Asyl

Dänemark will demente Frauenrechtlerin nach Afghanistan abschieben

Dänemark will demente Frauenrechtlerin nach Afghanistan abschieben

Dänemark will demente Frauenrechtlerin nach Afghanistan abschieben

Aarhus
Zuletzt aktualisiert um:
In Waziris alter Heimat Kabul ist die Sicherheitslage angespannt. Foto: Scanpix

Zwei Tage würde Zarmena Waziri in Kabul überleben – und dann sterben, sagt ihre Tochter. Waziri war Vorkämpferin für Frauenrechte in Afghanistan. Heute hat sie keine Verwandten mehr in ihrem Heimatland und ist auf medizinische Betreuung angewiesen. Die Behörden werden durchgreifen, fürchten Waziris Familie und Hilfsorganisationen laut Politiken.

Zwei Tage würde Zarmena Waziri in Kabul überleben – und dann sterben, sagt ihre Tochter. Waziri war Vorkämpferin für Frauenrechte in Afghanistan. Heute hat sie keine Verwandten mehr in ihrem Heimatland und ist auf medizinische Betreuung angewiesen. Doch Dänemark hat einen, nicht öffentlich einsehbaren, Vertrag mit Afghanistan über die Abschiebung afghanischer Staatsbürger.

Die Behörden werden durchgreifen, fürchten Waziris Familie und Hilfsorganisationen laut Politiken. Die dänische Ausländerbehörde hat den Antrag auf Asyl der inzwischen 70 Jahre alten Zarmena Waziri abgelehnt. Sie soll sich bezüglich ihrer Abschiebung im "Sandholmlager" melden, dem großen Erstaufnahme- und Abschiebezentrum, heißt es laut Politiken in einem Brief an die Frau, die einst zu den Vorreiterinnen der Gleichstellungsbewegung in Afghanistan gehörte.

Waziri ist stark dement, hatte Blutgerinsel im Hirn, ist gehbehindert und leidet unter chronischem Bluthochdruck. Ihre Tochter lebt seit 25 Jahren in Dänemark und betreibt einen Kaufmannsladen in Aarhus, die Enkel sind dänische Staatsbürger.

Zwei Tage würde Waziri in Afghanistan überleben, sagt die Tochter der Tageszeitung Politiken. Dort gebe es niemanden, der sich um die alte, kranke Frau kümmern würde. Und sie würde vergessen, ihre Medizin zu nehmen – geschweigedenn, sich Nachschub besorgen können.

Die Hilfsorganisation "Invandrerrådgivningen" hat im November eine humanitäre Aufenthaltsgenehmigung für Waziri beantragt. Doch noch ist der Fall nicht bearbeitet – und inzwischen kam die Aufforderung, dass die alte Frau sich auf ihre Abschiebung vorbereiten solle. Für die Familie eine unsichere Zeit. Denn, wie die Reichspolizei mitteilt, können Abschiebungen jederzeit durchgeführt werden. Vor der Deportation werden die meisten Abzuschiebenden in das Ellebækgefängnis bei Sandholm gebracht. Doch schon dort könnte es Probleme geben, meint die Tochter. Denn ihre Mutter braucht zahlreiche Medikamente, wegen des Blutdrucks, wegen Diabetes, gegen Depressionen – und ihre Windeln müssen gewechselt werden. Manchmal, sagt die Tochter, vergesse sie sogar, ihr essen zu kauen und drohe, zu ersticken.

Waziri gehörte zu den ersten Frauen in Afghanistan, die das Kopftuch ablegten und Männern demonstrativ die Hand schüttelten.

 

 

Mehr lesen