Kriminalität

Steinewerfer-Prozess: „Plötzlich gab es einen riesigen Knall“

Steinewerfer-Prozess: „Plötzlich gab es einen riesigen Knall“

Steinewerfer-Prozess: „Plötzlich gab es einen riesigen Knall“

Sara Wasmund/Karsten Sörensen
Flensburg
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Das Auto eines Steinwurf-Opfers, einen Tag nachdem der Wagen von Steinen getroffen wurde Foto: André Mackus

In Flensburg hat am Mittwoch der Prozess gegen zwei 19-Jährige begonnen. Einer der Betroffenen ist der Grenzpendler André Mackus.

Zwei mittlerweile 19-jährige Steinewerfer mussten sich am Mittwoch in Flensburg vor dem Landesgericht verantworten. In mindestens elf Fällen im Zeitraum vom 11. Februar bis 8. Mai dieses Jahres sollen sie gemeinsam Steine, Feldsteine oder Teile von Gehwegplatten von Autobahnbrücken auf die A7 und an der B 200 geworfen haben.

Am 8. Mai sollen beide Angeklagte einen 46 Kilogramm schweren Feldstein von der Autobahnbrücke im Verlauf der A7 bei Gottrupel, nahe der dänischen Grenze, in der Gemeinde Handewitt geworfen haben. Der Stein traf den BMW einer 58 Jahre alten dänischen Staatsbürgerin, die auf dem Rückweg von ihrer Arbeitsstelle in Dänemark nach Hause im Kreis Schleswig-Flensburg war.

Die Fahrerin überlebte diesen Anschlag schwer verletzt und ist nach zehn Operationen bis heute noch in ärztlicher Behandlung. Ob die Frau jemals wieder ihre berufliche Tätigkeit als Pflegerin ausüben kann, ist unsicher.

 

Der beschädigte BMW. Foto: Karsten Sörensen

Ein anderer Steinwurf der beiden Angeklagten traf laut Anklage das Auto des 34-jährigen André Mackus unter der Brücke am Frösleeweg auf der B200. Es ist der 11. Februar gegen 22 Uhr, als er gemeinsam mit seiner Freundin Richtung Nordschleswig fährt. Mackus erinnert sich: „Plötzlich gab es einen riesigen Knall. Mein erster Gedanke war: Das muss Eis gewesen sein“, erzählt Mackus.

Doch es war kein Eis. Mackus fährt mit dem Wagen langsam zum nächsten Rastplatz, von dort aus direkt zur Polizei. Erst in den Tagen danach begreift er: Jemand muss etwas auf meinen Wagen geworfen haben. Wochen später liest er bei Facebook von ähnlichen Fällen. Auch die Polizei fragt bei ihm erneut nach, spricht von Ermittlungen.

Die Autobahnbrücke bei Gottrupel Foto: Karsten Sörensen

Warum man sowas tut? Ich kann mir nur vorstellen, dass Langeweile und die Suche nach Nervenkitzel eine Rolle gespielt haben

André Mackus

Im Radio hört Mackus irgendwann, dass zwei Verdächtige festgenommen wurden. Von offizieller Stelle erhält er wenig später ebenfalls die Bestätigung, dass sein Fall den beiden 19-jährigen Verdächtigen zugeschrieben wird. Am 4. Januar 2019 soll Mackus vor dem Flensburger Landesgericht als einer der Zeugen aussagen.

„Wegen versuchten Mordes“ steht auf seiner Zeugenvorladung. „Warum man sowas tut? Ich kann mir nur vorstellen, dass Langeweile und die Suche nach Nervenkitzel eine Rolle gespielt haben“, so der Grenzpendler, der in Flensburg lebt und beim Nordschleswiger im Apenrader Medienhaus arbeitet.

Versuchter Mord – der Prozess geht weiter

Auf Antrag der beiden Verteidiger der Angeklagten wurde am ersten Verhandlungstag der Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt. Die Kammer will bis zum 30. November entscheiden, ob das Verfahren zum Schutz der Angeklagten in einer nicht öffentlichen Verhandlung weitergeführt wird.

Der Anklagevorwurf lautet: Versuchter Mord (Mordmerkmal Heimtücke) sowie gefährliche Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und Sachbeschädigung.

Der zerstörte Wagen der Dänin nach dem Steinewurf auf der A7 Foto: Karsten Sörensen
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