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Schützen- und Kameradschaftsverein unter einem „Dach“

Schützen- und Kameradschaftsverein unter einem „Dach“

Schützen- und Kameradschaftsverein unter einem „Dach“

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Nordschleswig
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Die Hauptplakette der Königskette von 1889 / Die Plakette, die Herzog Ernst Günter 1891 als Schützenkönig ausweist. Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Im Museum zu sehen: Königinnen- und Königskette der Kameradschaft für Sonderburg und Umgebung

Schützenvereine waren und sind ein Teil der deutschen Minderheit. Dazu gehört unter anderem einer der ältesten Vereine in Dänemark, das Schützenkorps Tondern von 1693.

Im Bestand des Deutschen Museums Nordschleswig lagern viele Gegenstände der aufgelösten wie auch der existierenden Schützenvereine. So auch die hier abgebildeten Exponate aus Sonderburg/Sønderborg.
Gezeigt werden hier zwei Ketten. Jeweils die Königinnen bzw. Königskette.

Bei der Königskette der Männer fällt sofort die größere Plakette am unteren Ende auf. In ihr eingraviert steht „Kriegerverein f.d. Kreis Sonderburg 23.6.89“. Die Verknüpfung von Schützen- und Kriegerverein ist nicht unbedingt auffällig. Aber da Kriegervereine und Kameradschaften heute in der Gesellschaft nicht mehr die gleiche Präsenz wie früher haben, ist es wohl doch eine Verbindung, die uns heutzutage nicht unbedingt bewusst ist.

Die Königskette für die Männer Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Der Kriegerverein für den Kreis Sonderburg schoss auf jeden Fall regelmäßig die Königskette aus. Dies setzte mit dem Ersten Weltkrieg aus. Nachdem sich die Kriegervereine in Nordschleswig nach der Volksabstimmung 1920 neu organisiert hatten, wurde auch der Schießbetrieb erneut aufgenommen. Dies nicht nur in Sonderburg, sondern auch in Apenrade/Aabenraa, Hadersleben/Haderslev und Tondern/Tønder.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde in Sonderburg die Königskette nicht ausgeschossen. Dazu kam, dass der Schießbetrieb hauptsächlich in die Regie der Schleswigschen Kameradschaft überging und auch im Rahmen der Zeitfreiwilligen geschossen wurde.
Die Sonderburger Königskette wurde erst 1969 wieder ausgeschossen. Dies, nachdem eine Schießgruppe unter der Kameradschaft für Sonderburg und Umgebung gegründet worden war. Der Schießbetrieb in Sonderburg war also auch weiterhin ein Teil einer Kameradschaft bzw. eines Kriegervereins.

So sieht die Königinnenkette aus. Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Dass sich die Zeiten dann aber doch ein wenig geändert hatten, zeigt die abgebildete Königinnenkette. Auch sie wurde unter dem „Dach“ der Kameradschaft für Sonderburg und Umgebung ausgeschossen. Dies ab 1970, also ein Jahr nachdem die Königskette wieder ausgeschossen wurde.

Gestiftet wurde die Königinnenkette von Friedrich Ferdinand Prinz zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Dieser war Präsident des Kyffhäuserbundes, der Dachorganisation der Kriegervereine/Kameradschaften.

Ein Verwandter des zuvor genannten Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg wurde als Schützenkönig einer der bekannteren Namen auf der Königskette von Sonderburg.

Ende 2002 beschloss die Generalversammlung der Kameradschaft für Sonderburg und Umgebung, sich von der Schießgruppe zu trennen. Die Sonderburger Kameradschaft ging in den Kameradschaftsverband für Nordschleswig auf. Die Spuren der Schießgruppen verlaufen sich im Sande.

Beide Ketten wurden, nach den eingravierten Daten, zuletzt 1997 ausgeschossen. Die Königskette befindet sich seit 2002 und die Königinnenkette seit Anfang 2019 im Deutschen Museum Nordschleswig.

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