Handwerk

Schreinern für einen guten Zweck: Søren verarbeitet Altholz zu neuen Möbeln

Schreinern für einen guten Zweck: Søren verarbeitet Altholz zu neuen Möbeln

Søren verwandelt Altholz in neue Möbel

Jan Sternkopf
Jan Sternkopf Journalist
Apenrade/Tingleff
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Søren Petersen baut aus Altholz neue Möbel – kleine Hocker und Schemel. Jedes Stück ist ein Unikat. Manchmal mischt er auch verschiedene Holzarten. Foto: Jan Sternkopf

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Søren Petersen in Tingleff ist zwar Rentner, aber sobald der gelernte Schreiner ein Stück Holz in die Hände bekommt, kennt er keine Ruhe. Aus Altholz schafft er neue Möbel – Schemel und Bänke, die er an den Altwarenladen Genbrug Rustique in Apenrade verschenkt. Hier werden die Möbel verkauft. Der Erlös geht an die Kinder im Julemærkehjem Fjordmark.

Søren Petersen weiß nicht so recht, ob er es als Tugend oder als Laster bezeichnen soll:

„Ich bin ein Sammler – ich kann nichts wegwerfen“, sagt der 74-jährige Tingleffer, während er in seiner Werkstatt gerade einen Haufen Schrauben sortiert. Die hat ein Bekannter kurz vorher abgeliefert. Einen ganzen Eimer voll, und nun werden sie zunächst je nach Größe fein säuberlich in kleine Häufchen gelegt und dann in kleine Schachteln gepackt.

Der gelernte Schreiner ist stets darauf bedacht, sein Material bis zum Äußersten auszunutzen. Das gilt für Schrauben wie für Holz. Denn für jede Latte, ob lang oder kurz, hat er eine Verwendung.

Zurzeit werkelt Søren Petersen fleißig an Kleinmöbeln wie Hocker, Schemel und Bänke. Als gelernter Schreiner hat er jahrelang für die jetzt ehemalige Firma Jensen & Jakobsen in Tondern (Tønder) Türen und Fenster hergestellt. Heute ist er zwar Rentner und wohnt in Tingleff (Tinglev), aber besonders nach dem Tod seiner Frau Esther vor drei Jahren wird ihm bisweilen die Zeit etwas lang.

„Als Schreiner hatte man immer eine kleine Werkbank mit dabei, oft mit zwei oder drei Stufen, sodass man sie auch als Schemel benutzen kann. Meine Frau hatte sich einen solchen Schemel für zu Hause gewünscht, damit sie zum Beispiel die Gardinen abnehmen konnte“, erklärt Søren Petersen seine Tätigkeit.

Denn praktisch waren sie – diese hölzernen Hocker. Und bald hatte er auch seine Bekannten mit dem kleinen, aber nützlichen Stück Möbel versorgt.

Unikate

Jeder Hocker, jeder Schemel und jede Bank ist ein Unikat.

Søren Petersen baut sie nämlich aus Altholz. Das nötige Werkzeug hat er natürlich, und dabei setzt er gern verschiedene Holzarten zusammen. Fichte, Eiche, Buche und Esche – oder gar Edelholz wie Palisander und Mahagoni.

„Ich kaufe kein Holz. Wie gesagt – ich bin ein Sammler. Ich habe immer Holz in kleineren Mengen liegen. Und mittlerweile wissen die Leute auch, dass sie bei mir abliefern können, was irgendwie mit Holz zu tun hat: alte Fenster, Türen, Schränke und Tische – manchmal auch das Kopfende oder Seitenbrett von alten Betten“, erzählt Søren Petersen.

Bisher hat er ungefähr 75 Schemel produziert. Entsprechend hat sich auch sein Kundenkreis erweitert.

Andere werden bedacht

Alle Möbel werden verschenkt, denn Søren Petersen sieht keinen Anlass, an seinem Zeitvertreib groß zu verdienen.

Abnehmer ist vor allem der Altwarenhandel Genbrug Rustique in der Apenrader Westerstraße. Hier verkaufen die Inhaber Lise Lotte und Johannes Vendelboe jedes Stück für einen guten Zweck: Der Überschuss geht nämlich an die Kinder im Julemærkehjemmet Fjordmark in Kollund.

Aus gutem Grund, erkennt Søren Petersen: „Mein Hauswirt hat viel mit Lise Lotte und Johannes Vendelboe zu tun, er holt dort oft Sachen ab. Ich kenne sie deshalb gut – ich mag sie und das Personal. Und dann möchte ich gern helfen. Besonders für Kinder und Hilfsbedürftige habe ich ein großes Herz. Es gibt mir einfach Energie, wenn ich daran denke, dass letztendlich Kinder von meiner Schemelproduktion einen Nutzen haben.

Søren Petersen sortiert Schrauben, die ihm ein Bekannter überlassen hat. Einen ganzen Eimer voll. Foto: Jan Sternkopf

Es ist schon eine zeitraubende Arbeit. Zeit hat er zwar genug, aber es dauert halt eine Weile, bis er selber mit dem Resultat zufrieden ist.

„Wenn ich zusammenrechne, was mich ein Möbelstück an Material kostet und ich dann auch noch einen Stundenlohn haben müsste, dann komme ich auf 800 bis 900 Kronen. Tue ich aber nicht. Ich bastele, weil es mir Spaß macht und ich damit anderen eine Freude bereite. Und weil ich eben nichts wegwerfen kann. Außerdem vergeht dann die Zeit mit etwas Nützlichem“, so Søren Petersen.

Er steht nämlich gern früh auf. Sehr früh.

Mit sich und den Katzen allein

„So zwischen 4 und 5 Uhr morgens. Als ich noch einen Hund hatte, ging ich um die Zeit mit ihm Gassi – wir hatten unsere feste Runde. Dann radelte ich selber rund zehn Kilometer übers Land. So weit geht´s heute aber nicht mehr. Bei Schlechtwetter habe ich sowieso keine Lust, und zudem wird mir bei einer so langen Strecke die Luft knapp aufgrund einer Lungenkrankheit.“

Es gibt Tage, an denen er mit niemandem spricht. Nicht dass er etwa menschenscheu ist – er redet gern und viel mit anderen –, aber ihm macht es nichts aus, mit sich allein zu sein in der Werkstatt. Mit den beiden zugelaufenen Katzen als einzige Gesellschaft.

„Aber allein schon deswegen muss ich etwas haben, womit ich mir die Zeit vertreiben kann. Aber hätte ich nicht die Hocker, würde mir schon etwas anderes einfallen“, meint Søren Petersen.

Søren Petersen schreinert für einen guten Zweck. Letztendlich werden nämlich die Kinder im Julemærkehjem Fjordmark in Kollund bedacht. Foto: Jan Sternkopf

Ich kaufe kein Holz. Wie gesagt – ich bin ein Sammler. Ich habe immer Holz in kleineren Mengen liegen.

Søren Petersen, Schreiner

Søren Petersen, 74 Jahre alt, seit 2018 verwitwet, wohnt in Tingleff an der Hauptstraße. Geboren und aufgewachsen ist er in Mögeltondern (Møgeltønder). Er ist gelernter Schreiner (bygningssnedker) und hat jahrelang für die jetzt ehemalige Firma Jensen & Jakobsen in der Tonderner Westerstraße (kurz vor den Bahngeleisen, Anfang Strucksallé) Fenster und Türen hergestellt.

In seiner Werkstatt baut er jetzt kleine Hocker und Treppchen aus Altholz. Die Möbel verschenkt er an den Altwarenhandel Genbrug Rustique in Apenrade. Dort werden sie kostengünstig verkauft – der Erlös geht an die Kinder im Julemærkehjem Fjordmark in Kollund.

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