Grenzlandkunst
Ausstellung macht Lust auf 50 Jahre mehr
Ausstellung macht Lust auf 50 Jahre mehr
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Die Grenzlandausstellung wird erwachsen. In den vergangenen 50 Jahren haben über 300 Künstler an der wichtigsten Kunstausstellung im deutsch-dänischen Grenzland teilgenommen. Chefredakteur Gwyn Nissen vermittelt erste Eindrücke von der Jubiläumsausstellung.
Die Grenzlandausstellung ist wieder zurück – und welch schönes Wiedersehen. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2020 musste die Ausstellung abgesagt werden, doch nun kehren die Grenzlandkünstler zurück – und das sogar mit noch größerer Kraft und Überzeugung.
317 Künstlerinnen und Künstler haben in den vergangenen 50 Jahren als Mitglieder des Künstlerzusammenschlusses oder als Gäste ausgestellt. In der Jubiläumsschau werden die Werke von 31 Künstlern aus Dänemark und Deutschland gezeigt. Darüber hinaus gibt es eine Gedenkausstellung mit Werken verstorbener Grenzlandkünstler.
Reise zurück in die Zeit
Die Gedenkecke ist eine Reise zurück in die Zeit, in die frühen Jahre der Grenzlandausstellung mit Werken von Harald Lauesen, Franciska Clausen, Niels Prip Hansen, Peter Nicolaisen, Jes Schrøder und vielen anderen. Der Wiedererkennungswert ist hoch.
Die Werke hat Ole Prip Hansen, selbst Mitglied und Ausstellender der Grenzlandschau, zusammengetragen.
„Es sind private Kunstsammler, die die Gemälde der Grenzlandausstellung zur Verfügung gestellt haben“, sagt Ole Prip Hansen, der alle Künstler persönlich gekannt hat – auch Maria Lüders Hansen (Tondern/Værløse), die kürzlich verstorben ist und von der natürlich auch Werke zu sehen sind.
Ausstrahlung und Ausdruckskraft
Die Gedenkausstellung ist das i-Tüpfelchen einer sehr gelungenen Ausstellung, die Lust auf 50 Jahre mehr macht.
Die Stärke der Präsentation ist die Breite und die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Ausdrucksformen. Das könnte eine Schwäche zugleich sein, weil die Grenzlandausstellung scheinbar in alle Richtungen zielt – ist es aber nicht.
Trotz der großen Unterschiede schafft es die Grenzlandausstellung, die Ausstrahlung und Ausdruckskraft des Einzelnen zu bündeln, und dadurch entsteht ein ganzheitliches Bild der Grenzlandkunst.
Farb-Explosion in der Halle
In der Sønderjyllandshalle – die eigentlich keine Kunst-Location ist – gibt es eine regelrechte Farb-Explosion und Experimentierfreudigkeit.
Cora Korte und Jacob Tækker spielen mit dem Licht, Hans Lembrecht Madsen hat seinen Skulpturen eine neue Dimension gegeben, Rasmus Bjørn lässt seine minimalistischen Birken-Landschaften in neuen Farben aufleuchten, während Iris Fridriksdottir und Menno Fahl mit Material und Farben neue Welten eröffnen.
Es sind klassische Westküsten-Motive von Dan Thuesen aus Hoyer (Højer) dabei, überraschende Beton-Büsten von Uschi Koch, putzige Eulen von Monika Heide Poulsen und spannende Keramik-Installationen von Lena Kaapke.
Kunst mit Humor
Auch das deutsch-dänische Künstler-Duo Markus Herschbach und Søren Møller fehlt nicht mit dem üblichen gesellschaftskritischen und aktuellen Kommentar – wie kann es anders sein: zum Coronavirus.
Die beiden Künstler haben als Alternative zu den Vakzin-Produzenten eine eigene „Firma“ – die ArtProtech – gegründet, die auf brasilianische Naturheilkraft eines Schamanen setzt: „Wir garantieren 50 Prozent Placeboeffekt, wenn man unsere Dose irgendwo zu Hause aufstellt“, kommentiert Markus Herschbach augenzwinkernd das humorvolle Happening mit ernstem Hintergrund.
Gelbe Corona-Box in schwarz-weiß
Schließlich hat Hans Lembrecht Madsen die Künstler-Kollegen auch dazu bewogen, sich über das Corona-Jahr Gedanken zu machen. Daraus sind fast 50 kleinere Werke in einer Corona-Box entstanden – alle in Schwarz-Weiß und somit in Kontrast zur „Außenwelt“ um die gelbe Box herum. Diese wird von einer Corona-Leuchte erhellt.
Die Inspiration hatte Lembrecht Madsen bekommen, als er ein Buch des dänischen Autors Carsten Jensen gelesen hatte. Jensen konnte er schließlich zu einer Zusammenarbeit mit der Grenzlandausstellung bewegen. „Das fand ich sehr spannend, dass Jensen da mitgemacht hat“, sagt der Apenrader Künstler.
Kunst für alle dabei
Bis auf die Werke in der Gedenkausstellung können fast alle Kunstwerke gekauft werden. Für jeden ist etwas dabei: die „Corona-Heilung“ von Herschbach und Møller in limitierter Auflage für 100 Kronen, Kunst-Gesichtsmasken für 250 Kronen, Drucke für 150 Kronen oder eben auch Skulpturen und Installationen für 50.000 bis 60.000 Kronen.
Die Grenzlandausstellung ist zwar 50 geworden, hält sich aber jung und vital. Es lohnt sich also wieder.