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Teil 34: Museumsstück: Wanderpreis in Form eines Staffelholzes

Teil 34: Museumsstück: Wanderpreis in Form eines Staffelholzes

Museumsstück: Wanderpreis in Form eines Staffelholzes

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Sonderburg/Sønderborg
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Zwei Wanderpreise: eine Holzplatte mit dem Schleswig-Holstein-Wappen und das Staffelholz. Foto: Privat

Der „Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger“ stiftete das Exponat 1929. Im Hohlraum befindet sich ein Brief.

Im Jahr 2017 sollte im Deutschen Museum Nordschleswig eine Sonderausstellung zum Vereinsleben innerhalb der deutschen Minderheit präsentiert werden. Dazu begaben wir uns aktiv auf die Suche nach weiteren Exponaten. Als Dachverband der nordschleswigschen Sportvereine sollte auch das Archiv des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig durchleuchtet werden. Normalerweise, so zeigt die Erfahrung, lohnt sich die Durchsicht von Kisten mit Pokalen nicht. Für den einzelnen Sportler mag der Gewinn eines Pokals eine erinnerungswürdige Geschichte sein. Im historischen Kontext und für ein Museum haben sie meist nur einen geringeren historischen Wert. Trotzdem sollte man sorgfältig vorgehen und jeden einzelnen Gegenstand betrachten und bewerten. 

Beim Jugendverband konnte zwischen den unterschiedlichsten Pokalen ein Fund gemacht werden. Zutage kam ein Wanderpreis in Form eines Staffelholzes. Gestiftet wurde es 1929 vom „Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger“. Im Staffelholz eingraviert sind die Wappen Schleswigs und Holsteins, der Name des Stifters und weitere Verzierungen, die Eicheln und Eichenlaub darstellen. Darüber hinaus sind einige Plaketten mit Staffellaufgewinnern auf dem Staffelholz befestigt. Gewinner der 4x100-Meter-Staffel waren unter anderem der Kaufmännische Turnverein (5x), der Männerturnverein Tondern (2x), der Turnerbund Tondern (1X) und der Männerturnverein Apenrade (1x). Das letzte Mal, zumindest nach den Plaketten zu urteilen, ist das Staffelholz 1950 an den Turnerbund Tondern verliehen worden. Eine weitere Überraschung steckte in dem Staffelholz! Es lässt sich am Ende aufschrauben und ist hohl. Im Hohlraum befindet sich ein Brief, mit der Erklärung, wer Stifter des Preises war. Auch wurde auf dem Papier die erste Staffel festgehalten, die das Staffelholz für sich gewinnen konnte.    

Vom Stifter, dem „Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger“, befinden sich auch weitere Exponate im Bestand des Deutschen Museums Nordschleswig. Dies ist zum einen eine Jahresschrift von 1930. Und auch ein weiterer Wanderpreis, gestiftet für das Knivsbergfest, befindet sich im Bestand. Dieser Wanderpreis, eine Holzplatte, zeigt das Schleswig-Holstein-Wappen, umringt von Eichenblättern. Zuletzt wurde er, laut Inschrift auf der Rückseite, an den TSV Lügumkloster 1958 vergeben. 

Der Zettel aus dem Inneren des Staffelholzes. Foto: Privat

 

Zu dem Zeitpunkt, als die beiden Wanderpreise das letzte Mal vergeben wurden, gab es den „Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger“ schon nicht mehr. Dieser wurde, nach längeren Vorüberlegungen, am 02. April 1922 gegründet. Dies als Dachverband für alle nordschleswigschen Vereine, die sich nach der Volksabstimmung 1920 in Schleswig-Holstein gegründet hatten. Neben der Zielsetzung, die Eigenheiten der Nordschleswiger in der „Fremde“ zu bewahren, gab man sich auch eine politische Zielsetzung. Ähnlich wie die deutsche Minderheit in Nordschleswig, setzte man sich für eine erneute Grenzverschiebung ein. Außerdem wollte man „die dänischen Umtriebe südlich der jetzigen Gewaltgrenze“ abwehren. 

Mitglied konnte nur werden, wer in Nordschleswig geboren oder dort Wohnhaft gewesen war. Aus der Jahresschrift des Jahres 1930 geht hervor, dass es 29 angeschlossene Vereine gab; den südlichsten in Hamburg-Altona. Wie viele Mitglieder die angeschlossenen Vereine hatten, ist nicht genau zu sagen. In einer Quelle werden etwa 8.000 Mitglieder angegeben, in einer anderen wird eine Maximalzahl von 5.000 Mitgliedern genannt.     

Mit seinem „Programm“ stand der „Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger“ in direkter Konkurrenz zum Schleswig-Holsteiner Bund. Dieser war 1919, noch unter dem Namen „Deutsch-schleswig-holsteinischer Schutz- und Trutzbund, gegründet worden und konnte in seiner Anfangszeit 38.000 Mitglieder für sich gewinnen. Damit waren die Kräfteverhältnisse klar. Warum dann mit dem „Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger“ noch ein weiterer Verband gegründet werden musste, ist nicht offensichtlich. Wollte man als Nordschleswiger unter sich bleiben? 

Auf lokaler Ebene gab es einige Querverbindungen zwischen den beiden Verbänden. Schnell kamen Überlegungen auf, beide zu vereinen.  Dies sollte 1933 geschehen, indem der „Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger“ im „Schleswig-Holsteiner Bund“ aufging. 

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