Heiraten in Dänemark

Neues Scheinehe-Gesetz: Ærø will irisches Modell

Neues Scheinehe-Gesetz: Ærø will irisches Modell

Neues Scheinehe-Gesetz: Ærø will irisches Modell

cvt/Ritzau
Marstal
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Hochzeit
Foto: Marc A. Sporys/Unsplash

In Nordschleswig bangt vor allem die Kommune Tondern um Tourismuseinnahmen, wenn Hochzeiten für Ausländer in Dänemark zentral überprüft werden sollen. Auch auf Alsens Nachbarinsel Ærø würde ein Wirtschaftszweig wegbrechen, fürchten die Insulaner – und wollen es lieber wie die Iren machen.

Auf der einstigen Seefahrer-Insel Ærø sitzt der Frust über das neue Scheinehe-Gesetz tief, das am Freitag vom Folketing beschlossen wurde. Der Tourismus- und Gewerbeverein der Insel ist zwar durchaus der Meinung, dass Schein- und Zweckehen entgegengewirkt werden sollte – doch von der Lösung, die in Kopenhagen gefunden wurde, hält man auf Ærø wenig.

„Wir haben große Sorge, dass das hier den Hochzeitstourismus in Dänemark zerstören wird. Wir freuen uns geleindegesagt nicht sonderlich über die gefundene Lösung. Wir befürchten, dass es viel weniger Hochzeiten auf Ærø geben wird“, sagt Chris Hammeken, Direktor von „Ærø Turist og Erhvervsforening“.

Zu lange Sachbearbeitung, zu viel Abschreckung

Der Folketingsbeschluss sieht unter anderem vor, dass eine spezielle Zentraleinheit geschaffen wird, die ausländische Paare überprüft, die in Dänemark heiraten wollen. Diese Einheit soll in Kopenhagen liegen und die Sachbearbeitung bis zu einer Woche dauern. Zu lange, meint Hammeken.

„Wir operieren jetzt mit ein bis zwei Tagen. Die kurze Sachbearbeitungszeit ist eine der Ursachen dafür, dass man Dänemark als Heiratsort wählt“, sagt er,

30 Millionen Kronen (rund vier Millionen Euro) bringt der Heiratstourismus der 6.200-Einwohner-Insel jedes Jahr. 2017 wurde dort 2.600 mal geheiratet. Damit gehört Ærø zu den vier großen Heiratskommunen für Ausländer in Dänemark – neben Langeland, Kopenhagen und Tondern.

Die Einnahmen gehen in Zukunft nach Kopenhagen, nicht nach Ærø oder Tondern

850 Kronen kassiert die Kommune Ærø von jedem ausländischen Paar, das dort heiraten will. Ein Team von fünf bis sechs Mitarbeitern verwaltet die Eheschließungen. Durch den neuen Beschluss werden sich die Kosten auf 1.618 Kronen (217 Euro) erhöhen. Und sie werden nicht mehr in Ærø eingenommen, sondern an die neue Zentraleinheit gezahlt.

„Dass die Gebühren steigen und dass die Sachbehandlungszeit steigt, sind zwei wesentliche Probleme“, meint Hammeken. Die Kommune Ærø will sich weiterhin für eine Lösung nach irischem Vorbild einsetzen, wo die Verantwortung, Zweckehen zu verhindern, bei den Kommunen liegt.

Derzeit sind es die Kommunen, die Heiraten genehmigen, wenn die Papiere in Ordnung sind. In Irland haben die Kommunen die Befugnis, nähere Informationen einzuholen und ein Paar gegebenenfalls abzuweisen, wenn es Verdachtsmomente gibt. Diese Lösung wünscht sich Hammeken auch für Dänemark.

Tonderns Bürgermeister: „Wir können diese Aufgabe durchaus selbst lösen“

In Tondern, wo jährlich 2.000 ausländische Paare heiraten, hat Bürgermeister Henrik Frandsen (Venstre) sich seit Beginn der Debatte im Februar für ein solches Modell stark gemacht – ohne bei der Regierung auf Gehör zu stoßen. „Ich betrachte eine solche Einheit als Zentralisierung und als Generalverdacht gegen die Kommunen. Wir können diese Aufgabe durchaus selbst lösen“, sagte Frandsen Ende Februar, und: „Ich bin gegen Pro forma-Ehen, aber das ist nicht das, was in Tondern vorgeht. Wenn die Leute zu uns kommen, um zu heiraten, sind das Frauen in fantastisch schönen Kleidern“, meint Frandsen, niemand komme unfreiwillig.

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