Konzert

Beatles, Winehouse und Beethoven in „Historischer Scheune“

Beatles, Winehouse und Beethoven in „Historischer Scheune“

Beatles, Winehouse und Beethoven in „Historischer Scheune“

Loit/Løjt
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Der Violoncellist Eckart Runge nahm sich die Zeit, um dem Publikum die Musikstücke näherzubringen. Foto: Jan Peters

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Weltklasse, gemischt mit rustikalem Ambiente machte den Abend in der Scheune von Thomas Zwieg zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Wer die Augen schloss, fühlte sich in eines der großen Konzerthäuser versetzt, die über den Globus verteilt sind. Das Duo Runge & Ammon spielte jedoch nicht in New York, London, Paris oder Berlin, sondern in der „Historischen Scheune“ von Thomas Zwieg.

Gastgeber Thomas Zwieg bei der Begrüßung Foto: Jan Peters

Die Scheune, die Zwieg über einige Jahre hinweg in seinen ursprünglichen Zustand versetzt hat, unter anderem mit gestampftem Lehmboden und urigen Holzbalken, die als Stütze dienen, liegt in Loit, einem kleinen Örtchen nahe der dänischen Stadt Apenrade (Aabenraa).

Und genau dieser Umstand machte das Konzert mit den beiden Weltklasse-Musikern, die tatsächlich schon in den bekanntesten Konzertsälen der Welt gespielt haben, zu einem ganz besonderen, einzigartigen und unvergesslichen Erlebnis, wie es von mehreren Gästen zu hören war.

Eckart Runge bei seinem „lebendigen" Spiel Foto: Privat

Eckart Runge spielt Violoncello, sein Partner Jacques Ammon Klavier. Die beiden nahmen die Gäste mit auf eine musikalische Wunderreise in die Klassik, den Pop und sogar den Rock, denn auf dem Programm standen neben Beethoven auch die Beatles, Frank Zappa und Amy Winehouse. Und Trotz der unterschiedlichen musikalischen Richtungen schaffte das Duo es doch, die Zuhörer mitzunehmen und zu begeistern. Dafür sorgte auch, dass Runge und Ammon die Musik, die sie spielten, lebten. In ihren Gesichtern war deutlich zu lesen, was der Komponist fühlte, als er die Musik auf das Notenblatt zauberte.

Und bei Frank Zappas „Bebop Tango“, zwei Musikstile, die so gar nicht miteinander harmonieren, wie Runge in seinen einleitenden Worten erklärte, waren es die wilden, berauschten 1970er Jahre, die sich in den Gesichtern und in den irrwischen Bewegungen der beiden Klassik-Musiker widerspiegelten.

Konzentriert und mitgerissen lauschte das Publikum. Foto: Jan Peters

Meisen zwitscherten Beifall

Das Publikum zollte Begeisterung. Nach jedem Stück gab es brandenden Applaus für das eingespielte Duo. Selbst die Schwalben, die in ihrem Nest unter dem Dachfirst saßen, zwitscherten, nachdem die letzten Laute von Astor Piazzollas „Libertango“ verklungen waren, voller Zustimmung. Das wiederum veranlasste Eckart Runge zu einem Applaus für die kleinen Vögelchen. Lachend antwortete das Publikum auf diese Geste.

Wissenswertes über Musik und Komponisten

Violoncellist Runge gab den Gästen zudem vor jedem neuen Lied, das angestimmt wurde, einige Worte dazu mit auf die Hörreise.

„Ich bin, zumindest was Beethoven angeht, nun um einiges schlauer geworden. Selbst die von mir  – bis auf einige wenige Stücke – nur selten gehörte klassische Musik, ist mir bewusster geworden, und ich habe Ludwig van Beethoven auf ganz neue Art kennen und auch schätzen gelernt. Die Musik ging mir unter die Haut“, erklärte unter anderem Claudia Knauer.

Pianist Jacques Ammon kehrte über den ursprünglich gepflasterten Innenhof in die „Historische Scheune“ aus der Pause zurück. Foto: Jan Peters

Pausenstärkung nach Art des Hauses

In der Pause luden Gastgeber Thomas Zwieg und seine Familie zu selbst gebackenem Kuchen, Tee, Kaffee oder einem Glas Wasser ein, und es ergaben sich Gespräche unter den Gästen.

Das nächste Konzert in der „Historischen Scheune“ findet übrigens am Sonnabend, 14. August, statt. Zu Gast  ist Christopher Franzius, der erste Solocellist des Elbphilharmonieorchesters in Hamburg. Karten können per Anruf oder SMS an 60 24 41 90 oder per E-Mail an tz@msc-technology.dk bestellt werden.

Duo Runge & Ammon

Das Duo Runge & Ammon entstand aus einer gemeinsamen Leidenschaft für kammermusikalische Grenzgänge um Jazz, Tango, Rock-, Theater- und Filmmusik und konzertiert seit 25 Jahren sowohl in wichtigen Konzertserien wie auch in Clubs in Europa, Asien, den USA und Südamerika, um ein breiteres Publikum für anspruchsvolle Musik zu erreichen.

Eckart Runge

Eckart Runge wurde in Heidelberg geboren und studierte bei Edmond Baert in Brüssel und David Geringas in Lübeck. Preise u. a. beim Premio-Stradivari Cremona und dem ARD-Quartettwettbewerb München legten den Grundstein für seine vielseitige Konzerttätigkeit.
Dreißig Jahre war er Cellist des Artemis Quartetts, mit dem er weltweit konzertierte und dessen charakteristische Profil durch alle Besetzungen prägte. Die Alben des Ensembles, u.a. die Beethoven Gesamteinspielung, wurden mehrfach mit dem Diapason d’Or, dem Grammophone Award und viermal mit dem Echo-Klassik ausgezeichnet.
2019 entschloss sich Eckart Runge, eigene künstlerische Wege zu gehen, sich solistischen Projekten zu widmen, vor allem seiner anderen großen Leidenschaft, den Grenzgängen zwischen klassischer Musik und Jazz, Tango, Rock- und Filmmusik.  Für sein solistisches Debutalbum hat Eckart Runge die Ersteinspielung des jazzigen Cellokonzerts op. 85 von Nikolai Kapustin und das 1. Cellokonzert von Alfred Schnittke mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin ausgewählt. Die Europäische Erstaufführung von John Williams Cellokonzert wird Runge 2020 mit den Münchner Symphonikern präsentieren.
Als Professor an der Universität der Künste Berlin und an der Chapelle de la Reine Elisabeth in Brüssel gibt er seit 2005 seine Erfahrungen weiter. 
Eckart Runge spielt ein seltenes Cello der Brüder Hieronymus und Antonio Amati aus Cremona von 1595, das ihm als großzügige Leihgabe von Merito String Instrument Trust Wien zur Verfügung gestellt wird.

Jacques Ammon

In Santiago de Chile als Kind deutsch-chilenischer Eltern geboren, machte Jacques Ammon bereits 1989 als erster Preisträger des Internationalen Claudio Arrau Klavierwettbewerbs zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Seine Studien begann Jacques Ammon als Schüler von Margarita Herrera in Santiago und setzte sie 1990 bei Konrad Elser an der Musikhochschule Lübeck fort. 
Jacques Ammon konzertiert regelmäßig als Solist und Kammermusiker in den renommiertesten Konzerthäusern Deutschlands sowie in Europa (u.a. Wiener Konzerthaus, Chatelet Paris, Concertgebouw Amsterdam, Wigmore Hall London, Palau de la Musica Barcelona) sowie in Russland, Japan, Chile, Argentinien und den USA. Viele seiner Konzerte sind bei Rundfunkanstalten, wie Radio France, BBC und der ARD dokumentiert.
Auf Einladung der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker war Jacques Ammon künstlerischer Berater einer CD-Produktion (EMI) mit lateinamerikanischer Musik, die eine Grammynominierung erhielt. 2009 wirkte er auf einem Album des Artemis Quartetts (Warner/Erato) mit Musik von Astor Piazzolla mit. Neben dem Duo mit Eckart Runge spielt er regelmäßig mit dem Geiger Daniel Hope. Aus dieser Zusammenarbeit sind mehrere Alben beim Label Deutsche Grammophon entstanden. 
Seit 2015 ist Jacques Ammon Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater Felix - Mendelssohn - Bartholdy in Leipzig.

Quelle: www.eckartrunge.de www.celloproject.de

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