Millionen-Veruntreuung

Bericht: Britta Nielsen hat noch mehr Millionen veruntreut

Bericht: Britta Nielsen hat noch mehr Millionen veruntreut

Bericht: Britta Nielsen hat noch mehr Millionen veruntreut

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Kinder- und Sozialministerin Mai Mercado bei einer Pressekonferenz am Freitag in Kopenhagen. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Insgesamt mindestens 120,6 Millionen Kronen soll eine ehemalige Mitarbeiterin der Sozialbehörde veruntreut haben – bisher war man von 111 Millionen ausgegangen. Und das Ende der Fahnenstange ist möglicherweise noch nicht erreicht.

Britta Nielsen soll noch deutlich mehr Mittel, die für Bedürftige vorgesehen waren, veruntreut haben als bisher bekannt. Das legt ein Bericht der Rechnungsprüfungsfirma PWC offen, den das Sozialministerium am Freitag vorgestellt hat.

Der Bericht zeigt, dass die wegen der Veruntreuung öffentlicher Mittel angeklagte Nielsen, die ihre Stellung in der Sozialbehörde missbraucht haben soll, um sich selbst zu bereichern, rund 120,6 Millionen Kronen veruntreut haben soll. Die bisherigen Ermittlungen hatten ergeben, dass sie insgesamt 111 Millionen Kronen an sich selbst überwiesen hatte.

Ende noch nicht in Sicht

Und mit den 120,6 Millionen Kronen ist das Ende der Fahnenstange möglicherweise noch nicht erreicht, denn die Rechnungsprüfer konnten nur Informationen bis 1993 zurückverfolgen. Nielsen arbeitete jedoch bereits seit 1977 für die Sozialbehörde.

„Wir müssen feststellen, dass es besonders in der Vergangenheit nicht genug Kontrolle bei den Zuschussmitteln gab“, so Sozialministerin Mai Mercado (Kons.) bei einer Pressekonferenz am Freitag in Kopenhagen. „In diesem Fall geht es um mehr als um Geld. Es geht um Vertrauen. Hier wurden wir alle zusammen betrogen“, so Mercado.

3,8 Millionen Kronen zurückgezahlt

Der Bericht bezeichnet den Schwindel über all die Jahre als systematisch und skrupellos. Einen bemerkenswerten Fund machten die Ermittler im Jahr 2016: Da zahlte Britta Nielsen 3,8 Millionen Kronen, die sie sich zuvor bereits auf eines ihrer eigenen sechs Konten überwiesen hatte, zurück an die Sozialbehörde. Hatte sie ein schlechtes Gewissen? Bekam sie kalte Füße? Informationen, warum Nielsen das Geld zurückzahlte, werden derzeit von den ermittelnden Polizeibehörden zurückgehalten und erst während des Prozesses veröffentlicht.

Insgesamt tätigte Britta Nielsen 298 Überweisungen seit 1993. 

Der Fall Britta Nielsen

  • Anna Britta Troelsgaard Nielsen war bis zum 26. September 2018 Abteilungsleiterin in der Sozialbehörde.
  • Sie wird bisher beschuldigt, 111 Millionen Kronen veruntreut zu haben, die sie aus dem Fördertopf der Sozialbehörde auf eigene Konti überwies.
  • Die illegalen Transfers sollen bis 2018 angedauert haben, es soll insgesamt 276 Überweisungen gegeben haben.
  • Am 30. Oktober 2018 wurde Britta Nielsens 38-jähriger Sohn am Flughafen von Johannesburg verhaftet. Ihm wird schwerer Betrug im Umfang von 3,6 Millionen Kronen vorgeworfen.
  • Am 5. November 2018 wurde Britta Nielsen in einer Wohnung in Johannesburg verhaftet. Sie reiste anschließend freiwillig zurück nach Dänemark.
  • Am 10. November 2018 wurde gegen Nielsen und ihren Sohn Untersuchungshaft bis zum 4. Dezember angeordnet. Diese wurde seither mehrfach verlängert.
  • Zuletzt am 11. Januar wurde mitgeteilt, dass die beiden ihre Untersuchungshaft freiwillig verlängerten.
  • Auch gegen die beiden Töchter Nielsens wird wegen schwerer Hehlerei ermittelt, sie sitzen jedoch nicht in Untersuchungshaft.
  • Am 29. Januar wurde bekannt, dass auch gegen Nielsens Schwiegersohn ermittelt wird.
  • Am 1. März werden zwei Externe Berichte zu dem Fall veröffentlicht. Sie stellen fest: Der Gesamtumfang der Veruntreuung beläuft sich auf 120,6 Millionen Kronen und möglicherweise noch mehr.
  • Dass der mutmaßliche Betrug nicht früher aufgedeckt wurde liegt den Berichten zufolge an mangelhaften Daten.
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