Natur und Umwelt

Kein Sauerstoff in den Tiefen der Apenrader Förde

Kein Sauerstoff in den Tiefen der Apenrader Förde

Kein Sauerstoff in den Tiefen der Apenrader Förde

Apenrade/Aabenraa
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Die Apenrader Förde ist über 20 Meter tief. Im Bodenbereich herrschte in diesem Herbst wieder akuter Sauerstoffmangel, was der Tierwelt großen Schaden zufügt. Foto: Volker Heesch

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Die staatliche dänische Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ hat auch im Oktober noch giftigen Schwefelwasserstoff im inneren und äußeren Bereich der Meeresbucht registriert. Erst jüngste Stürme haben für Frischwasserzufuhr und Entspannung gesorgt.

Die Qualität des Wassers in der Apenrader Förde gibt auch in diesem Jahr den Umweltbehörden Anlass zur Sorge. Zwar gab es kaum Probleme mit der Badewasserqualität. Doch im Oktober wurden Massenvermehrungen von einzelligen Planktonorganismen beobachtet, die das Wasser rötlich färbten. Vom Baden wird an solchen Bereichen abgeraten, außerdem kann es zur Aufnahme dieser Einzeller in Muscheln kommen, die Gifte der Einzeller aufnehmen, weshalb man sie nicht verzehren sollte. Im jüngsten Bericht der staatlichen Umweltbehörde „Naturstyrelsen“ wird auf anhaltende Probleme in den tieferen Bereichen der Apenrader Förde hingewiesen.

Dieses Diagramm der Umweltbehörde zeigt, dass Ende Oktober wieder Sauerstoff (Oxygen indhold, hellblau ) in unter 15 Metern Tiefe (Angabe Dybde) gemessen wurde. In der Mitte ist rot die Temeperatur und ganz rechts dunkelblau der Salzgehalt angegeben. Foto: Miljøstyrelsen

 

Bei Messungen im September wurde am Grund der Förde ab 10 Meter Tiefe völliges Fehlen von Sauerstoff festgestellt. Festsitzende Tiere und Fische konnten dort nicht mehr leben.

Giftiger Schwefelwasserstoff

Hinzu kam der Austritt von Schwefelwasserstoff. Das stinkende Gas bildet sich bei Gärungsprozessen im Bodenschlamm, wenn kein Sauerstoff zur Verfügung steht, damit sich von der Oberfläche abgesunkene Algenteppiche zersetzen können. Schwefelwasserstoff hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Fischsterben geführt, wenn bei Bewegung des Wasserkörpers mitunter Schwärme in giftige, sauerstofffreie Bereiche gerieten und nicht entkommen konnten.

 

Bodenlebende Fische wie Scholle, Sandgrundel (vorn) und Knurrhahn (Bildmitte) haben bei Austritt von Schwefelwasserstoff kaum eine Überlebenschance. Foto: Volker Heesch

 

Bis Anfang Oktober hielt der Sauerstoffmangel in der gesamten Förde an.

Ende Oktober Entspannung

Erst gegen Ende Oktober ist durch Stürme das Tiefenwasser mit sauerstoffreichem Wasser der Oberfläche durchmischt worden. Es gab im äußeren Teil der Förde sogar in Bodennähe wieder Wasser mit Sauerstoff. Eine Rolle bei den Sauerstoffverhältnissen spielt auch die Wassertemperatur. Je kühler das Wasser ist, umso mehr Sauerstoff kann es lösen. Auch in diesem Jahr gab es relativ hohe Wassertemperaturen in der Apenrader Förde, selbst in unter 20 Metern Tiefe noch 13 Grad.

Hohe Wassertemperatur nachteilig

Neben der Zersetzung der Algenteppiche, die sich bei sonnigem und warmem Wetter wie Ende September bei hohem Nährstoffgehalt im Fördewasser bilden und nach einiger Zeit absterben, verschlimmert die hohe Wassertemperatur den Mangel an Sauerstoff. In der Apenrader Förde wird der Wasseraustausch nicht nur von der ab Frühjahr wirksamen Schichtung des Wassers gehemmt. Das leichtere warme Oberflächenwasser liegt stabil über kühlerem Tiefenwasser.

Förde in Eiszeit entstanden

Es gibt am Boden der Förde, die sich im Bereich eines eiszeitlichen Gletschers gebildet hat, auch Bodenschwellen, die den Wasseraustausch hemmen, der am besten funktioniert, wenn das Wasser sich auf 4 Grad abgekühlt hat. Eine Besserung der ökologischen Situation in der Apenrader Förde hängt davon ab, ob es gelingt, den Nährstoffgehalt in den Küstengewässern zu senken, der durch Einschwemmung von Nährsalzen überdüngter Felder, aber auch „Stickstoffregen“ aufgrund von Stickoxidausstoß aus Verbrennungsmotoren und Kraftwerken seit Jahrzehnten überhöht ist.    

 

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