Leitartikel

„Mutig und modern“

Mutig und modern

Mutig und modern

Nordschleswig
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Der Deutsche Tag zeigte sich in einem neuen Gewand – und die deutsche Minderheit zeigte Mut, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Das war er nun, der Deutsche Tag 2021. Im modernen Gewand und mit neuem Konzept – aber immer noch, der gute alte Deutsche Tag mit Hygge, Torte sowie neuen und alten Weggefährten.

Soviel hatte sich an der Festveranstaltung in der Sporthalle in Tingleff auch nicht verändert, aber allein der Umstand, dass die Bühnenplatzierung und somit das Hallen-Layout um 90 Grad gedreht worden war, schaffte bei einigen doch etwas Verunsicherung, zumal die festen Plätze der vergangenen Jahre jetzt plötzlich woanders waren.

Die Teilnehmer fanden sich zurecht, und so gab es den ersten Deutschen Tag mit Suppe und Torte für alle. Immer noch mit vielen Reden, allerdings sind die Politikerinnen und Politiker in den vergangenen Jahren immer besser darin geworden, ihre Reden auf den Punkt zu bringen – und das oft mit guter Laune und Humor.

Die wichtigsten Erkenntnisse des Deutschen Tages 2021:

Die deutsche Minderheit und ihre Freunde aus Schleswig-Holstein lassen sich in der Grenzfrage nicht beirren: Sie sind für offene Grenzen, auch wenn es in Dänemark offensichtlich eine Mehrheit gibt, die Grenzkontrollen bevorzugen. Es gibt keinen Grund, von diesem Kurs abzuweichen, denn wir brauchen ein offenes Grenzland.

Die deutsche Minderheit kann weiterhin mit der Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein rechnen. Ministerpräsident Daniel Günther gab die Zusage der Landesregierung, die deutschen Nordschleswiger weiterhin finanziell zu fördern. Eine lebenswichtige finanzielle Förderung für die Minderheit, die sich glücklich schätzen kann, dass Schleswig-Holstein Verantwortung für die Minderheiten im Grenzland übernimmt.  

Der Kontakt zum dänischen Folketing ist gerissen, und muss wieder neu aufgebaut werden. Sekretariatsleiter Harro Hallmann hat zwar den direkten Draht zu den Folketingsmitgliedern, doch der Kontaktausschuss unter der Leitung einer Ministerin funktioniert seit einiger Zeit nicht wie gedacht. Die Folktingsmitglieder Ellen Trane Nørby (Venstre) und Christian Juhl (Einheitsliste) wollen für einen festen Ausschuss mit eigenem Haushalt im Folketing arbeiten. Gute Nachrichten aus Tingleff – dann bleibt der Minderheit in Zukunft vielleicht der ewige Gang nach Kopenhagen mit „dem Hut in der Hand“ erspart, wenn Folketingsmitglieder sich der Sorgen und Wünsche der Minderheit selbst annehmen.     

Schließlich traute sich Hinrich Jürgensen in Verbindung mit dem Jubiläumsjahr im deutsch-dänischen Grenzland auch Kritik zu üben: Von dänischer Seite seien die Genforenings-Feierlichkeiten zu sehr ein Rückblick gewesen und es fehlte der Blick in die Zukunft. Außerdem erklärte Jürgensen, warum er es für nötig gehalten hatte, sich 76 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Dasein von Königin Margrethe und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Namen der deutschen Minderheit für die Teilnahme an den Gräueltaten des Krieges zu entschuldigen.

Dies zeigt den Mut der Minderheit, auch an einem Festtag, schwierige Themen anzusprechen. Deshalb hat es sich auch 2021 wieder gelohnt, am modernisierten Deutschen Tag teilzunehmen.

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