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Staatliche Bürgschaft soll Wohnungskauf auf dem Lande sichern

Staatliche Bürgschaft soll Wohnungskauf auf dem Lande sichern

Staatliche Bürgschaft soll Wohnungskauf auf dem Lande sicher

Ritzau/nb
Kopenhagen/Nordschleswig
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Die Naturverbundenheit spielt für viele Menschen bei der Wahl des Wohnorts eine wichtige Rolle (Archivbild). Foto: Linda Kastrup/Ritzau Scanpix

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Die Regierung möchte sicherstellen, dass ein Immobilienkauf auch in Randgebieten möglich ist. Deshalb möchte sie unter bestimmten Voraussetzungen für bis zu 30 Prozent der Kaufsumme als Bürgschaft absichern. Während Immobilienmakler den Vorstoß begrüßen, sieht der Finanzsektor keinen Handlungsbedarf.

Im Endspurt des Kommunalwahlkampfes hat die Regierung eine lange erwartete Initiative vorgestellt, die Immobilienkäuferinnen und -käufern in ländlichen Gegenden und in Randgebieten zugutekommen soll.

Der Gesetzesentwurf sieht „Avisen Danmark“ zufolge die Möglichkeit vor, dass der Staat für bis zu 30 Prozent der Kaufsumme eine Bürgschaft stellt. Das sagt Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) gegenüber dem Nachrichtenmedium.

„Wir haben in der Regierung lange daran gearbeitet, das richtige Modell zu finden, um Däninnen und Dänen zu unterstützen, die gerne außerhalb der Städte wohnen möchten, so dass sie die Möglichkeit bekommen, ihren Immobilienwunsch zu finanzieren“, sagt sie.

Postleitzahl verhindert Kredit

„Ich habe auf meiner Rundtour viele getroffen, die mir erzählt haben, dass sie keinen Kredit für ihre Traumwohnung bekommen, weil sie die verkehrte Postleitzahl hat“, so Frederiksen.

Der Gesetzesvorschlag sieht vor, eine staatliche Garantie auf den größten Teil des Immobilienkredites, der zwischen 60 und 90 Prozent des Wertes der Eigentumswohnung liegt, zu leisten.

Ich habe auf meiner Rundtour viele getroffen, die mir erzählt haben, dass sie keinen Kredit für ihre Traumwohnung bekommen, weil sie die verkehrte Postleitzahl hat.

Mette Frederiksen (Soz.), Staatsministerin

Voraussetzung ist jedoch, dass die Wohnung einen Quadratmeterpreis von weniger als 8.000 Kronen hat, oder in einem Postleitzahlengebiet liegt, in dem der durchschnittliche Quadratmeterpreis darunter liegt. In diesem Fall darf die Wohnung bis zu 10.000 Kronen per Quadratmeter kosten.

Die Regierung schätzt, dass etwa 200 Postleitzahlengebiete von der Möglichkeit einer staatlichen Kreditbürgschaft profitieren können.

Immobilienmakler: Probleme sind real

Mehrere Immobilienmakler in betroffenen Gegenden bestätigen, dass die Probleme, eine Kreditfinanzierung zu bekommen, real sind.

„Wir haben Kunden, die womöglich einen Kreditwunsch über 600.000 Kronen für ein Haus auf dem Land abgelehnt bekommen, jedoch durchaus 1,2 Millionen Kronen für ein Haus in der Stadt finanziert bekommen können“, sagt Immobilienmakler Frank Risgaard Lauritzen vom Immobilienbüro Rømø-Skærbæk.

Auch bei Nybolig in Odsherred kann man davon ein Lied singen, wie Eigentumsmakler Mikkel Henriksen bestätigt.

Es ist die absolute Ausnahme, dass ein Kreditwunsch abgelehnt wird, und das betrifft sowohl die Städte als auch die ländlichen Gegenden.

Ane Arnth Jensen, stellvertretende Direktorin bei Finans Danmark

„Wir erfahren natürlich notwendigerweise nicht immer die ganze Wahrheit, weshalb die Leute einen ablehnenden Bescheid auf ihren Kreditwunsch erhalten. Dafür kann es zahlreiche Gründe geben. Dies kann jedoch eine der Ursachen sein“, sagt er.

„Es ist beispielsweise schwierig, wenn wir Kunden haben, die relativ viel Geld für eine Mietwohnung zahlen, und für die es eigentlich wesentlich günstiger wäre, in einer Eigentumswohnung zu wohnen, die sie jedoch nicht finanzieren können“, so Henriksen.

Verwunderung bei den Kreditinstituten

Beim Interessenverband der Banken und Realkreditinstitute, Finans Danmark, kann man die Problematik, dass Immobilienkäufer in Randgebieten aufgrund der Postleitzahl keine Kreditfinanzierung bekommen können, hingegen nicht bestätigen.

„Es ist die absolute Ausnahme, dass ein Kreditwunsch abgelehnt wird, und das betrifft sowohl die Städte als auch die ländlichen Gegenden“, sagt Ane Arnth Jensen, stellvertretende Direktorin bei Finans Danmark.

„Sofern es zu einer Ablehnung des Kreditwunsches kommt, liegt das zumeist in den finanziellen Verhältnissen in der Familie begründet, weshalb es auch in Zukunft Däninnen und Dänen geben wird, die keine Kreditzusage bekommen“, erläutert sie.

Insbesondere auf den Inseln und in ländlichen Randgebieten kann es schwierig werden, Geld für einen Wohnungskauf von der Bank zu bekommen, da es nicht sicher sicher ist, inwieweit die Immobilie ihren Wert behält.

Ole Hækkerup, Direktor des Maklerverbandes Dansk Ejendomsmæglerforening

Dem Interessenverband zufolge wurden im Jahr 2020 16.396 Immobilienkredite für den Erwerb von Eigentumswohnungen in Randkommunen vergeben. Das entspricht einer Zunahme von 8 Prozent gegenüber 2019.

Maklerverband von positiver Wirkung überzeugt

Ole Hækkerup, Direktor des Maklerverbandes Dansk Ejendomsmæglerforening, ist überzeugt, dass der Gesetzesvorschlag der Regierung einen positiven Effekt haben wird.

„Insbesondere auf den Inseln und in ländlichen Randgebieten kann es schwierig werden, Geld für einen Wohnungskauf von der Bank zu bekommen, da es nicht sicher ist, inwieweit die Immobilie ihren Wert behält. Wir glauben, dass der Gesetzesvorschlag daran etwas ändern kann“, sagt er.

Lob auch von Landdistrikternes Fællesråd

Beim Interessenverband für die ländlichen Gebiete, Landdistrikternes Fællesråd, begrüßt man den Vorstoß der Regierung ebenfalls.

„Wir haben dafür gekämpft, Lösungen für die Herausforderung bei der Finanzierung einer Wohnung zu finden, wie es sie in vielen ländlichen Gegenden gibt“, sagt der Vorsitzende des Verbandes, Steffen Damgaard.

Der Vorschlag hilft dabei, eine Lösung für die Herausforderungen zu finden, die mit der Finanzierung von Immobilienkäufen auf dem Land verbunden sind. 

Steffen Damgaard, Vorsitzender des Interessenverbandes Landdistrikternes Fællesråd

Er ist überzeugt, dass damit mehr Menschen dazu bewogen werden können, von der Stadt aufs Land zu ziehen.

„Der Vorschlag hilft dabei, eine Lösung für die Herausforderungen zu finden, die mit der Finanzierung von Immobilienkäufen auf dem Land verbunden sind. Das muss in Zusammenhang mit anderen, langfristigen Lösungen für bessere Rahmenbedingungen gesehen werden, um sich auf dem Lande niederzulassen, eine Arbeit zu finden und sein Familienleben dort zu führen“, sagt er.

Eine Voraussetzung für eine Immobilienfinanzierung sei natürlich, dass die Betroffenen gesunde finanzielle Verhältnisse mitbringen, fügt Damgaard hinzu.

Auch Venstre möchte Anreize schaffen

Neben der Regierung kommt auch Venstre mit einem Vorstoß, der Erstkäufern in ländlichen Gegenden finanziell unter die Arme greifen soll, wie „Berlingske“ berichtet.

Die Partei möchte, dass unter anderem Ausgaben für einen Anwalt und einen Bausachverständigen, die typischerweise mit einem Immobilienkauf verbunden sind, über den Handwerkerfreibetrag von der Steuer abgesetzt werden können. Dafür will Venstre 50 Millionen Kronen vorsehen.

Voraussetzung dafür soll jedoch sein, dass die Wohnung insgesamt nicht mehr als 1 Million Kronen kosten darf.

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