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Beschlagnahmte Regenbogenfahne: Untersuchung angekündigt

Beschlagnahmte Regenbogenfahne: Untersuchung angekündigt

Beschlagnahmte Regenbogenfahne: Untersuchung angekündigt

Ritzau/nb
Baku
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Sicherheitspersonal im Stadion in Baku in Aserbaidschan beschlagnahmte eine Regenbogenfahne von einem dänischen Zuschauer, kurz bevor das Spiel zwischen Dänemark und Tschechien begann. Die Uefa will die Angelegenheit jetzt untersuchen. Foto: Darko Vojinovic/Ritzau Scanpix

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Vor dem EM-Spiel in Baku am Sonnabendabend beschlagnahmten Stadionwächter eine Regenbogenfahne von einem dänischen Zuschauer. Die Uefa will den Vorfall genau untersuchen, teilt der Verband mit.

Der Europäische Fußballverband (Uefa) will einen Vorfall kurz vor Beginn des EM-Spiels Dänemark gegen Tschechien am Sonnabendabend untersuchen, bei dem eine Regenbogenfahne eines dänischen Zuschauers im Stadion in Baku in Aserbaidschan beschlagnahmt wurde.

„Die Uefa hat zu keinem Zeitpunkt Sicherheitspersonal in Baku – oder in einem anderen Stadion – dazu aufgefordert, Regenbogenfahnen zu konfiszieren“, teilt der Verband gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mit.

Die Bilder aus dem Stadion zeigen, dass Sicherheitspersonal eine Regenbogenfahne an sich nimmt, die ein Zuschauer als Ausdruck seiner Unterstützung für LGBTQ-Personen hochhält.

Uefa möchte Vorfall aufklären

„Wir sind dabei zu untersuchen, was passiert ist, und wir werden natürlich die Delegierten der Uefa, deren Sicherheitsverantwortliche und die lokalen Behörden kontaktieren, um den Vorfall aufzuklären“ teilt der Fußballverband mit.

„Die ersten uns vorliegenden Informationen besagen, dass der betroffene Fan stark alkoholisiert war, und dass einige lokale Fans anfingen, aggressiv ihm gegenüber aufzutreten. Das lokale Sicherheitspersonal griff ein und erlaubte dem Fan, trotz seines Zustandes auf der Tribüne zu bleiben“, ergänzt die Uefa.

DBU möchte zur Untersuchung beitragen

Der kommerzielle Direktor des dänischen Fußballverbands Dansk Bold Union (DBU), Ronnie Hansen, weist die Aussage, dass der dänische Fan stark alkoholisiert gewesen sein soll, zurück.

„Wir hatten Mitarbeiter vor Ort, die den Vorfall genau mitverfolgt haben, und wir werden zur Untersuchung der Uefa in der Angelegenheit beitragen. Die Uefa ist zunächst zu der Einschätzung gelangt, dass der betroffene Fan stark alkoholisiert war. Diese Auffassung vertreten wir überhaupt nicht“, schreibt er auf Twitter.

Fahne ohne Begründung entfernt

DR Sport hat direkt mit der Person, die die Regenbogenfahne mit sich führte, gesprochen. Kristoffer Føns, so der Name des Mannes, bestätigt, dass mehrere Sicherheitsleute zu ihm kamen und ihm die Fahne ohne Angabe von Gründen wegnahmen.

Jetzt geht es an einen Ort, an dem Menschenrechte kein Thema sind. Ich bin auch sehr skeptisch, was die Austragung der WM in Qatar angeht, und deswegen habe ich gedacht, ich bin ein Heuchler, wenn ich nicht irgendetwas unternehme.

Kristoffer Føns, Fußballfan

„Da kam eine offizielle Uefa-Sicherheitsperson und riss mir die Fahne aus meinen Händen“, erzählt Kristoffer Føns gegenüber DR Sport.

Jüngster Vorfall in einer Reihe von Kontroversen

Es ist der jüngste Vorfall in einer Reihe von Kontroversen bezüglich des Zeigens von Regenbogenfahnen während der EU-Schlussrunde.

Die Uefa hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt ein Antrag des Münchner Bürgermeisters abgelehnt, das Stadion vor dem Spiel Deutschland gegen Ungarn in den Regenbogenfarben zu beleuchten.

Sponsoren der Fußball-EM wurde ebenfalls mitgeteilt, dass es „nicht möglich sei“, Werbung in Regenbogenfarben in Baku oder im russischen St. Petersburg zu zeigen, wo ebenfalls einige EM-Spiele ausgetragen wurden.

Fan wollte ein Zeichen setzen

Genau aus diesem Grund hat Kristoffer Føns die Regenbogenfahne zum Spiel am Sonnabend mitgenommen.

„Als ich noch zu Hause war dachte ich, jetzt geht es an einen Ort, an dem Menschenrechte kein Thema sind. Ich bin auch sehr skeptisch, was die Austragung der WM in Qatar angeht, und deswegen habe ich gedacht, ich bin ein Heuchler, wenn ich nicht irgendetwas unternehme“, sagt Kristoffer Føns gegenüber DR Sport.

Mit Hilfe eines Mitarbeiters der DBU hat Kristoffer Føns seine Fahne zurückbekommen, wie er „Ekstra Bladet“ gegenüber erklärt.

Als er mit der Fahne am Stadion ankam, gab es zunächst keine Probleme.

„Ich konnte die Fahne mit ins Stadion nehmen, und niemand hat das kommentiert. Erst als ich sie aufgehängt habe, schauten einige lokale Sicherheitsleute zu mir rüber und sagten ‚Hey gay boy, welcome to Baku‘“, sagt Kristoffer Føns gegenüber „Ekstra Bladet“.

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