Gut eingelebt

Das Beste aus allen Kulturen

Das Beste aus allen Kulturen

Das Beste aus allen Kulturen

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Lunden
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Die Eltern Jegatha und Raja mit den Kindern Kayani, Dariusch, Arjun und Pharaniga Foto: RN

Familie Shanmuganathan aus Sri Lanka hat in den deutschen Institutionen und im dänischen Umfeld gut Fuß gefasst.

1993 ist Shanmugaragkumar (kurz Raja) Shanmuganathan aus Sri Lanka nach Deutschland gekommen, „einen Plan hatte ich nicht. Ich bin über Moskau  nach Deutschland   gekommen, von dort in die Schweiz.  Ich wollte  gern studieren, das hat aber nicht geklappt. Es gab  dann mehr Möglichkeiten für mich in Deutschland. So kam ich nach Duisburg“, erzählt Raja in seinem Haus im Lyngmosevej.

Raja hatte sein Abitur gemacht, wollte in Columbo etwas mit Transportwesen studieren, doch wie so viele Tamilen floh auch er vor dem Bürgerkrieg (1983 bis 2009).   In Deutschland hat er politisches Asyl beantragt und  es erhalten.  In Duisburg lebten Schwestern seiner kommenden Ehefrau Jegatha: „Es war eine arrangierte Hochzeit. Wir hatten am Telefon  miteinander  geredet,  aber  gesehen haben wir uns erst am Flughafen“,  erzählt Raja von der Begegnung 2001. Das Paar hat in der Botschaft geheiratet. Das war einfacher, weil ohne viel Bürokratie.   

2012 erfolgte arbeitsbedingt der Umzug von Flensburg nach Nordalsen.  Pendeln wollte  er nicht. 
Mittlerweile hat das Paar vier Kinder, die alle den Kindercampus Lunden besuchen,   Kayani hat nach der 6. Klasse  zur  Deutschen Schule  Sonderburg  gewechselt. „Ich bin deutscher Staatsbürger. Wir haben  Familie in Deutschland, da sollten sie Deutsch lernen“, begründet Raja die  Wahl der deutschen Institutionen.  

Mit Ideen bereichert

Wer die  Familie im Kindercampus erlebt, weiß, dass sie in den  deutschen Institutionen Fuß gefasst hat, ihr aber auch das  dänische Umfeld behagt. Raja war bis zur jüngsten Generalversammlung  viele Jahre aktives   Vorstandsmitglied und hat die Einrichtung durch Ideen wie Flohmarkt  bereichert. „Auch wenn ich nicht mehr im Vorstand bin, mache ich weiter. Die Heizung muss ja zwischendurch  kontrolliert    werden“, sagt er lachend. 

Sie sind Hindus, doch im Wohnzimmer steht eine weihnachtlich geschmückte Tanne. „Die Kinder  lernen das ja in der Schule.   Wenn sie dann nach den Ferien in die Schule zurückkommen, können sie   auch erzählen, dass sie Geschenke  erhalten haben“, begründet Raja den Spagat zwischen seinem Glauben und  neuem Lebensumfeld.

Beide Kulturen

Es gebe keine so strengen  Regeln, nur freitags wird fleischlos gekocht.  Und wie in der Heimat haben sie einen Raum zum Beten, wenn auch einen kleinen,      mit Bildern, Öllampe und Räucherstäbchen.  
Damit sich die vier Kinder   auch den religiösen, sprachlichen  und   kulturellen Wurzeln der Eltern verbunden fühlen,   ist die Familie aktiv  in der tamilischen Gemeinde, feiert Erntedank  im Januar (Dank an die Sonne)   und Neujahr im April.    Jeden Sonntag  fährt sie nach Sonderburg. Die Kinder werden in der tamilischen Sprache unterrichtet, und das heißt, sie müssen  247 Buchstaben beherrschen,  von denen die meisten  aus mehreren, teils identischen Zeichen   bestehen.   „Meine Familie ist in der Welt verstreut. Viele sagen, warum? Du braucht die Sprache ja doch nicht.  Aber unsere Kinder sollen es verstehen und sprechen“, sagt Raja. Kayani weiß  das zu schätzen, auch wenn es manchmal hart ist, sonntags zu lernen, neben der Schule.   „So kann ich mit der Familie auf Sri Lanka reden“, sagt die 14-Jährige.

Die Kinder wachsen somit dreisprachig auf. Jegatha hingegen will ihre Dänischkenntnisse verbessern und besucht   das VUC in Sonderburg. Sie möchte mal als Pädagogin arbeiten. 

Raja  war zwischenzeitlich selbstständig (Computer) und  hat als Automatiktechniker gearbeitet und nebenbei   auf dem Hof   Hühner gezüchtet und Eier verkauft. Nun  ist er begeisterter  Imker  und experimentiert   mit Seifen aus Naturmaterialien.   Zurzeit ist er  arbeitslos.

Das Jobcenter hat ihm ein hohes Maß an Integration bescheinigt. „Das hat  mich schon motiviert.“  
Das Lob bezieht er auch auf seine Familie:  „In der Kindererziehung  mischen wir. Wir nehmen das Beste aus jeder Kultur. Wenn man hier leben will, muss man sich anpassen. Aber 100-prozentige Dänen werden wir wohl nicht“, sagt Raja. 

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