Gesundheit

Demenzforschung: „In Zukunft führt kein Weg daran vorbei“

Demenzforschung: „In Zukunft führt kein Weg daran vorbei“

Demenzforschung: „In Zukunft führt kein Weg daran vorbei“

jt
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Tommy Kofoed / Midtjyske Medier / Ritzau Scanpix

Patienten, bei denen Verstand und Gedächtnis nachlassen, kosten die Gesellschaft mehr als Krebs- und Herzgefäßkranke zusammen. Dennoch wird weniger in die Demenzforschung investiert als früher.

Obwohl die Herausforderungen bei einer Demenzerkrankung immens hoch sind, und bei einer immer älter werdenden Gesellschaft stetig steigt,  liegt Dänemark im Vergleich zu den Nachbarländern bei der Demenzforschung hinten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Ritzau. 

 

Im vergangenen Jahr wurde die erste richtungsweisende Strategie zur Behandlung und Forschung von Demenzerkrankungen bis 2025 vereinbart. Das Problem ist aber, dass kein Geld für die guten Ansätze abgesetzt wurde. 

Dänemark hinkt hinterher

 

„Bei der Demenzforschung hinkt Dänemark weit hinter unseren Nachbarländern hinterher – und auch hinter den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO“, erklärt Nis Peter Nissen, Direktor des Alzheimervereins. Die Investitionen in die Forschung seien in Dänemark in den Jahren zwischen 2011 und 2016 gar gefallen – während sie in Ländern wie Norwegen, Schweden um 500 beziehungsweise 650 Prozent stiegen. 

 

„Weil die Patienten viel Pflege und Fürsorge brauchen und oft im Pflegeheim enden, ist die Demenz für die Gesellschaft eine der teuersten Krankheiten, die es gibt“, so Nissen.

 

Kim Krogsgaard, Direktor des weltweit größten Preises im Bereich der Gehirnforschung, Lundbeckfondes The Brain Prize, sieht das ähnlich. „Bei der Gehirnforschung liegen wir im Vergleich zur Herz- und Krebsforschung rund 40 Jahre hinterher. Zudem wird viel weniger Geld in die Gehirnforschung investiert“, so Krogsgaard zu Ritzau. 

Familienberaterinnen kennen sich aus

 

Auch die Familienberaterinnen des Sozialdienstes haben mit der Gehirnerkrankung des Öfteren zu tun. Ihr Wissen über Demenz haben sie insbesondere durch Vorträge und Kurse, aber auch durch den allgemeinen Erfahrungsaustausch unter Kollegen bekommen, erklärt die Familienberaterin des Sozialdienstes, Karin Müller. „Wir versuchen, uns immer auf dem Laufenden zu halten. Zudem hatten wir beispielsweise beim jüngsten Treffen der Besuchsfreunde einen Arzt aus Rothenkrug eingeladen, der dann einen Vortrag über Demenz hielt“, so Müller. 

 

Die Familienberaterinnen versuchen so weit möglich, Demenzkranke zu unterstützen. „Wichtig ist, sich mitziehen zu lassen. Wenn man eine Geschichte 13-mal gehört hat, dann höre ich sie mir auch gerne ein 14. Mal an“, so die Beraterin. Eine Demenzerkrankung sei ihr zufolge insbesondere schwer für die Angehörigen. „In solchen Fällen empfehle ich, dass man sich mit anderen Angehörigen trifft und sich austauscht. Das können sehr wertvolle Gespräche sein. Es ist wichtig, darüber zu reden“, erklärt sie. 

 

Wie Nissen fordert sie auch, der Demenz-Krankheit eine größere Aufmerksamkeit zu geben. „Es wäre schön, wenn mehr Geld in die Forschung investiert werden würde. In Zukunft führt kein Weg daran vorbei“, betont Müller. „Ich denke, dass Demenz bisher seitens der Politik keinen so hohen Stellenwert genießen konnte wie andere Krankheiten – weil hauptsächlich Ältere davon betroffen sind. Doch je älter die Gesellschaft wird, desto mehr Leute werden mit dieser Krankheit in Berührung kommen“, sagt sie.

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