Thema der Woche: Deutsch in Dänemark

„Ich möchte hier nie mehr weg“

„Ich möchte hier nie mehr weg“

„Ich möchte hier nie mehr weg“

Ärö/Ærø
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Vom Ruhrgebiet nach Ärö – dort will Kerstin Landwehr bleiben. Foto: Privat

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Regelmäßig bringt „Der Nordschleswiger" Beiträge, die sich über eine Woche lang mit einem bestimmten Thema befassen. Diese Woche geht es um Deutsche in Dänemark und darum, was das eine oder andere Land ausmacht.

Auf der Insel Ärö, rund 20 Kilometer östlich von Alsen, gibt es eine große Galerie, in der Kunstliebhaber auf 1.000 Quadratmetern Kunst sehen – und erwerben können. Die Deutsche Kerstin Landwehr leitet die Ærø Kunsthal. Im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ erzählt sie, wie es kam, dass sie auf der Insel heimisch wurde, die nur mit dem Schiff zu erreichen ist.

Hallo Kerstin, warum Ärö?

„Ich habe immer davon geträumt, am Meer zu leben und zu segeln. In meiner Heimatstadt Wetter im Ruhrgebiet ging das nicht oder nur bedingt. Man hätte sein Boot in den Niederlanden haben können. Aber so wie es jetzt ist, ist es unschlagbar. Ich wohne in einem schönen Haus in der Nähe von Søby im Norden der Insel, und zum Segelboot gehe ich fünf Minuten. Angefangen hat die Suche nach einer neuen Heimat in Schleswig-Holstein, aber da habe ich nichts Passendes gefunden, dann habe ich die Suche ausgeweitet, und Ärö kannte ich vom Segeln. Ruckzuck bin ich fündig geworden und spontan an einem Freitagnachmittag nach Ärö gefahren. Die Entscheidung fiel schnell. Meine Kinder sind groß, der Schritt war somit einfacher zu machen.

Wie kam es, dass du mittlerweile Geschäftsführerin der Ærø Kunsthal bist?

Ich bin ausgebildete Journalistin und schreibe Kinderbücher – übrigens zusammen mit meiner Tochter, sie hat Kunst studiert und illustriert meine Bücher. Das ist eine fantastische Zusammenarbeit, wir verstehen uns blind. Vor drei Jahren bin ich ohne Dänischkenntnisse auf die Insel gezogen. Sprachen liegen mir, auch wenn Dänisch nicht ganz leicht ist, bin ich doch recht schnell reingekommen. Nach einiger Zeit habe ich eine Stellenanzeige gesehen, die Kunsthalle suchte jemanden mit Sprachkenntnissen für Führungen. Da habe ich mich beworben. Das Gespräch fand auf Dänisch statt, wenn es für mich zu schwierig wurde, ging es auf Englisch weiter. Es war ein gutes Gespräch, und nach rund 30 Minuten schauten sich meine Gegenüber an und fragten, ob ich nicht Lust hätte, die Geschäftsführung zu übernehmen, denn der bisherige Leiter ist nach Frankreich zurückgegangen. Das kam dann doch überraschend für mich, und ich sagte, ich müsse da eine Nacht drüber schlafen. Dann war mir klar: Das mache ich. Das war vor zwei Jahren.

Wie sieht die Situation zurzeit aus?

Wir haben seit Anfang April wieder geöffnet; es ist sehr schwierig, uns fehlen die Touristen. Persönlich bin ich sehr erleichtert, dass die Corona-Situation auf der Insel eine ganz andere ist als in Deutschland. Im Moment haben wir keinen einzigen Fall. Soweit ich weiß, waren es höchstens vier Fälle. Mein Sohn studiert und arbeitet nebenbei als Krankenpfleger in Deutschland, so bin ich auch über die Lage dort informiert. Es ist schon beängstigend. Hier ist die Situation aber anders, und das merkt man den Menschen an. Überhaupt ist der Umgang hier ein ganz anderer.

Was ist anders?

Man ist untereinander entspannter, ich fühle mich einfach wohl hier und möchte auch nie mehr weg. Der Anfang vor drei Jahren war schwierig. Ich musste mich in einem ganz anderen System zurechtfinden – einem digitalen mit CPR-Nummer und einer e-boks. Mittlerweile möchte ich das nicht mehr missen. Es ist so viel einfacher als in Deutschland – und effizienter.

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