Kinder und Jugendliche

Digitale Jugend: Konsum ist nicht gleich Kompetenz

Digitale Jugend: Konsum ist nicht gleich Kompetenz

Digitale Jugend: Konsum ist nicht gleich Kompetenz

Britta Tästensen
Aarhus
Zuletzt aktualisiert um:
Thomas Pape
Thomas Pape Foto: Gwyn Nissen

Stressberater gibt Tipps für besseren Schlaf und höhere Konzentration: Bei der Schulmesse in Aarhus geht es nicht nur um Unterrichtsmaterial und Pädagogik, sondern auch um digitale Gewohnheiten junger Menschen.

Thomas Pape ist führender Stressberater und Mentaltrainer für Schüler und Studenten. Seit 14 Jahren führt er die Stressklinik „Spine“ in Aarhus. Nun hat er sich mit seinem neuen Lehrerratgeber dem Unterricht in den Oberstufen und Gymnasialstufen gewidmet. 

Pape stellt die digitale Kompetenz junger Menschen infrage und argumentiert dabei, dass junge Menschen zwar viele technische Geräte benutzen könnten, dabei aber nicht notwendigerweise digitale Kompetenzen besäßen.

Was heißt eigentlich digitale Kompetenz?

Laut Pape wurde besonders in den vergangenen drei, vier Jahren festgestellt, welchen Einfluss die digitalen Gewohnheiten junger Menschen – beziehungsweise Schüler und Studenten – auf deren Wohlbefinden, Leistung und Schlaf haben.

Die digitale Kompetenz der Schüler und Studenten höre laut Pape da auf, wo sie ihre mobilen Geräte zu viel nutzen, zu ungünstigen Zeitpunkten, und wo sie die Geräte kaum noch weglegen könnten.

Dabei betont der Stressberater, dass seine Forschung und Methodik keine erneute Moralpredigt über die schlechten Gewohnheiten der Jugendlichen sei. Das „Reboot-Modell“ dient als Lehrerratgeber, um auch im Unterricht die digitalen Gewohnheiten der Schüler zu verbessern. Laut der Zielsetzung der Methodik sollen die Schüler schließlich:

 

  • Mehr und besser schlafen und dadurch eine höhere Konzentrationsfähigkeit erhalten.
  • Konzentrierter, motivierter und interessierter im Unterricht teilnehmen können.
  • An Gesprächen aktiver teilnehmen und zuhören können.
  • Besser „abschalten“ können.

 

Versuch mit 24 Schülern

 

Pape und sein Team haben ihre Methodik in einer Gymnasialklasse (2G/12. Klasse) in Aarhus getestet. Der Verlauf dauerte vier Wochen, und die Schüler mussten sowohl in der Schulzeit als auch in ihrer privaten Freizeit Übungen durchführen.

Eine anfangs durchgeführte Umfrage zeigte, dass 79 Prozent der Schüler gerne weniger Zeit mit ihren mobilen Geräten verbringen würden. Nur 16,7 Prozent hätten sich im Laufe der vergangenen Woche erholt gefühlt, und 75 Prozent nutzen ihre Geräte als einen Fluchtort von Gedanken und Alltagsproblemen.

Dieses sollte sich in dem vierwöchigen Verlauf jedoch ändern.

 

Das sogenannte Arbeitsgedächtnis

 

Pape sagt, er wisse, dass es „keine Raketenwissenschaft sei“, dass das Handy eine Ablenkung bei Hausaufgaben und selbssttändigen Arbeitsaufgaben in der Schule ist. Doch die Nutzung der digitalen Medien habe einen viel größeren Einfluss – unter anderem auf das Arbeitsgedächtnis.

 

„Unser Arbeitsgedächtnis hilft uns zu erinnern, zu priorisieren und über Arbeitsaufgaben nachzudenken. Dieses Arbeitsgedächtnis wird jedoch auch von Eindrücken gefüllt“, erklärt er. Bei einem überfüllten Arbeitsgedächtnis können wichtige oder relevante Themen nicht von den unwichtigen Themen unterschieden werden, und das Arbeitsgedächtnis wird dadurch vernebelt.

 

Um seiner Forschung und seiner Methodik  Plausibilität zu verleihen, hat Pape den Oberarzt und Professor für Gehirnforschung, Troels Kær, ins Boot geholt.

Eines nach dem anderen

 

Multitasking oder das sogenannte Wechseldenken durch die Nutzung der mobilen Geräte führe laut Kær auch zu einer Vernebelung der Konzentration. So könnten die Schüler weder Motivation noch Interesse für ein Thema aufbauen. Von daher gelte immer „eine Sache aufs Mal“, denn die digitalen Medien an sich seien nicht das Problem, sondern die wechselnde Nutzungsweise, so Kær und Pape.

Papes Versuch in der Gymnasialklasse in Aarhus war ein voller Erfolg: 91 Prozent der Schüler waren nach dem vierwöchigen Verlauf davon überzeugt, mit bewussteren Handygewohnheiten bessere Leistungen bringen zu können. Die Anzahl der Stunden Schlaf erhöhte sich, und Gespräche außerhalb der digitalen Welt hätten sich verbessert.

 

Neue digitale Gewohnheiten

Viele digitale Gewohnheiten können, so Pape, mit ganz grundlegenden Tipps verbessert werden:

 

  • Apps von sozialen Netzwerken in einem Ordner sammeln und auf die letzte Seite des Handys platzieren.
  • Beim Arbeiten hilft es nicht, das Handy umgedreht neben sich zu legen. Um sich  gutkonzentrieren zu können, sollte das Handy außer Sichtweite beziehungsweise in einem anderen Raum liegen.
  • Einen traditionellen Wecker nutzen und das Handy außer Bett-Reichweite platzieren, um vor und nach dem Schlafen nicht von Eindrücken „überfallen“ zu werden.

 

Diese Tipps gelten übrigens nicht nur für junge Leute. Auch Erwachsene und Berufstätige können sich digital unabhängiger machen. Mehr zu Thomas Papes Unterrichtsmaterial  unter: www.digitalevaner.dk.

 

 

Schulmesse Aarhus

„Der Nordschleswiger“ war gemeinsam mit Vertretern aus dem Grenzland bei der Schulmesse in Aarhus mit einem Stand vertreten. Teilgenommen haben:

 

  • Region Sønderjylland-Schleswig
  • Dansk Skoleforening for Sydslesvig e.V.
  • Der Nordschleswiger
  • Grenzgenial
  • Instiuttet for Mindretalspædagogik
  • TLFG (Tysklærerforeningen for grundskolen)
  • Bund Deutscher Nordschleswiger – 100 Jahre Deutsche Minderheit
  • HistorieLab
  • Danevirke Museum
  • Den Slesvigske Samling
  • Deutsches Museum Nordschleswig
  • Museum Sønderjylland
  • Grænseforeningen
  • Deutscher Schul- und Sprachverein für Nordschleswig
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