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Lehrergehälter: In Dänemark wird Qualifikation belohnt – in Deutschland Erfahrung

Lehrergehälter: Dänemark belohnt Qualifikation – Deutschland Erfahrung

Lehrergehälter: Dänemark und Deutschland Spitzenreiter

Brüssel/Apenrade
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Lehrerinnen in Dänemark gehören zu den Topverdienerinnen – zumindest im Vergleich mit Kolleginnen in anderen Ländern. (Archivfoto) Foto: Soren Bidstrup/Ritzau Scanpix

In Europa gibt es nur wenige Länder, in denen Lehrerinnen und Lehrer mehr verdienen als in Dänemark und Deutschland. Doch es gibt teils deutliche Unterschiede dabei, wie die Gehälter wachsen.

Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland verdienen ähnliche Gehälter wie ihre Kolleginnen und Kollegen in Dänemark. Doch während in Deutschland die Gehälter vor allem mit den Dienstjahren steigen, werden in Dänemark Qualifikationen, auch berufsbegleitend erworbene, belohnt. Das geht aus dem jüngst vorgelegten Bericht der Europäischen Kommission über Lehrergehälter in Europa hervor.

Der Bericht, der auf Zahlen aus dem Schuljahr 2018/2019 fußt, weist insgesamt auf teils drastische Gehaltsunterschiede innerhalb Europas hin – bei Anfangsgehältern von 5.000 bis zu 80.000 Euro brutto im Jahr in verschiedenen Ländern.

Deutschland und Dänemark gehören zur Spitzengruppe, gemeinsam mit Luxemburg, der Schweiz, Island, Liechtenstein und Norwegen.

Während die Einstiegsgehälter für Lehrerinnen und Lehrer in Dänemark bei ungefähr 50.000 bis 53.000 Euro jährlich (brutto) liegen, sind es in Deutschland zwischen rund 50.000 und 58.500 Euro.

Etwas höheres Einstiegsgehalt an den Grundschulen in Dänemark

Auffällig ist, dass Grund- und Volksschullehrerinnen in Dänemark ein höheres Einstiegsgehalt haben als ihre Kolleginnen an Oberstufen. In Deutschland ist dies umgekehrt. Dafür kehren sich die Verhältnisse in späteren Jahren in Dänemark um – die Gehälter für Oberstufenlehrerinnen übersteigen das von Grundschulkolleginnen in späteren Jahren auch in Dänemark deutlich.

Nur in Luxemburg, der Schweiz und Liechtenstein sind die Einstiegsgehälter für Lehrerinnen und Lehrer höher als in Deutschland und Dänemark.

Zum Vergleich: In Schweden und den Niederlanden liegen sie bei etwa 36.000 bis 38.000 Euro jährlich, in England bei 28.000 Euro und in Polen bei nur 7.226 Euro. Selbst im wohlhabenden Norwegen werden mit 48.000 bis 52.000 Euro im Jahr niedrigere Einstiegsgehälter gezahlt.

Ein zusätzlicher Hochschulabschluss bringt in vielen Ländern – darunter Dänemark – Gehaltszulagen. (Symbolfoto) Foto: Hatim Kaghat/Zuma/Ritzau Scanpix

Zulagen für Abschlüsse: In Deutschland Fehlanzeige

In Dänemark werden Lehrer mit Zulagen vergütet, wenn sie zusätzliche Qualifikationen mitbringen – zumindest in der oberen Sekundarstufe. Dies passiert dem Bericht zufolge in Deutschland nicht.

In anderen europäischen Ländern gibt es sogar fest geregelte Zulagen für bestimmte Abschlüsse. Wer einen zusätzlichen Bachelor in Malta vorweist, bekommt 500 Euro monatlich mehr, ein Doktor sogar 1.100 Euro. In Schweden gibt es 950 Euro monatlich für Lehrerinnen, die einen Doktortitel (oder die gleichwertige „Licentia“) haben.

In Österreich und anderen Ländern gibt es Punkteskalen, innerhalb derer zusätzliche Abschlüsse zum Lohn-Aufstieg verhelfen.

In Dänemark gibt es zudem eine tariflich geregelte Zulagen-Skala, wenn Lehrerinnen und Lehrer bestimmte Aufgaben übernehmen, etwa als Klassenlehrerin oder Mentorin. In Deutschland ist dies in den Ländern unterschiedlich geregelt.

Gehaltsanstieg: Nach 12 Jahren ist in Dänemark die Spitze erreicht

Europaweit steigen die Grundgehälter innerhalb der ersten 15 Berufsjahre aufgrund der Anciennität am deutlichsten an – und dann weniger oder gar nicht. Auch in Dänemark ist das so. Deutschland gehört hier zu den Ausnahmen, denn hier steigen die Gehälter mit zunehmender Dienstzeit auch nach 15 Jahren noch weiter an.

In Dänemark haben Lehrerinnen im unteren Sekundarbereich nach 10 Jahren 11,8 Prozent mehr Gehalt und nach 15 Jahren den Höchststand von 15,6 Prozent mehr als beim Einstieg erreicht. Die meisten Lehrerinnen erreichen dieses Level bereits nach zwölf Jahren.

In Deutschland sind nach 10 Jahren 16,1 Prozent mehr auf dem Gehaltszettel, nach 15 Jahren 21,2 Prozent – und hier werden bis maximal 31,2 Prozent mehr erreicht als beim Berufseinstieg.

Während Dänemark beim Gehaltszuwachs aufgrund der Anciennität absolutes Schlusslicht in der EU ist und in Europa nur von der Türkei (maximal 12,3 Prozent Gehaltszuwachs) unterboten wird, liegt Deutschland hier im Mittelfeld.

In den Niederlanden etwa können Lehrerinnen ihr Grundgehalt im Laufe ihrer Karriere mehr als verdoppeln, und schon nach 10 Dienstjahren gibt es 53,3 Prozent mehr.

Mariya Gabriel Foto: Aa/Abaca/Ritzau Scanpix

Lehrpersonal steht in Deutschland und Dänemark gut da

Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, sagte anlässlich der Veröffentlichung des hier zitierten Berichts: „Lehrer und Schulleiter spielen in unserer Gesellschaft eine Schlüsselrolle, indem sie Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, ihr Potenzial oft trotz schwieriger Umstände zu entwickeln.“ Und: „Die Bezahlung der Lehrer und ihre Karriereaussichten sollten Bestandteil einer Politik sein, die darauf abzielt, die bestqualifizierten Lehrer zu gewinnen und zu halten.“

Kein Land kommt dieser Aufforderung so sehr nach wie Deutschland. Denn dort, wie auch in Dänemark, verdienen Lehrerinnen und Lehrer deutlich mehr, als das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf jeweils beträgt. Das ist längst nicht in allen europäischen Ländern der Fall – und nirgends ist der Vorsprung der Lehrerinnen und Lehrer zum Durchschnitt so deutlich wie in Deutschland.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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