Deutscher Tag

„Wir werden in Kopenhagen nicht richtig wahrgenommen“

„Wir werden in Kopenhagen nicht richtig wahrgenommen“

„Wir werden in Kopenhagen nicht richtig wahrgenommen“

Tingleff/Tinglev
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Harro Hallmann (am Rednerpult) wies als Sekretariatsleiter darauf hin, dass in Dänemark die Charta für Minderheitensprachen des Europarats nicht in vollem Umfang in praktisches Handeln umgesetzt werde. Foto: Karin Riggelsen

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Der Leiter des Deutschen Sekretariats bei Regierung und Folketing, Harro Hallmann, kritisiert die fehlende Berücksichtigung der Minderheitenrechte bei dem nur auf Eis gelegten Predigtgesetz, das eine Übersetzungspflicht vorsieht. Zuständige Ministerin mit wenig Zeit für den Kontaktausschuss der deutschen Nordschleswiger.

Der Leiter des Sekretariates der deutschen Minderheit bei der dänischen Regierung und dem Folketing, Harro Hallmann, hat während des Informationsgespräches vor der Festveranstaltung zum Deutschen Tag 2021 in der Sporthalle Tingleff an Defizite erinnert, die es bei der Umsetzung der von Dänemark ratifizierten Charta zum Schutz der Minderheitensprache gebe.

Predigtgesetz ohne Rücksicht auf Minderheit

Er griff in diesem Zusammenhang auf, dass die Regierung es bei der Erarbeitung ihres derzeit auf Eis liegenden Gesetzesentwurfes, der eine Übersetzung von religiösen Predigten ins Dänische verlangt, nicht für nötig gehalten habe, die Rechte der deutschen Nordschleswiger auf Gebrauch der eigenen Sprache bei Gottesdiensten zu berücksichtigen. „Wir werden in Kopenhagen nicht richtig wahrgenommen“, so Hallmann und fügte hinzu: „Nur in Sonntagsreden.“ Er belegte seine Aussage auch in seinen Ausführungen über die Arbeit des Kontaktausschusses für die deutsche Minderheit, dessen Vorsitzende die Kulturministerin ist.

Kontaktausschuss ohne Treffen

„In vier Jahren haben wir die Ministerin nur einmal getroffen, bei einem Online-Treffen“, so Hallmann und fügte hinzu, dass die Kulturministerin Ane Halsboe Jørgensen eine tüchtige Ministerin sei. Aber als Kulturministerin könne sie kaum auf andere Ministerien einwirken, die wie das Unterrichtsministerium Belange der Minderheit regeln. Hallmann schlug vor, den Vorsitz einem Folketingsmitglied zu übertragen. Das habe sich beim Gremium für Fragen der dänischen Minderheit bewährt.

Deutsch in Nordschleswig keine Fremdsprache

In der Diskussion während des Informationsgespräches erklärte der frühere Büchereidirektor Nis-Edwin List-Petersen, dass es rechtlich nicht zulässig sei, der deutschen Minderheit aufzuerlegen, dass Predigten ins Dänische übersetzt werden müssten. Dazu meinte der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, dass er das Gesetz ohnehin für absurd halte. „Wer will das kontrollieren? Und wer will es bei Predigten in fremden Sprachen prüfen, ob diese dann auch mit der Übersetzung harmonieren? Man sollte einräumen, dass ein falscher Weg eingeschlagen worden ist“, so Jürgensen und fügte hinzu: „Deutsch ist in Nordschleswig keine Fremdsprache.“

 

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