100 Jahre Deutsche Minderheit

Teil 31: Politik der Germanisierung wurde fortgesetzt

Teil 31: Politik der Germanisierung wurde fortgesetzt

Teil 31: Politik der Germanisierung wurde fortgesetzt

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Nordschleswig
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Ehrenpreis und Fahne des Dt. Vereins für das nördliche Schleswig / Liederbuch des Deutschen Vereins, Ortsabteilung Sonderburg Foto: DN

Deutscher Verein für das nördliche Schleswig als ein Zeichen des Widerstands.

Mitte der 1880er Jahre gelang es der dänisch gesinnten Bevölkerung in Nordschleswig, sich zu stabilisieren. Viele Vereine waren gegründet worden, und die Stimmzahl bei den Reichstagswahlen war konstant. U. a. wurde der Vælgerforeningen for Nordslesvig 1888 gegründet. Auch die Frage der Optanten, dänische gesinnte Nordschleswiger, die ihre dänische Staatsbürgerschaft beibehalten hatten, war weitestgehend geklärt. Gleichzeitig wurden von staatlicher Seite weitere Schritte unternommen, die dänische Mehrheit im nördlichen Schleswig zu brechen und Germanisierungspolitik fortzusetzen. Dies wurde u.  a. über eine Ausweitung von Deutsch als Schulsprache und eine Umorganisierung des Verwaltungs- bzw. des Wahlrechtes betrieben. Obwohl diese Schritte eingeleitet wurden, wurde die genannte „Stabilisierung“ der dänisch Gesinnten vom deutschen Teil der Bevölkerung kritisch gesehen, und es regte sich Widerstand. Dieser drücke sich besonders durch die Gründung des „Deutschen Vereins für das nördliche Schleswig“ aus.    

Der erste deutschnationale Verein wurde am 3. Dezember 1884 in Sonderburg gegründet. Dieser soll die Forderung aufgestellt haben, Optanten auszuweisen, wenn dessen Verwandte sich politisch aktiv zeigten. Auch in deutschen Kreisen war die Forderung auf negativen Boden gefallen. Wohl deswegen hielt sich der Verein nicht lange. 

1889 wurde ein Deutscher Verein in Lügumkloster gegründet. Vorausgegangen waren Streitigkeiten rund um Wahlveranstaltungen des Vælgerforenigen for Nordslesvig in Lügumkloster. An der Gründungsveranstaltung war auch Pastor Christian Johannes Jacobsen aus Scherrebek/Skærbæk beteiligt. Der Verein organisierte verschiedene Feiern, so zum Geburtstag des Kaisers. Auch führten sie Wahlkampf, z. B. bei Kirchenwahlen.

Der in Hadersleben geborene Jacobsen war von 1884 bis 1904 Pastor in Scherrebek/Skærbæk. Darüber hinaus war er Gründer der Scherrebeker Kreditbank und des Seebades Lakolk. Auch mit der Gründung des Seebades verfolgte er sein Ziel der Germanisierung Nordschleswigs. Nachdem seine wirtschaftlichen Unternehmungen zum Konkurs führten, verabschiedete er sich 1904 aus Nordschleswig.  
  
1890, ein Jahr nachdem in Lügumkloster der Deutsche Verein gegründet wurde, sollte dann ein Gesamtverein für Nordschleswig ins Leben gerufen werden. Wieder federführend dabei Pastor Jacobsen aus Scherrebek/Skærbæk. Unter dem Namen „Deutscher Verein für das nördliche Schleswig“ wollte man sich für die Förderung des Deutschtums bzw. der Germanisierung Nordschleswigs einsetzen. Dies wollte man u. a. durch Aktivitäten bei Wahlen, Errichtung von deutschen Büchereien und Vortragsabenden in deutscher und dänischer Sprache erreichen. 
1892 hatte man 21 Ortsabteilungen mit etwa 1.800 Mitgliedern. 1914 etwa 13.300 Mitglieder mit 104 Abteilungen. Die Abteilungen und Mitglieder verteilten sich auf das gesamte Schleswig-Holstein. Für das Jahr 1914 ist angegeben, dass etwa 55 Prozent der Mitglieder aus Nordschleswig stammten. 

Auch wenn während des Ersten Weltkriegs der nationale Gegensatz nicht vollkommen ruhte, so führte er beim Deutschen Verein fürs nördliche Schleswig zu einer erheblichen Reduzierung der Aktivitäten. Mit dem Resultat des Krieges und der bevorstehenden Volksabstimmung 1920 schienen die letzten Lebensgeister erloschen. So verabschiedete sich der Verein still und leise 1920. 

Damit war eine „Speerspitze“ der Germanisierungspolitik Teil der Geschichte. Erhalten geblieben sind uns aber ein „Ehrenpreis“, ein Liederheft und eine Fahne. Den „Ehrenpreis“ stiftete der Verein 1911 für das Knivsbergfest. Die montierten Plaketten der Sieger sagen uns, dass der „Ehrenpreis“ bis Anfang der 1930er Jahre bei Knivsbergfesten vergeben wurde. Die Fahne stammt vom Deutschen Verein, Ortsabteilung Hoptrup. Auf der einen Seite ist die Germania abgebildet. Die andere Seite zeigt den preußischen Adler. Auf der Fahnenstange sind unterschiedliche Plaketten montiert. Diese stammen von anderen Ortsabteilungen des Deutschen Vereins für das nördliche Schleswig.         

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