Bundestagswahl

Gelungener Abschluss der Vortragsreihe

Gelungener Abschluss der Vortragsreihe

Gelungener Abschluss der Vortragsreihe

Nele Dauelsberg
Apenrade/Aabenraa
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Nach dem Vortrag von Prof. Dr. Ruck stellte das Publikum einige Fragen. Foto: Nele Dauelsberg

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Es ist Donnerstagabend, fast 19 Uhr, und zum dritten Mal füllt sich das Haus Nordschleswig mit Besucherinnen und Besuchern. Zum dritten Mal sind die Menschen gespannt auf den nächsten Vortrag zur Bundestagswahl. Und zum dritten Mal erbietet sich ein Abend mit spannenden politischen Diskussionen.

Welche Koalitionen können nach der Bundestagswahl entstehen? Wie sieht die deutsche Parteienwelt der vergangenen Jahre aus? Wieso ist Olaf Scholz laut den Umfragen auf einmal der favorisierte Kanzlerkandidat? Auf diese Fragen gab Prof. Dr. Michael Ruck am Donnerstagabend Antwort.

Auch beim letzten Vortrag der Reihe dreht sich alles um die Bundestagswahl am kommenden Sonntag, 26. September. Das Interesse der Nordschleswiger dazu ist groß, denn mit mehr Zuhörerinnen und Zuhörern als sonst hält Ruck seinen Vortrag und lud alle zur anschließenden Diskussionsrunde ein.

Michael Ruck ist an der Europa-Universität Flensburg Professor für Zeitgeschichte und Politikwissenschaft. Foto: Nele Dauelsberg

Amüsierte und lockere Atmosphäre

Die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung sind guter Laune und eine lockere Stimmung liegt in der Luft. Kurz nach 19 Uhr erhebt sich Moderator und Kommunikationschef des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Harro Hallmann, und begrüßt die Gäste sowie den Professor für Politikwissenschaften und Zeitgeschichte der Europa-Universität Flensburg, Michael Ruck.

„Am Sonntag ist die Bundestagswahl in Deutschland. Wie sie ausgeht, das wird uns heute Prof. Dr. Ruck sagen“, behauptet Hallmann scherzend. Selbstverständlich eröffnet der Professor direkt, dass er dazu nicht in der Lage sei und beginnt mit seinem Vortrag.

 

Gute Stimmung im Haus Nordschleswig – die Besucherinnen und Besucher unterhalten sich angeregt über deutsche Politik. Foto: Nele Dauelsberg

Während er auf komplexe politikwissenschaftliche Themen eingeht, lockert der Professor immer wieder die Stimmung mit kleinen Scherzen auf. Sein Publikum scheint das zu begeistern, denn am Ende stellt es ihm reichlich Fragen.

Die großen Parteien und ihre Fehler

Die Grünen, die SPD und die CDU – diese drei deutschen Großparteien stellen bei der diesjährigen Bundestagswahl Kanzlerkandidaten und eine Kanzlerkandidatin. Prof. Dr. Michael Ruck stellt fest, dass sich die Bevölkerung bis zum Schluss nicht sicher war, für wen sie die Stimme abgeben.

„Ich habe eigentlich gedacht, dass die Briefwähler schon viel früher wählen würden. Aber sie haben ihre Briefe bis zum Schluss behalten“, erzählt der Politikwissenschaftler. „Man kann also sagen, die Masse hat sich langsam an die Wahlurne rangerobbt.“

Olaf Scholz ist im besten Sinne ein Langweiler.

Prof. Dr. Michael Ruck

Als einen Grund dafür sieht er, dass alle drei Parteien keine Stärke gezeigt haben. „Die Grünen sind von einer Wechselstimmung in Deutschland ausgegangen. Das war einfach eine Fehleinschätzung. Das gab es nicht, sondern es gab eine Ermüdung an der bestehenden Regierung“, kritisiert Ruck. Die Partei habe so viele unentschlossene Wählerinnen und Wähler mit zu großem Tatendrang abgeschreckt.

„Ich bin der Meinung, dass die Zustimmung der CDU sehr lange nur eine Zustimmung für Merkel war. Die hat sie jetzt nicht mehr“, erklärt Ruck. Trotzdem sei es bei Wahlen oft nicht die Kandidatin oder der Kandidat, für die oder den sich die Bevölkerung entscheidet.

Als Dankeschön für den Abend erhält Prof. Dr. Michael Ruck (l.) einen Reiseführer über Nordschleswig am Ende der Veranstaltung von Harro Hallmann (r.) überreicht. Foto: Nele Dauelsberg

Auch wenn viele anderes behaupten würden, sei es immer noch eine Themenentscheidung. „Die CDU ist immer trotz und nicht wegen ihrer Kandidaten gewählt worden“, so Ruck.

Die SPD liegt derzeit in Meinungsumfragen vorn. Auch dafür hat der Professor eine Begründung: „Olaf Scholz ist im besten Sinne ein Langweiler. Er steht für Veränderung ohne Exzesse.“ Genau das sei in diesem Wahlkampf die Stärke seiner Partei. Durch Scholz' geerdetes und unspektakuläres Verhalten konnte die SPD punkten.

Was die Zukunft in Deutschland bringt

Eine Frage, die viele der Besucherinnen und Besucher im Haus Nordschleswig interessiert, ist, was auf Deutschland nach der Wahl zukommen wird. Deshalb hat Prof. Dr. Michael Ruck Beispiele für mögliche Koalitionen mitgebracht.

„Ich persönlich halte die Ampel-Koalition mit SPD, Grünen und FDP für am wahrscheinlichsten. Aber wissen kann ich es auch nicht“, erklärt der Politikwissenschaftler. Von einer erneuten großen Koalition (CDU und SPD) geht er nicht aus. Auch eine rot-rot-grüne Koalition (SPD, Linke und Grüne) hält er für unwahrscheinlich. Eine Minderheitenregierung wie in Dänemark schließt er aus.

Auch am Ende des Vortrags diskutierten einige der Gäste noch über die Veranstaltung und die anstehende Wahl in Deutschland. Foto: Nele Dauelsberg

„Es kann auch sein, dass wir Merkel noch bis Weihnachten als Kanzlerin haben, weil die Koalitionsverhandlungen nicht beendet werden“, erzählt er. „Zwischen es geht ganz schnell und es wird wieder mehrere Monate dauern, ist alles möglich.“

Am Ende bleibe nur, das Ergebnis abzuwarten. „Alle Daten, auf die wir uns berufen, sind Meinungsumfragen. Es wäre nicht das erste Mal, bei einer Wahl überrascht zu werden“, schließt Ruck seinen Vortrag.

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