Heimatkunde
Schleswigs Baugeschichte in Süderseiersleff studiert
Schleswigs Baugeschichte in Süderseiersleff studiert
Schleswigs Baugeschichte in Süderseiersleff studiert
Eine Halbtagesfahrt der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig führte zum Hof Sejerslevgaard und zur Emmerleffer Kirche. Zum Auftakt gab es einen Besuch in Pastor Möllers Gartenreich.
Ein in Vergessenheit geratenes Gartenparadies in Wiesby, einen alten Bauernhof in Süderseiersleff und die aus dem Mittelalter stammende Emmerleffer Kirche hat die Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig auf ihrer Halbtagesfahrt in Augenschein genommen.
Im Mittelpunkt der Fahrt mit rund 30 Teilnehmern stand dabei der erst seit 1991 unter Denkmalschutz stehende Hof Sejerslevgaard, der, im 17. Jahrhundert errichtet, sich fast unverändert wie nach den jüngsten größeren Umbauten im Jahre 1797 präsentiert, wie Inger Lauridsen vom Freundeskreis des Hofes erklärte. Die frühere Leiterin des Tonderner Museums hieß die HAG-Gruppe gemeinsam mit der Eigentümerin des Hofes, Architektin Pernille Bejer, in dem Gebäude willkommen, in dem es wirkte, als sei die Zeit stehen geblieben.
Der HAG-Vorsitzende Lorenz Peter Wree hatte während der Anfahrt berichtet, dass der historische Hof der letzten Eigentümerfamilie Andresen auch Erwähnung gefunden hatte in den Erinnerungen Agathe Holtorfs, die vor einigen Jahren in der HAG-Jahresschrift abgedruckt worden waren. So konnte an die „schöne Signe“ erinnert werden, die Tochter des Hauses, die zu Anfang des 20. Jahrunderts als Gastgeberin eines Kinderballs in schwedischer Volkstracht und schwarzem Mieder durch die heute altertümlich wirkenden Stuben des Hofes gewandelt ist, um dessen Erhalt der Freundeskreis kämpfen muss.
Inger Lauridsen ging auch auf die Familiengeschichte ein, die mit dem stattlichen Hof verknüpft ist, von dem ein „Zwilling“ bis Anfang der 1960er Jahre gegenüber stand – und nach der Demontage
als Beispiel für westschleswigschen Baustil im Freilichtmuseum in Lyngby wieder aufgebaut worden ist.
Inger Lauridsen erläuterte außen die typische Ständerbauweise, die man auch auf den Halligen und in den Marschen findet – als geniale Konstruktion, die selbst Überflutungen bei Sturmfluten überstand, wenn die Grundmauern umstürzten, aber Menschen und Tiere im oberen Stockwerk den rasenden Elementen trotzen konnten. Inger Lauridsen berichtete über die Tür nach außen, die im ungeheizten Pesel nur geöffnet wurde, wenn Verstorbene aus dem Haus getragen wurden. „Der kühle Pesel diente auch zur Verwahrung von Vorräten“, so die Historikerin und Kunsthistorikerin, die sich große Verdienste um die Erforschung und des Erhaltes des kulturellen Erbes in Nordschleswig erworben hat.
Inger Lauridsen und Pernille Bejer berichteten über die leider nicht sehr erfolgreichen Bemühungen, Mittel aus Stiftungen für die Restaurierung der teilweise gefährdeten Bausubstanz zu werben. In jüngster Zeit sei es gelungen, dringende Arbeiten in den Innenräumen im Rahmen eines Workshops auf Initiative des Nationalparks Wattenmeeres durchzuführen, bei dem Fachleute Handwerkern Techniken zur historisch korrekten Instandsetzung der alten Substanz vermittelt haben. Es wurden in der Küche Haken gezeigt, an denen die Wiege hing, während die Mutter der kleinen Kinder ihre Arbeit am ursprünglich offenen Herd verrichtete. „Die Räume sind mit hohen Decken versehen, es ist ein großzügiger Baustil, aber es muss hier oft sehr gezogen haben“, meinte Inger Lauridsen. Man konnte Reste der einstigen Alkoven sehen.
Richtig nachempfinden konnten die HAG-Besucher die Stimmung im „Dagligdøns“ bei Kaffee und von den Gastgeberinnen gebackener Brottorte. HAG-Vorsitzender Lorenz P. Wree dankte beiden für die Gastfreundschaft und Informationen. Er dankteauch den HAG-Vorstandsmitgliedern Dörte Bossen, Gisela Jepsen und Volker Heesch für die Vorbereitung der Exkursion.
Zum Abschluss der Fahrt führte Lorenz P. Wree die HAG-Gruppe durch die Emmerleffer Kirche in Sichtweite des Sejerslevgaard. Er gab Informationen zum ursprünglich bescheidenen romanischen Kirchenschiff, das 1220-1250 nach Osten verlängert worden ist. Der spätgotische Altar mit dem Motiv einer Marienkrönung fand ebenso Erwähnung wie das Wirken von Vorfahren des Dichters Matthias Claudius in Emmerleff.