen lebten laut neusten Zahlen der gewerkschaftlichen Denkfabrik Arbejderbevægelsens Erhvervsråd (AE) 2015 unter der Armutsgrenze. Gegenüber 2002 ist dies ist mehr als eine Verdoppelung. Damals lag die Zahl noch bei 18.650 Personen, schreibt die Zeitung Information.

Laut AE ist der massive Anstieg der Politik der früheren Regierung aus Venstre und Konservativen geschuldet, die ab der Jahrtausendwende die Leistungen für Sozialhilfeempfänger und Ausländer gekürzt hatten. Die Untersuchung von AE zeigt allerdings nur die Entwicklung bis 2015. Somit sind die neue Sozialhilfeobergrenze, die 225-Stunde-Regel und jüngste Integrationskürzungen in die Berechnungen noch nich mit eingeflossen.

Die Sozialdemokraten fordern angesichts der hohen Armutsrate eine bessere Fokussierung auf die Schaffung von neuen Arbeits- und Ausbildungsplätzen. „Man darf die Bürger nicht in ihren Möglichkeiten einschränken, sondern muss ihnen neue Möglichkeiten bieten“, so der beschäftigungspolitische Sprecher der Partei, Leif Lahn Jensen, zu Information.

Ähnliche Töne stimmt auch die Regierungspartei Venstre an. Die politische Sprecherin, Louise Schack Elholm, will die sozialen Unterschiede vor allem durch eine bessere Unterstützung der schwächsten Schüler beheben, so dass diese letztendlich bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz bekommen.

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