Tønder Revy 2018
Schmackhaft angerichtet
Schmackhaft angerichtet
Schmackhaft angerichtet
Die Tønder Revy nimmt Geschehen aus der kleinen und großen Welt spritzig und nachdenklich aufs Korn.
Bei der Tønder Revy kommt die echte Ware auf den Tisch. Dort kommt weder die Musik aus der Dose noch kommen die Kostüme von der Stange, und auch die Texte sind maßgeschneidert. Nach diesem bewährten Rezept, bei dem nichts dem Zufall überlassen ist, hat das 48-köpfige Team um Regisseur Tommy Juhl und Vorstellungsleiterin Susanne Sønnichsen wieder ein leckeres „Menü“ gezaubert.
Die Speisenfolge mit gut gewürzten Gerichten aus den heimischen Gefilden und dem landesweiten Horizont trifft nicht nur den Geschmack von Einheimischen, sondern bietet durch seine Weltoffenheit auch Auswärtigen einen Anreiz. Es gibt gehaltvolle und leicht verdauliche Inhalte. Die Revue setzt erneut ihre musikalischen Muskeln ein. Eine neue Prise kommt durch die diesjährige Rückkehr von Darstellerin und Sängerin Cocco Larsen dazu.
Bei dem Bühnenbild hat sich Tønder Amatørscene von dem Musical Chicago inspirieren lassen. Wirkt es auf Anhieb im Vergleich zu früheren Kreationen eher etwas gedämpft, so bietet es mit dem „Orchestergraben“ im „ersten Stock“ den Musikern eine hervorragende und für alle gut sichtbare Position. Mit der Beleuchtung und Lametta werden die verschiedenen Szenen ins glitzernde Show-Licht gerückt.
Nach dem musikalischen Auftakt bekommt die Sydbank ihr Fett weg. Mit den von ihr praktizierten eingeschränkten Öffnungszeiten für die Bedienung an der Kasse gibt es nicht mal für einen Bankräuber ein Durchkommen. Die Polizeikadetten an der Grenze und der Wildschweinzaun werden gekonnt verarztet. Ein extrem genussvolles Häppchen ist die Szene, in der Mikael Petersen in die Rolle als „Kartoffelwoman“ Gertrud Sand schlüpft und zeitweise sogar noch das Original in The Julekakalender, Carsten Knudsen, übertrumpft. Nicht nur vom schauspielerischen, sondern auch von der Stimmlage her eine Meisterleistung.
Jubel weckt die in die Jahre gekommene Herrenriege, die sich trotz Wehwehchen fit hält, in dem sie sich als Boyband outet. Nachdem in der ersten Halbzeit der Appetit des Publikums geweckt wird, nimmt die Revue nach der Pause Fahrt auf, und es geht ans Eingemachte. Das Brodeln und Tauziehen in der Venstre-Fraktion im Kommunalrat im Kielwasser der „gerechten“ Konstituierung wird in Form der „Reise nach Jerusalem“ thematisiert.
Die Abbruchfirma nimmt auch Kurs auf den Wasserturm und Bachmanns Wassermühle
Die Rolle des auf dem Thron sitzenden Bürgermeisters Henrik Frandsen, der das letzte Wort hat und der erstmals auf der Revue-Bühne auftaucht, verkörpert Lars Løbner Hansen. Die Lachmuskeln bringen die beiden lokalen Tratschen Henriette (Pia Hansen) und Pernille (Tommy Juhl) gehörig auf Trab. Juhl präsentiert sich als weiblicher Tennisstar, während die kaum so sportlich daherkommende Henriette im „Hochsitz“ positioniert ist. Pernille hat sich wieder einen Tonderaner ausgesucht, auf den sie ihr ganzes Begehren und ihre sabbernde Begeisterung wirft.
Erschien manchen Bürgern der fehlerhafte Abriss der unter Denkmalschutz gestellten Brücke bei Toftlund als grell, so setzten die Revueleute noch einen drauf. Die Abbruchfirma nimmt auch Kurs auf den Wasserturm und Bachmanns Wassermühle. Beim Parkchaos, das durch den Flohzirkus bei Kirkens Korshær ausgelöst wird, hat die Parkwächterin (Pia Hansen) das burschikose Sagen. Sie schlüpft auch in die kuriose Rolle als Orakel und hat als skurrilen Handlanger Dirk Andresen an ihrer Seite.
Am Ende wartet das Sahnehäubchen. Ein erlesener Hochgenuss ist der Monolog von Dirk Andresen. Er fasst sich selbst als Witzbold auf, während er mit Mimik und monotoner Stimme eher als ein Langweiler von Format rüberkommt. Ein Auftritt, der auch für eine professionelle Bühne reif ist. Bon Appetit!
Nach der Premiere spielt die Revue bis einschließlich Sonntag täglich, 19.30 Uhr, in der Schweizerhalle. Karten gibt es noch unter www.tas.safeticket.dk.