Gedenktag

Europa und Israel würdigen Überlebende des Holocaust 

Europa und Israel würdigen Überlebende des Holocaust 

Europa und Israel würdigen Überlebende des Holocaust 

dpa/Ritzau/wt
Berlin/Tel Aviv/Brüssel/Kopenhagen
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Mittwoch ist es 76 Jahre her, dass russische Truppen Auschwitz befreiten. Foto: Kacper Pempel/Reuters/Ritzau Scanpix

Die Präsidenten von Deutschlands und Israel sowie der EU-Ratspträsident gedachten der Opfer der Shoah am Jahrestag der Befreiung Auschwitz'. In Dänemark fällt das Gedenken „heller“ aus.

 

Am Holocaust-Gedenktag haben die Präsidenten Deutschlands und Israels, Frank-Walter Steinmeier und Reuven Rivlin, sowie EU-Ratspräsident Charles Michel den Überlebenden Respekt gezollt. Diese stünden „für den Triumph der Menschlichkeit über den Hass“, ihre innere Stärke sei „eine Inspiration für uns alle“, sagten sie in einer gemeinsamen Videobotschaft. Zugleich erklärten sie: „Wir erneuern unser Versprechen, dass ihr Vermächtnis fortbestehen und ihr Zeugnis für immer ein Bollwerk gegen all jene sein wird, welche die Vergangenheit leugnen.“

Steinmeier und Rivlin telefonierten am Mittwoch miteinander. 

„Auch wenn wir uns wegen Corona heute leider nicht persönlich treffen können, so stehen wir zusammen und erinnern gemeinsam an die Opfer der Shoah“, sagte Steinmeier nach Angaben einer Sprecherin des Bundespräsidialamts. Rivlin, auf dessen Wunsch das etwa 15-minütige Telefonat zustandegekommen sei, habe sich nochmals ausdrücklich für die Rede Steinmeiers in Yad Vashem vor einem Jahr bedankt. Steinmeier hatte als erstes deutsches Staatsoberhaupt bei der internationalen Holocaust-Konferenz in Jerusalem gesprochen. 

Der Bundespräsident hatte sich damals zur Verantwortung der Deutschen für den Holocaust mit Millionen Toten bekannt und mit Blick auf den heutigen Antisemitismus gesagt, Zeit, Worte und Täter seien nicht dieselben wie damals. „Aber es ist dasselbe Böse.“ Deutschland werde den Antisemitismus bekämpfen und jüdisches Leben schützen. 

Historisch betrachtet, hat die Rettung der dänischen Juden große Bedeutung für das Selbstverständnis gehabt – und auch für das Verhältnis zwischen der jüdischen Gemeinschaft in Dänemark und dem Rest der Bevölkerung.

Janus Møller Jensen, Direktor des Dänischen Jüdischen Museums

In ihrem gemeinsamen Video wiesen Steinmeier, Rivlin und Michel auf das internationale Lonka Project hin, eine Wanderausstellung mit Porträts der letzten Holocaust-Überlebenden. Durch die Zusammenarbeit in solchen Initiativen „werden wir sicherstellen, dass die Lehren aus dem Holocaust und der heilige Schwur ‚Nie wieder‘ an unsere Kinder, unsere Enkel und alle kommenden Generationen weitergegeben werden“, sagten sie.

Rettung der dänischen Juden

In Dänemark wird an diesem Tag auch der Rettung von mehreren Tausend dänischen Juden im Jahr 1943 gedacht.

„Historisch betrachtet, hat die Rettung der dänischen Juden große Bedeutung für das Selbstverständnis gehabt, und auch für das Verhältnis zwischen der jüdischen Gemeinschaft in Dänemark und dem Rest der Bevölkerung“, erläutert Janus Møller Jensen, Direktor des Dänischen Jüdischen Museums.

Bis Oktober 1943 lebten die Juden in Dänemark in relativer Sicherheit. Doch in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober leitete die deutsche Besatzung die „Judenaktion“ ein. Dennoch gelang der Mehrzahl der ungefähr 8.000 Juden in Dänemark die Flucht nach Schweden. Dies gebe einen anderen Blick auf den Gedenktag, erläutert Michael Rachlin, Sprecher der Jüdischen Gemeinschaft Dänemarks.

„Es ist daher offensichtlich, dass unser Bezug zum Holocaust ein hellerer ist, denn wir haben die besondere Geschichte des Oktobers 1943, die für uns sehr wichtig ist, aber wahrlich auch für Dänemark als solches“, so Rachlin.

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz. Seit 25 Jahren ist der 27. Januar daher in Deutschland der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, seit 2005 Internationaler Holocaust-Gedenktag der Vereinten Nationen.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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